Landkreis Harburg. Grundstücke im Landkreis Harburg sind erneut teurer geworden. Trotzdem erfährt der Markt einen Dämpfer und weniger Familien greifen zu.

Häuslebauer und Eigenheim-Interessenten im Kreis Harburg waren 2022 nicht nur mit gestiegenen Baukosten und höheren Kreditzinsen konfrontiert, sondern auch mit höheren Preisen für Grund und Boden. So sind die Grundstückspreise für unbebautes Wohnbauland laut Gutachterausschuss für Grundstückswerte Lüneburg (GAG) im Vorjahr erneut gestiegen – landkreisweit um 9,5 Prozent. Die Entwicklung fällt damit ähnlich wie im Vorjahr (11,1 Prozent) aus. Zumindest auf den ersten Blick.

Denn das Gutachtergremium kommt nach der Analyse aller 2773 Kaufverträge aus dem Jahr 2022 zu dem Schluss, dass der hiesige Grundstücksmarkt „einen Dämpfer erfahren“ hat. Zwar ist nirgendwo im Kreis ein Preisrückgang zu verzeichnen (siehe Teilmärkte in der Grafik), doch insgesamt hat sich die Anzahl der Verträge gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel (20,9 Prozent) verringert. Es sind also deutlich weniger Grundstücke über den Tisch gegangen und haben den Eigentümer gewechselt.

„Grundstücke im Landkreis Harburg sind länger am Markt als zuvor“

Auch die gehandelte Gesamtgrundstückfläche ist geringer ausgefallen – hier steht ein Minus von 26,3 Prozent. Zudem ist der Geldumsatz gesunken. Mit Minus 5,3 Prozent aber so gering, dass sich insgesamt die Preissteigerung für Grundstücke von fast zehn Prozent im Einzelfall ergibt.

Martin Tischendorf, Vertriebsleiter der S-Immobilien (Sparkasse Harburg-Buxtehude), bestätigt diesen Trend für 2022, der sich 2023 fortsetze: „Grundstücke sind länger am Markt als zuvor, wir haben weniger Interessenten pro Objekt.“ Dennoch seien Grundstücke weiterhin ein rares Gut im Landkreis Harburg. „Die Nachfrage ist weiterhin gegeben. Auch in diesem Jahr gingen „neue Baugebiete in die Vermarktung .“

Verändert habe sich Vorjahr aufgrund der gestiegenen Immobilienkosten die typische Klientel. So seien es immer weniger die jungen Familien, die sich für den Hausbau und den damit verbundenen Grundstückserwerb entscheiden. „Bei den Kunden handelt sich eher um gut situierte Menschen aus Hamburg und dem Norden“, sagt er.

Grundstücke im Landkreis Harburg: Wo es günstig und teuer ist

Während die Quadratmeterpreise besonders in Hamburg-Nähe und in den Zentren hoch seien, entspanne sich die Lage beispielsweise in Richtung Heide-Region. Der Blick auf die Zahlen in der Grafik zeigt, dass im Südosten des Landkreises zuletzt Preissteigerungen um die zwölf Prozent zu verzeichnen waren. Die absoluten Quadratmeterpreise für Wohnbauland fallen dagegen vergleichsweise gering aus. So liegen die Bodenrichtwerte für Eigenheimgrundstücke laut GAG um Salzhausen und Egestorf zwischen 105 Euro und 130 Euro (Stand: 1. Januar 2023). Am günstigsten sind die Durchschnittspreise demnach in Tostedt, wo der Bodenrichtwert in der Gemeinde Königsmoor bei 58 Euro liegt.

In die GAG-Auswertung fließen die Zahlen aus allen notariell beglaubigten Grundstückskaufverträgen eines Jahres ein. Daraus berechnen die Gutachter die Bodenrichtwerte.

Was die Preissteigerungen im Jahr 2022 betrifft, ist es gemäß der Analyse des Gutachterausschusses auch zu Verschiebungen in den Teilmärkten des Kreises gekommen. Besonders das hochpreisige Hamburger Umland (Neu Wulmstorf, Seevetal, Rosengarten) hat preismäßig auffällig wenig zugelegt: 5,8 Prozent im Jahr 2022 gegenüber 18,7 Prozent im Vorjahr. Aktuell der geringste Wert im Kreis. Pro Quadratmeter lagen die Preise im Vorjahr dort im Schnitt über 400 Euro.

In Winsen haben die Preise am deutlichsten zugelegt

Die Kreisstadt Winsen weist aktuell einen durchschnittlichen Bodenrichtwert von 215 Euro auf. Dort haben die Preise allerdings verglichen mit der Vorjahressteigerung (4,2 Prozent) am deutlichsten zugelegt: um 10,4 Prozent. „In Winsen hat sich vieles zum Positiven entwickelt, dort wurden attraktive Wohngebiete erschlossen“, sagt Martin Tischendorf. Am stärksten verteuert haben sich die Preise im Vorjahr rund um Buchholz, wo Grundstückskäufer 13,2 Prozent mehr zahlten. Im Mittel waren dort 285 Euro pro Quadratmeter Wohnbauland fällig. Martin Tischendorf gibt zu Bedenken, dass sich die Preislage in den Kommunen stark unterscheide. So liege der Quadratmeterpreis in Buchholz in den bevorzugten Wohnlagen zwischen 350 und 400 Euro.