Lüneburg. Unternehmerin Nina Kämpf will Kinder stärken und erzählt aus ihrem Leben als Mutter und Ehefrau. Mit ihren Inhalten trifft sie einen Nerv.
Bo ist fünf Jahre alt, mag seinen Dino und Superheldenumhänge, spielt gern Prinzessin und Bauarbeiter. Und er liebt seine rosa Hose mit ganz vielen Erdbeeren drauf. Denn Erdbeereis liebt er auch. Doch es kommt, wie es offensichtlich kommen muss: Die anderen Kinder hänseln ihn. Bo ist der Held des Kinderbuches der Lüneburgerin Nina Kämpf. Die 31-Jährige hat in den vergangenen Jahren eine ganze Welt rund um das Thema Familie und Kinder stärken erschaffen.
Nina Kämpf studierte in Hamburg Modejournalismus und Medienkommunikation, lebte dort gut zehn Jahre lang. Als ihr Mann Dennis Köhler und sie auf eine vierköpfige Familie angewachsen waren, eine entsprechend große Wohnung in Hamburg suchten und nicht fanden, erweiterten sie ihren Radius. Und wurden in Lüneburg fündig. „Wir haben ein Altstadthaus zur Miete gefunden“, erzählt Kämpf. „Wir haben die Stadt ohne jede Erwartung gewählt. Nach knapp drei Jahren kann ich sagen: Das war die beste Entscheidung in dieser Phase unseres Lebens.“ Die nächste bricht zwar demnächst mit einem erneuten Umzug an, aber dazu später mehr.
Schon während ihres Studiums arbeitete Nina Kämpf als freie Food-Journalistin. Als sie mit 23 das erste Mal schwanger wurde, schlug ihr eine Freundin vor: Mach doch einen Mama-Blog. „Ich hatte keine Ahnung von Social Media und keine Ahnung vom Mama-sein“, sagt sie heute und lacht. Denn sie machte es trotzdem, und dass ihr Blog Jahre später zu ihrem Haupterwerb werden würde, ahnte sie nicht.
Unternehmen nutzen den Kanal der Lüneburgerin für ihre Produktwerbung – gegen Honorar
2017 ging „Mama aempf“ online – und traf einen Nerv. Schon im Jahr danach zählte sie einige Tausend Follower, und Nina Kämpf konnte von den Einnahmen leben. Da war ihre erste Tochter ein Jahr alt. Sie selbst produziert nachrichtliche Inhalte mit Service, zum Beispiel Interviews zum Thema Schwangerschaftsabbruch. Unternehmen nutzen den Kanal für ihre Produktwerbung – gegen Honorar. „Ich kommuniziere das ganz klar“, sagt die Influencerin, „die Leute sollen wissen, dass ich dafür bezahlt werde.“ Etwa 95 Prozent der Inhalte seien werbefrei, fünf Prozent verbucht sie als Werbung. Ihr Weg hat Erfolg: Heute verfolgen mehr als 100.000 Menschen, was Nina Kämpf auf Instagram veröffentlicht. 98 Prozent von ihnen sind Frauen.
Ihr Leben als mittlerweile dreifache Mutter einer Tochter (fast 7) und zwei Söhnen (4 und 1) und Influencerin verschafft ihr so viele Einblicke in die Themen, die Familien bewegen, dass ihr Unternehmen sich stetig weiterentwickelte und in verschiedenste Richtungen wuchs, sich aber auch wieder verkleinerte. „Ich habe keine Angst vor Entscheidungen“, sagt Nina Kämpf. „Das sollte ohnehin niemand haben, der selbständig ist.“
Anfang 2020 gründete sie eine GmbH, ihr Ehemann stieg als Angestellter ins Familiengeschäft ein. Seit 2021 betreiben sie einen Online-Shop für „Dinge, die wir cool finden“: Entdeckungen aus ihren Urlauben im Ausland, familiengerechte Möbel, One-size-Kleidungsstücke für während und nach der Schwangerschaft, außerdem die Reihe „Kinder stärken“ von Glitzer-Superheldenhaarspangen für Jungen über affirmative Poster bis zu ihrem Kinderbuch „Bo mit der rosa Erdbeerhose“.
16 Mitarbeitende und bis zu 1000 Bestellungen am Tag waren zu viel
Zwischenzeitlich betrieb Nina Kämpf in der Apothekenstraße ein Ladengeschäft, musste aber feststellen: 95 Prozent des Umsatzes lief online. Als sie persönlich sowie ihre Ehe im vergangenen Jahr eine Krise erlebten, merkte sie: 16 Mitarbeitende und bis zu 1000 Bestellungen am Tag waren zu viel, „zu viel Verantwortung, zu viel von allem“.
Das Paar entschied sich zur Neuausrichtung und Reduktion. Heute nennen die beiden sich „Wer wir wurden“ und beschäftigen nur noch zwei feste externe Angestellte. Wie es sich lebt als Unternehmerin und Mutter, als Ehepaar in derselben GmbH: Auch darüber spricht Nina Kämpf, sowohl in ihrem Instagram-Kanal als auch im Podcast – teilweise gemeinsam mit ihrem Mann.
Ihre Kinder werden mit einem gänzlich anderen Blick auf das Handy groß
Ihre Kinder werden mit einem gänzlich anderen Blick auf das Handy groß als andere. „Wenn ich aufs Handy gucke, wissen sie: Mami arbeitet“, erzählt Kämpf. „Das kann auch mal am Wochenende sein oder während einer Autofahrt.“ Beruf und Privates so eng miteinander verbinden zu können, sei Fluch und Segen. „Ich finde Themen, die mein Unternehmen betreffen, im Privaten und umgekehrt. Das ist toll, andererseits muss ich auch Distanz schaffen.“
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Das Wichtigste sei für sie, ihren Kindern das klar zu machen, was auch Bo in ihrem Buch gelernt hat. „Ich will meinen Kindern vorleben: Es ist alles möglich. Wenn ich morgen Fallschirmspringerin werden will, kann ich das. Und wenn mein Mann vier Tage hintereinander das Abendbrot macht, fühlt er sich trotzdem nicht schwach.“ Die Familie zieht demnächst aufs Dorf, dem Landkreis Lüneburg bleiben sie treu. „Ich brauche jetzt den Blick aufs Feld.“