Landkreis Harburg. Alpaka-Herden und Streichelzoo, Bobbycar-Fuhrpark und Bastelbusse: Tipps für besondere Ausflüge im Hamburger Süden.

Um ganzjährig Kunden auf ihren Hof und in ihre Hofläden zu locken, bieten immer mehr landwirtschaftliche Erzeuger neben der Direktvermarktung auch noch Gastronomie, Veranstaltungen und Spielmöglichkeiten an. Vier Beispiele aus dem Hamburger Süden zeigen, das sich dieser Trend auch südlich der Elbe feststellen lässt. Auch hier lassen sich Hofbetreiber einiges einfallen, um die Kundschaft aufs Land zu locken – aktuell auch mit vielen Aktionen in der Adventszeit. Wir stellen vier der neuen Höfe mit ihrem jeweiligen Konzept vor.

Der vielseitige Vorreiter

Den Hof Oelkers in Wenzendorf-Klauenburg gibt es bereits seit vielen Jahrzehnten. Doch als Pioniere in der Region hat die Familie Oelkers das Thema Hofladen im Hamburger Süden auf ein ganz neues Level gehoben. Von Beginn an war der Direktverkauf der landwirtschaftlichen Produkte ein wichtiger Bestandteil der Vermarktung. Früher waren es Kartoffeln und Eier, heute ist der Hof vor allem für Spargel, Heidelbeeren und Weihnachtsbäume bekannt.

„Weil es auf dem alten Hof irgendwann zu wenig Platz für das Verladen der Tannenbäume gab, entstand der Plan, eine neue Halle zu bauen“, sagt Rita Oelkers. Stattdessen wurde dann aber gleich ein komplett neuer Hof erbaut, der seit der Eröffnung im Jahr 2008 schnell zu einem Magnet nicht nur für Liebhaber der regionalen Erzeugnisse geworden ist, sondern auch für Ausflügler und Familien. Es gibt dort einen großen Hofladen mit eigenen Spezialitäten und Produkten aus der Hofküche sowie Erzeugnisse von befreundeter Betrieben und Deko-Artikel.

Wer mag, kann selbst aktiv werden: bei Kürbisernte oder Weihnachtsbaumschlagen

Ein Alleinstellungsmerkmal ist die große Gastronomie, die die Familie Oelkers und ihr Team als zweites Standbein aufgebaut hat: Auf dem Hof können sich Besucher den ganzen Tag über durchs Angebot zu schlemmen, Kinder auf dem großen Abenteuerspielplatz austoben. Wer mag, kann je nach Jahreszeit selbst aktiv werden: beim Spargelstechen, Pflücken von Blumen und Blaubeeren, beim Ernten von Kürbissen oder beim Weihnachtsbaum-Schlagen. „Das sind bei unseren Gästen sehr beliebte Aktionen. Wir versuchen, für alle etwas zu bieten“, sagt Arndt Oelkers, Sohn von Rita und Bernd Oelkers und mit seiner Mutter unter anderem zuständig für den Gastro- und Eventbereich.

Eine umfangreiche Tätigkeit, denn neben dem Betrieb im Hofcafé und Restaurant finden in den verschiedenen Veranstaltungssälen, in der großen Festhalle und auf dem Außengelände das ganze Jahr über Veranstaltungen statt, wie Floh-, Oster- oder Weihnachtsmärkte, Ü30/Ü40-Partys, eine Messe rund um Haus und Garten, Jazzfrühschoppen oder das große Kinderfest statt.

Hof Oelkers, Klauenburg 6, 21279 Wenzendorf. Öffnungszeiten vom 1. Februar bis 23. Dezember täglich von 9 bis 18 Uhr, 24. Dezember bis 12 Uhr. Februar/März und Juli bis Oktober dienstags Ruhetag.

Der selbstbewusste Senkrechtstarter

Wenn Thomas Hauschild etwas anpackt, dann richtig. So war es auch mit seinem Landhof, der sich bereits kurz nach seiner Gründung zu einer neuen Attraktion in Neu Wulmstorf entwickelte. Zunächst nur als landwirtschaftlicher Betrieb, mit dem Hauschild seine Vorstellung von Nachhaltigkeit realisierte.

Und nun – mit großem Hofladen, gastronomischen Angeboten und einem Außenbereich für Kinder – als ein Anziehungspunkt vor allem für Familien. Hauschild ist der Inhaber der Firma Zum Dorfkrug und Erfinder der deutschlandweit bekannten „Sylter Salatfrische“. „Die Idee von der eigenen Landwirtschaft war eine reine Herzenssache“, sagt er. Als Gastronom und Kaufmann begab er sich damit auf unbekanntes Terrain.

