Hodenhagen/Hannover. Eigentlich hätte man in Hodenhagen schon längst einen eigenen A310 präsentieren wollen – doch der Plan scheitert ein ums andere Mal.

Der Serengeti-Park in Hodenhagen ringt weiter um eine Transportlösung für seinen Airbus A310. Ob der Rumpf des früheren Bundeswehrtransportfliegers „Kurt Schumacher“ jemals Hodenhagen erreichen wird, ist derzeit völlig unklar. Das sagte Park-Chef Fabrizio Sepe jetzt gegenüber dem Abendblatt. „Wenn der Transport wirklich nicht zustande kommen sollte, wäre das die größte Niederlage meiner Karriere“, so Sepe. Zum Transport über die Landstraße gebe es schlicht keine Alternative. „Ich riskiere bei dem Projekt, ziemlich viel Geld zu versenken.“ Der Ausgang sei zurzeit völlig offen.

Airbus für den Serengeti-Park: Hodenhagen bangt um den A310

Das Problem: Der teilweise auseinandergebaute, derzeit 50 Tonnen schwere und knapp 47 Meter lange Flieger hängt seit Monaten auf dem Flughafen Langenhagen in Hannover fest. Er soll in dem großen Tier- und Freizeitpark in der Lüneburger Heide zu einem Erlebnis-Restaurant umgebaut werden und dort als neue Attraktion dienen. Den geplanten Schwertransport im Herbst 2022 über Landstraßen entlang der Autobahn 7 hatte die Region Hannover – wie berichtet – aus Naturschutzgründen verhindert. Nach Angaben der Region hätte die ursprünglich geplante Strecke zu nachhaltigen Schäden an rund 80 Bäumen geführt. Die Leitung des Serengeti-Parks kämpft seitdem um eine Lösung für das Transportproblem.

Aktuell wird ein alternativer Streckenverlauf vermessen – 40 Zentimeter an einer denkmalgeschützten Kirche vorbei

Ein Treffen mit dem Regionspräsidenten der Region Hannover und mehreren politischen Verantwortlichen im Dezember 2022 hatte zu keiner Lösung geführt. „Das war auch nicht zu erwarten“, antwortete eine Regionssprecherin auf Abendblatt-Nachfrage. Die Parteien hätten sich darauf geeinigt, sich weiter über mögliche Alternativrouten abzustimmen. An den Gesprächen waren neben der Unteren Naturschutzbehörde Hannover und Vertretern des Serengeti-Parks auch der Landrat des Heidekreises sowie die Bürgermeister der Gemeinden Wedemark und Ahlden beteiligt. Für einen Transport müssen auch die örtlichen zuständigen Straßenverkehrsbehörden grünes Licht geben.

Leiter und Inhaber des Serengeti-Parks in Hodenhagen in der Lüneburger Heide.
Leiter und Inhaber des Serengeti-Parks in Hodenhagen in der Lüneburger Heide. © HA | Sven Husung

Wie Fabrizio Sepe jetzt im Gespräch mit dem Abendblatt verriet, wird aktuell ein konkreter, alternativer Streckenverlauf vermessen. Das werde aber noch mehrere Monate in Anspruch nehmen. Logistikprofis müssten überprüfen, ob der Rumpf mit seinem Durchmesser von 5,64 Metern tatsächlich auf einem Tieflader durch alle Orte befördert werden kann. An einer Stelle werde es auf der neugeplanten Route besonders eng. 3D-Scans hätten letztlich ergeben, dass sich der ovale Rumpf mit 40 Zentimetern Abstand über eine denkmalgeschützte Kirchenmauer ziehen ließe. Weitere Details möchte Sepe derzeit nicht preisgeben.

Riesenzeppeline mit bis zu 60 Tonnen Tragkraft seien leider noch nicht im Einsatz

Im Mai sei ein weiteres Treffen mit der Region Hannover und den betroffenen Gemeinden geplant, um die Ergebnisse zu besprechen.

Auf die Frage nach einem Lufttransport antwortet der Serengeti-Chef: „Es geht nur über die Straße.“ Den Transport per Hubschrauber durch die Luft schließt Fabrizio Sepe damit aus. „Das haben wir gecheckt. Es gibt in Deutschland keinen Hubschrauber, der die Last von 50 Tonnen tragen kann“, sagt er. Auch Zeppeline – die teilweise ganze Häuser durch die Luft transportieren – könnten maximal 20 Tonnen tragen und wären damit keine Option.

Riesenzeppeline mit bis zu 60 Tonnen Tragkraft befinden sich seit Jahren in der Entwicklung, im Einsatz sind solche Luftschiffe – etwa des französischen Herstellers „Flying Whales“ – noch nicht. Auf die Autobahn können die Planer ebenfalls nicht ausweichen. Die Beförderung des Rumpfes über die A 7 sei undenkbar, weil sich auf dem Abschnitt sieben Brücken befinden, die zu niedrig sind und angehoben werden müssten. Der Serengeti-Park und der Flughafen liegen circa 30 Kilometer (Luftlinie) voneinander entfernt.

Über den Preis für den ausgemusterten A310 wurde Stillschweigen vereinbart

Keine Option ist für den Eigentümer eine Demontage des Rumpfes in Einzelteile. Der Grund: Eine weitere Zerlegung würde zu irreversiblen Schäden führen und gefährde den Erhalt des historischen Flugzeugs, heißt es. Der frühere Bundeswehrflieger „Kurt Schumacher“ blickt auf eine Dienstzeit von 30 Jahren zurück. Bei den letzten Flügen brachte die Bundeswehr mit der Maschine afghanische Ortskräfte und Angehörige nach Hannover.

Nase, Tragflächen, Triebwerke, Höhen- und Seitenleitwerk und Fahrwerk wurden bereits demontiert und nach Hodenhagen geliefert. Über den Preis für den ausgemusterten A310 wurde laut Parksprecherin Asta Knoth Stillschweigen vereinbart. Auch über die Kosten für den geplanten Umbau will die Leitung keine Auskunft geben.

Airbus: Den Kauf des A310 bereut man im Serengeti-Park Hodenhagen nicht

Den Kauf des Militärflugzeuges bereut Fabrizio Sepe trotz aller Widrigkeiten nicht. Mut und Wagnis gehörten für ihn zum Unternehmertum dazu. Der gebürtige Italiener ist seit 1997 Geschäftsführer und seit 2017 alleiniger Inhaber des Serengeti-Parks mit heute rund 1500 Tieren. Sein Vater Paolo Sepe hatte den Tier- und Freizeitpark gegründet.

„Wenn der Transport gelingt, hat das Projekt auch Potenzial für den größten Erfolg meines beruflichen Lebens“, sagt Fabrizio Sepe. Den Gästen soll das Flieger-Restaurant einen Blick auf Giraffen und Antilopen gewähren.