Mannheim. Der Täter von Mannheim kam 2013 als Minderjähriger nach Deutschland. Obwohl sein Asylantrag abgelehnt wurde, durfte er bleiben.
Es waren schreckliche Szenen, die sich am vergangenen Freitag, 31. Mai, auf dem Marktplatz von Mannheim abspielten: Ein mutmaßlicher Islamist griff einen Islam-Kritiker an, attackierte ihn mit einem Messer. Das Opfer wurde verletzt, außerdem fünf weitere Personen – unter ihnen ein Polizist, der später seinen Verletzungen erlag.
Die tödliche Messerattacke hat die Debatte über den Umgang mit Islamismus und ausländischen Straftätern befeuert. Es mehren sich Forderungen nach strikteren Abschiebungen ausländischer Straftäter. Mehrere unionsregierte Bundesländer unterstützten den Vorschlag des Hamburger Innensenators Andy Grote (SPD), schwerkriminelle Ausländer künftig auch nach Afghanistan und Syrien abzuschieben.
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Unterdessen werden neue Details zum Täter bekannt. Der laut „Spiegel“ aus der Großstadt Herat in Afghanistan stammende Mann kam nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur 2013 als Teenager nach Deutschland und stellte einen Asylantrag. Der Antrag wurde 2014 abgelehnt. Gleichzeitig wurde jedoch ein Abschiebeverbot verhängt, vermutlich wegen des jugendlichen Alters.
Wie der „Spiegel“ berichtete, heiratete der mutmaßliche Täter 2019 eine Deutsche, mit der er zwei Kinder hat. Durch die Hochzeit erhielt er eine Aufenthaltserlaubnis, zuletzt befristet bis 2026. Seine Integration sei nach Ansicht der Behörden „zufriedenstellend“ gewesen, heißt es von „Bild“. Er machte seinen erweiterten Hauptschulabschluss, jobbte zeitweise als Helfer im Bereich Papier- und Verpackungstechnik.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen war er vor der Tat weder als Straftäter noch als Extremist aufgefallen. Wann die Radikalisierung erfolgte, ist unklar. Ein Nachbar des Mannes berichtete gegenüber „Bild“: „Es gab keinen engeren Kontakt, aber bis vor einem Jahr hat er immer freundlich gegrüßt. Doch plötzlich hat er sich verändert und war nicht mehr so nett.“
Polizist nach Angriff auf Mannheimer Marktplatz gestorben
Der 25-jährige Afghane hatte am Freitag bei einer islamkritischen Kundgebung auf dem Mannheimer Marktplatz ein Messer gezogen und sechs Männer verletzt, darunter ein Polizist. Der 29 Jahre alte Beamte erlag später seinen Verletzungen. Bundesjustizminister Marco Buschmann schrieb am Montagabend auf der Plattform X, mittlerweile lägen „klare Hinweise für ein islamistisches Motiv“ vor.
Kurz zuvor hatte die Bundesanwaltschaft verkündet, sie gehe von einer religiösen Motivation des Täters aus, und die Ermittlungen an sich gezogen. Man gehe davon aus, dass der Mann islamkritischen Menschen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung absprechen wollte, sagte eine Sprecherin.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will nun am Donnerstag im Bundestag eine Regierungserklärung zur aktuellen Sicherheitslage abgeben. Dies geht aus einem Schreiben des Kanzleramts an Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Ob der Schwerpunkt innen- oder außenpolitisch sein wird, blieb allerdings offen.
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Das genaue Motiv des 25-jährigen Täters ist indes noch immer unklar. Bisher war der Mann nicht vernehmungsfähig – er war in den Minuten nach der Attacke ebenfalls verletzt worden. Am Samstag wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen. Ihm wird versuchter Mord zur Last gelegt, wie die Staatsanwaltschaft Karlsruhe und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg mitteilten.
Bei dem Angriff am Freitagvormittag hatte der Mann auf dem Marktplatz in der Innenstadt bei der Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) sechs Männer verletzt, darunter den Polizisten. Zu den Verletzten zählt auch das BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger.
Die „Bild“-Zeitung hatte am Sonntag berichtet, dass der Polizist Organspender sei. Laut einem Freund der Familie, den die Zeitung zitiert, wurde der Beamte an einer Herz-Lungen-Maschine am Leben gehalten. „Er riskierte für unsere Sicherheit sein Leben und möchte als Organspender noch anderen Menschen ein neues Leben schenken. Dabei hat er selbst noch so viel vor und ist ein toller Mensch. Wir sind alle am Boden zerstört“, sagte der Mann der „Bild“. Viele Kolleginnen und Kollegen des Polizisten seien aktuell dienstunfähig, weil sie die Tat so mitgenommen habe, heißt es weiter in dem Bericht. Deswegen sei eine Großschadenslage ausgerufen worden.