Hier geht’s lang: Ein Wegweiser auf dem Landhof der Familie Hauschild.
Hier geht’s lang: Ein Wegweiser auf dem Landhof der Familie Hauschild. © HA | Sabine Lepel

Unterstützt durch ein Team erfahrener Landwirte, konnte Hauschild nach einem Marathon durch die Genehmigungsverfahren seinen Traum in Form eines landwirtschaftlichen Betriebs am Rande von Neu Wulmstorf, der seinen Wertvorstellungen von einem respektvollen Umgang mit Tier und Umwelt entspricht, nun endlich verwirklichen. Diese Werte teilt auch Tochter Lea, die nach dem landwirtschaftlichen Studium nun für den Landhof zuständig ist. Dort produziert sie vor allem Milch, die in die eigenen Desserts fließt.

Schweine, Ziegen, Hühner, Alpakas

„Mit unserem Konzept möchten wir erreichen, dass die Wertschätzung für die Landwirtschaft bei den Menschen steigt“, sagt die junge Frau. Bei regelmäßigen Hofführungen mit dem Entertainer „Bauer Hektor“ werden Gästen auf unterhaltsame Weise mit landwirtschaftlichen Themen vertraut gemacht. „Wir möchten aufklären und mit unseren Gästen künftig auch in die Zukunft der Landwirtschaft schauen“, sagt Thomas Hauschild. „Da gibt es so viele spannende Themen.“ Aktuell ist der Landhof und der Hofladen nur von Freitag bis Sonntag geöffnet – das soll im nächsten Jahr erweitert werden.

Wer das Gelände am Höftenberg erstmals befährt, ist überrascht: Auf den weitläufigen Wiesen grasen Rinder, suhlen sich Bunte Bentheimer Schweine, spielen Ziegen, laufen Hühner und Alpakas. Ein großer Spielplatz mit Tipis, Totempfahl, ein Bobbycar-Fuhrpark und ein Bastelbus bieten kostenlose Unterhaltung für Kinder. In den wärmeren Monaten gibt es Ponyreiten. Neulich hat Volker Rosin, ein bekannter Liedermacher für Kindermusik, ein Konzert gegeben – ebenfalls bei freiem Eintritt.

„Da waren 4000 Menschen auf dem Hof“, sagt Hauschild. „Damit hatten wir nicht gerechnet.“ Die Kinder sollen auf seinem Hof im Mittelpunkt stehen, sagt er. Das seien ja auch die Kunden von morgen. Insgesamt registriere er eine große Landlust: „Nach den Corona-Einschränkungen spüren wir bei unseren Gästen einen starken Drang, etwas auf dem Land zu unternehmen und zu erleben.“

Landhof „Zum Dorfkrug“, Höftenberg 2, 21629 Neu Wulmstorf. Ganzjährig geöffnet von Freitag bis Sonntag, 11 bis 19 Uhr.

Der niveauvolle Naturbursche

Hinter der Unternehmensbezeichnung „Overmeyer Landbaukultur“ steckt ein engagiertes Ehepaar, das zusammen seit 1995 ökologische Landwirtschaft in Hittfeld betreibt. Und Kerstin und Uli Overmeyer, zwei Landwirte, die sich im Studium kennen und lieben gelernt haben, legen dabei einen Tatendrang an den Tag, der eigentlich für mehrere Leben reicht. „Nebenbei“ zog das Paar auch noch sieben Kinder groß.

Angefangen haben die Overmeyers in Alt-Emmeldorf als Pächter auf dem Hof der Familie Meyer-Sahling. 2014 zog die Familie dann auf den eigenen neu erbauten Hof auf dem Natenberg in Neu-Emmelndorf. Damals hatten sie sich in Seevetal längst einen Namen mit der direkten Vermarktung der hofeigenen Erzeugnisse gemacht.

„Auf dem neuen Hof konnten wir viele Erfahrungen, Träume und Visionen umsetzen. Hier fand die Idee, die Menschen um uns herum mitzunehmen, die Erzeugung von Lebensmitteln sichtbar, erlebbar, spürbar und schmeckbar zu machen, endlich genug Raum“, sagt Kerstin Overmeyer. Genügend Platz gibt es seither auch für die Hofmanufaktur und den Hofladen, der mit seiner Größe und seinem Angebot seinesgleichen sucht.

Im Hofladens der Familie Overmeyer in Emmeldorf beeindruckt die Größe und die Vielfalt.
Im Hofladens der Familie Overmeyer in Emmeldorf beeindruckt die Größe und die Vielfalt. © HA | Sabine Lepel

Die Kunden schieben bei Overmeyers einen Einkaufswagen durch die Gänge, denn das Sortiment ist sehr umfassend: Neben selbst angebautem Gemüse und Produkten aus der Hofmanufaktur, wie Suppen, Eintöpfe und Marmeladen, gibt es selbst gebackene Kuchen und Torten, Eier, Brot von verschiedenen Bäckern aus der Region, Käse, Rindfleisch von den eigenen Galloway-Rindern, eine große Wein-Auswahl und vieles mehr.

