Berlin. Wie sahen die Vorfahren der heutigen Menschen aus? Archäologen sind der Antwort mit einer 3D-Technik deutlich nähergekommen.
Archäologen machen in der Shanidar-Höhle im nördlichen Irak immer wieder bedeutende Entdeckungen. Vor allem Knochen von Steinzeitmenschen wurden hier zutage gefördert. Genauer: von Neandertalern, die vor etwa 40.000 Jahren ausgestorben sind. 2018 tauchte dann ein Skelett auf, welches auf den Namen „Shanidar Z“ getauft wurde.
Doch mehr über Shanidar Z herauszufinden, gestaltete sich zunächst schwierig, da der Schädel von einem Fels flachgedrückt und in mehr als 200 Fragmente zerschlagen wurde. Forscher der Universität Cambridge haben sich allerdings dennoch den Überresten angenommen – mit erstaunlichem Erfolg. Nicht nur gelang es den Wissenschaftlern per DNA-Analyse mehr über den Menschen, der Shanidar Z einmal war, zu erfahren, sie rekonstruierten auch den zertrümmerten Schädel.
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Archäologisches Puzzle: Schädel aus über 200 Teilen rekonstruiert
Nach Angaben der Universität Cambridge setzte die leitende Restauratorin Lucía López-Polín über 200 Schädelteile freihändig zusammen, um die ursprüngliche Form wiederherzustellen. „Es ist wie ein anspruchsvolles 3D-Puzzle. Die Bearbeitung eines einzigen Blocks kann über zwei Wochen dauern“, so Paläoanthropologin Emma Pomeroy in einer Pressemitteilung.
Die Ergebnisse der hochkomplexen Bastelarbeit können sich sehen lassen. Es gelang, die ursprüngliche Form des Schädels wiederherzustellen und herauszufinden, dass es sich bei Shanidar Z um eine Frau handelte, die sich zum Zeitpunkt ihres Todes in ihren Mittvierzigern befunden hat. Doch damit nicht genug: Tatsächlich gelang es, ihr komplettes Gesicht zu rekonstruieren und damit einen Einblick zu geben, wie unsere Vorfahren ausgesehen haben könnten.
Neandertaler-Schädel: So unterscheiden sie sich von unseren
„Neandertaler-Schädel haben riesige Augenbrauen und kein Kinn, mit einem vorspringenden Mittelgesicht, das zu markanteren Nasen führt“, beschreibt Pomeroy die Unterschiede zu dem Schädel eines heutigen Menschen. Das rekonstruierte Gesicht lasse aber vermuten, dass diese Unterschiede gar nicht so stark nach außen traten. All dies war bisher unbekannt. „Als ältere Frau war Shanidar Z ein Quell des Wissens für ihre Gemeinschaft, und hier sind wir 75.000 Jahre später und lernen immer noch von ihr“, so Pomeroy.