Berlin. Edgar D. Mitchell war der sechste Mensch auf dem Mond. Seither glaubt der Astronaut an Aliens. Worauf er seine Überzeugungen stützt.
Holger Schmale
- Edgar D. Mitchell war der sechste Mensch, der den Mond betreten hat
- Danach war er von der Existenz außerirdischen Lebens überzeugt
Ältere Menschen können sich noch an den spektakulären Moment erinnern: In der Nacht zum 21. Juli 1969 flimmerten wacklige Bilder über die Fernsehschirme in aller Welt und zeigten, wie der erste Mensch den Mond betrat. Mit den Worten „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit!“ setzte der amerikanische Astronaut Neil Armstrong seinen Fuß auf den 384.400 Kilometer von der Erde entfernten Satelliten.
Die Mission löste eine weltweite Euphorie und Weltraumbegeisterung aus, fünf weitere bemannte Mondlandungen der USA folgten bis 1972 – dann ließ das Interesse an den äußerst kostspieligen und auf kurze Sicht nicht besonders ertragreichen Unternehmungen nach. Der Mond blieb für fünf Jahrzehnte wieder sich selbst und seiner Rolle als zuverlässiger Begleiter durch unsere Nächte überlassen.
Raumfahrt: Mondprogramme erleben Renaissance
Das hat sich geändert. Seit 2020 haben mehrere Länder neue Mondprogramme gestartet, darunter China, Russland, Indien, Japan und Südkorea. Zuletzt landete am 22. Februar die private amerikanische Raumsonde Odysseus auf dem Mond. Sie kippte bei der Landung zwar um, konnte aber dennoch eine Weile Bilder aus der erstmals angeflogenen Südpolregion des Satelliten senden.
Der Mond und der Weltraum überhaupt haben schon immer die Fantasie der Menschen beflügelt. Der bemannten Raumfahrt wurde sogar ein eigener Tag gewidmet, der 12. April. Vor allem die Frage, ob es in den Weiten des Alls andere Lebewesen geben könnte, ist das Thema zahlloser Überlegungen, Berechnungen, einer ganzen Gattung von Science-Fiction-Romanen und -Filmen und auch diverser Verschwörungstheorien. Astronauten gehören in der Regel nicht zu den Anhängern solcher Fantasien. Sie sind meist hoch qualifizierte Naturwissenschaftler mit einem sehr nüchternen Blick auf die Erde und das All. Doch Edgar D. Mitchell war anders.
Edgar D. Mitchell: Astronaut war überzeugt von außerirdischem Leben
Der 1930 in Texas geborene exzellente Pilot der US-Kriegsmarine begeisterte sich für die vom jungen Präsidenten John F. Kennedy 1961 ausgegebene Parole, den Mond zu erobern, und wurde in das Trainingsprogramm der US-Raumfahrtbehörde Nasa aufgenommen. Er gehörte 1971 zur Besatzung des Raumschiffs „Apollo 14“, steuerte dessen Mondlandefähre und war der sechste Mensch, der den Mond betreten hat.
Offenbar begann er schon während seiner Astronautenausbildung bei der Nasa, sich Gedanken über außerirdisches Leben zu machen, ohne groß darüber zu sprechen. Auf dem Rückflug vom Mond unternahm er bereits Versuche zu „übersinnlichen Phänomenen“, wie er in seiner Biografie berichtete. Im Jahr darauf verließ er überraschend die Nasa und gründete ein „Institut für Noetische Wissenschaften“, das sich bis heute mit einem „tieferen Verständnis unserer inneren Welten, unserer Wirklichkeit und der Verbindung zwischen allen Dingen“ beschäftigt, wie es auf dessen Webseite heißt.
Dieser Verschwörungsmythos befeuerte Mitchells Ideen
Mitchell nutzte das Institut als Plattform für seine Überzeugung, „dass wir nicht allein im Universum sind“. Er übernahm die Legende von einem Ufo-Absturz 1947 bei Roswell im US-Bundesstaat New Mexico, wo er aufgewachsen war. Einheimische Augenzeugen hätten ihm das Geschehen geschildert. „Die Anwohner sind eingeschüchtert worden. Aber sie wollten die Geschichte nicht mit ins Grab nehmen. Sie wollten sie mit einer verlässlichen Person teilen. Weil ich dort aufgewachsen bin und schon auf dem Mond war, haben sie sich mir offenbart“, sagte Mitchell 2015 der britischen Tageszeitung „Mirror“.
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Verschiedene US-Autoren verbreiten seit Langem die Verschwörungstheorie, 1947 sei ein außerirdisches Raumschiff bei Roswell abgestürzt. Die US-Behörden hätten die Trümmer und Leichen Außerirdischer geborgen und hielten sie bis heute versteckt. Die Legende ist Ursprung diverser Bücher und Filme. Nach Angaben der US-Luftwaffe handelte es sich bei den Trümmern um Überreste von Ballons mit Schallsensoren zum Aufspüren sowjetischer Atomversuche, die 1947 in New Mexico unter strengster Geheimhaltung getestet worden seien. Zunächst hatten die Behörden von abgestürzten Wetterballons gesprochen.
Atomkrieg zwischen USA und Sowjetunion – aufgehalten durch Aliens
Mitchell zeigte sich davon überzeugt, dass es außerirdische intelligente Wesen gebe, die bereits mehrfach auf der Erde gelandet seien, vor allem in der Umgebung von White Sands, dem Testgelände für Raketen- und Drohnentechnik der US-Armee in New Mexico, auf dem 1945 auch der erste Atomwaffentest stattgefunden hatte.
Die Außerirdischen hätten auch einen drohenden Atomwaffeneinsatz zwischen den USA und der Sowjetunion verhindert, behauptete Mitchell, nahm dies später aber zurück. 1975 wirkte er an dem deutschen pseudowissenschaftlichen Film „Reise ins Jenseits – Die Welt des Übernatürlichen“ mit.
Der auf außerirdische Irrwege geratene Astronaut ist 2016 im Alter von 85 Jahren gestorben. Damit ist den Anhängern aller Ufo-Theorien ein scheinbar besonders glaubwürdiger Zeuge abhandengekommen. Denn immerhin konnte er zu Recht von sich behaupten, die Erde schon einmal mit den Augen eines Außerirdischen betrachtet zu haben.
„Vor 500 Jahren wurde der Astronom Kopernikus als Ketzer verurteilt, weil er behauptete, dass die Erde nicht das Zentrum des Universums sei“, stellte er einmal fest. „Das ist inzwischen überholt. Doch heutzutage glaubt die Mehrheit von uns immer noch, dass die Menschheit das biologische Zentrum des Universums ist. Wir werden so lange nicht akzeptieren, dass intelligentes Leben außerhalb der Erde existiert, bis wir beim Einkaufen mit einem Alien zusammenstoßen.“ Warten wir es also ab.