Angriff galt Islam-Kritiker Michael Stürzenberger
Am Freitagabend meldete sich Michael Stürzenberger beim Kurznachrichtendienst Telegram und schrieb seinen Followern, dass die zweieinhalbstündige Operation „gut verlaufen“ sei. „Herzlichen Dank an alle beteiligten Ärzte, Chirurgen, weiteres medizinisches Personal und Pfleger. Und an alle Polizisten und Ordner der BPE, die sich dem Angreifer beherzt entgegenstellten“, schrieb Stürzenberger weiter.
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Für Empörung sorgte am Wochenende zudem ein verstörendes Video, das auf der Plattform TikTok veröffentlicht wurde. Dort feierte ein Islamist den Messer-Angriff in Mannheim unter anderem mit folgenden Worten: „Leute, endlich gute Nachricht: Dieser Stürzenberger wurde abgestochen. Inshallah bekommt der Junge, der ihn abgestochen hat, die höchste Stufe im Paradies. Ich schwöre bei Allah, ich schicke dir Geld, mein Freund. Ich schicke dir Geld.“
Entsetzen über Videoreaktion auf TikTok
Mehrere Politiker reagierten entsetzt – darunter auch die Bundesinnenministerin. „Den mörderischen Messerangriff zu verherrlichen, ist widerwärtig und menschenverachtend. Wer das tut, muss mit aller Härte des Strafrechts verfolgt werden. Unsere Sicherheitsbehörden gehen dem konsequent nach“, sagte Nancy Faeser (SPD) der „Bild“-Zeitung.
„Der Hass, der sich nach dem schrecklichen Attentat Bahn bricht, ist widerlich und abstoßend“, so FDP-Politiker Wolfgang Kubicki gegenüber der „Bild“-Zeitung. Und weiter: „Alle Politiker und Journalisten sollten sich diese Hassvideos ansehen. Sie sind längst Teil unserer Realität.“ Wiedie Zeitung weiter berichtet, wurde der Mann, der das Video hochgeladen hat, identifiziert. Die Behören ermitteln.
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Als Reaktion auf das Video kündigte Thomas Strobl ein hartes Vorgehen der Sicherheitsbehörden an. „Bei uns werden Verbrechen – ganz besonders Mordstraftaten – mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft und nicht gefeiert“, sagte Strobl.
Mannheim: Video von Tat kursierte im Internet
Kurz nach dem Vorfall am Freitagmittag kursierte ein Video davon im Internet. Darauf ist der Angreifer zu sehen, wie er gezielt mit dem Messer auf seine Opfer zustürmt. Menschen rufen: „Das Messer weg“. Auch die Stiche gegen den Polizisten zeigt die Aufnahme.
Olaf Scholz: „Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar“
Der Angriff hatte in Deutschland für Bestürzung gesorgt. „Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar“, erklärte BundeskanzlerOlaf Scholz (SPD) auf X (ehemals Twitter) schon kurz nach der Tat. Seine Gedanken seien bei den Opfern. „Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie“, fügte Scholz hinzu und forderte: „Der Täter muss streng bestraft werden.“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich entrüstet. „Ich verurteile die Tat in Mannheim aufs Schärfste!“, schrieb seine Sprecherin Cerstin Gammelin am Freitag in Steinmeiers Namen auf der Plattform X. „In unserer Demokratie darf kein Platz für Gewalt sein – Gewalt zerstört Demokratie. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut.“ Er wünsche den Verletzten ein rasches Genesen und dankte der Polizei für ihr schnelles Eingreifen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nannte die Bilder der Tat „erschütternd“. Die SPD-Politikerin kündigte an: „Die Ermittlungen werden die Hintergründe dieser Tat aufklären, insbesondere den Hintergrund und die Motive des Täters. Wenn die Ermittlungen ein islamistisches Motiv ergeben, dann wäre das eine erneute Bestätigung der großen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt haben.“ Die Bilder aus Mannheim seien „entsetzlich“, erklärte CDU-Chef Friedrich Merz auf X. „Das ist Terror. Meine Gedanken sind heute bei den Opfern, ihnen wünsche ich eine baldige und vollständige Genesung.“
Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz (IMK), Michael Stübgen (CDU) bezeichnete die Messerattacke von Mannheim als weiteren Beleg für die Verrohung der Gesellschaft. „Das Motiv des Messerstechers wird jetzt untersucht, die Sicherheitsbehörden werden daraus ihre Schlüsse ziehen müssen“, sagte Brandenburgs Innenminister dieser Redaktion. „Diese schreckliche Tat macht darüber hinaus erneut deutlich, wie sehr unsere Gesellschaft verroht. Das muss uns allen zu denken geben.“
(dpa/fmg)