Auch Frühstück und Mittagstisch wird in einem Gastraum oder bei passendem Wetter auf dem idyllischen Hofgelände angeboten. Draußen gibt es für Kinder jede Menge Angebote mit Sandhaufen, Slackline, Balancierbalken, Hühnern und Ziegen.

Das Erfolgsgeheimnis? Womöglich die Authentizität

Auch bei den Veranstaltungen der Overmeyers geht es saisonal und eher unkompliziert zu. Beim Frühlings- oder Sommerfest und bei den Hoftouren wird die besondere Verbindung von Kerstin und Uli Overmeyer zur Landwirtschaft stets deutlich. „Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Freude man schenken kann, wenn man gutes Essen und leckere Getränke anbietet, mit dem Trecker herumfährt und ein Angebot für Kinder offeriert“, sagt Kerstin Overmeyer.

Es steckt aber viel mehr dahinter. Das Erfolgsgeheimnis der Overmeyers ist wahrscheinlich ihre Authentizität, der hohe Qualitätsanspruch und ein besonderer Wunsch: „Wir möchten eine Verbindung schaffen zwischen unserem Tun und dem Leben um uns herum“, sagt die Landwirtin.

Overmeyer Landbaukultur, Emmelndorfer Straße 55, 21218 Seevetal, Ortsteil Emmelndorf. Öffnungszeiten Montag bis Freitag 8 bis 19 Uhr, Sonnabend 8 bis 16 Uhr.

Das lustige Landei

Seit Jahren sorgt Familie Bartels mit ihrer Kürbispyramide an der B3 in Rade im Herbst für Aufmerksamkeit. Vor zwei Jahren haben Heiner und Annika Bartels mit einem neuen Hofcafé und einem Hofladen an gleicher Stelle noch einen draufgesetzt. Dort verkaufen sie ihre selbst erzeugtes Obst und Gemüse, Honig, Suppen oder Marmelade, und im Café Frühstück sowie Torten und Eis.

An manchen Wochenende stehen die Menschen dafür lange Schlange. „Wir haben vom ersten Tag an sehr viel Zuspruch erfahren“, sagt Lena Prigge, auf dem Hof Bartels für den Vertrieb und das Marketing zuständig.

In kurzer Zeit ist Bartels neuer Hofladen zu einem richtigen Ausflugsziel avanciert. Vor Halloween kommen vor allem Familien mit Kindern wegen der Kürbis-Schnitzerei. Bartels baut auf seinen Feldern auf sechs Hektar 120 verschiedene Kürbis-Sorten an. Dazu kommen vor allem Spargel, Kartoffeln, Tomaten, Gurken, Zucchini und Rhabarber.

Bartels-Mitarbeiterin Lena Prigge vor dem modernen Hofladen, der im Stil einer alten Scheunen erbaut wurde.
Bartels-Mitarbeiterin Lena Prigge vor dem modernen Hofladen, der im Stil einer alten Scheunen erbaut wurde. © HA | Sabine Lepel

Der pfiffige Landwirt, der seinen neuen Laden im August 2020 eröffnete und kurz nach dem Start das Hofcafé wegen Corona für sieben Monate wieder schließen musste, lässt sich immer etwas einfallen, um den Besuch in Rade zu einem Erlebnis zu machen. Zunächst legte er ein 30.000 Quadratmeter großes Maislabyrinth direkt am schmucken Neubau im Stil einer alten Scheune an. Dann kam eine Bauerngolfanlage hinzu, die 40.000 Quadratmeter umfasst und die inzwischen viele Gruppen und Familien nach Rade lockt.

Ein Maislabyrinth für Kitas und Firmen

Das Spiel ist eine Mischung aus Golf und Minigolf, nur etwas „gröber“. Es wird mit einem Ball in der Größe eines Handballs gespielt, und am Schläger ist ein Holzschuh befestigt. Zehn Bahnen sind zu bespielen – unter anderem bilden eine Kutsche, Treckerreifen und ein Hügel die Hindernisse, die es mit möglichst wenig Schlägen zu überwinden gilt.

Sowohl das zeitlich begrenzt zugängliche Maislabyrinth als auch das überwiegend ganzjährig zu spielende Bauerngolf sind allerdings kostenpflichtig. „Sonst könnten wir das hier nicht bieten“, sagt Lena Prigge. Trotzdem nutzten Schulklassen, Kita-Gruppen, Firmen und Tagesausflügler das ungewöhnliche Angebot reichlich, so Prigge.

Hofladen Café Bartels, Zur Heidekoppel 1, 21629 Neu Wulmstorf/Rade. Öffnungszeiten November bis Februar immer Dienstag bis Sonntag 9 bis 17 Uhr, März bis Oktober täglich 9 bis 18 Uhr.