Lüneburg. Bau der neuen A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg beginnt 2024. Begrünter Lärmschutzdeckel über Fahrbahn geplant.
Die Planung für den umstrittenen Bau der Autobahn A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg wird konkret. Im kommenden Jahr sollen die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt beginnen. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren. Die verantwortliche Autobahn GmbH geht davon aus, dass die Arbeiten frühestens 2030 vollständig abgeschlossen sind. Die Kosten werden auf rund 180 Millionen Euro geschätzt, der gesamte Lückenschluss der A 39 bis Wolfsburg wird voraussichtlich 1,5 bis zwei Milliarden Euro kosten. Kostensteigerungen können einer Unternehmenssprecherin zufolge jedoch unter anderem aufgrund von Baupreissteigerungen und Inflation nie ausgeschlossen werden.
Der erste Abschnitt der neuen Autobahntrasse hat eine Länge von 7,7 Kilometern, er setzt an der Anschlussstelle Lüneburg-Nord an und endet östlich der Hansestadt. Bisher verläuft dort die Bundesstraße 4. Auf dieser Strecke sind sechs Anschlussstellen geplant sowie unterschiedliche Maßnahmen, um die Lärmbelastung für die an der Strecke wohnenden Menschen möglichst gering zu halten. Für den Belag ist sogenannter Flüsterasphalt vorgesehen, auch sollen Lärmschutzwände und -wälle errichtet werden.
381 Meter langer Lärmschutzdeckel über einen Teil der Autobahn in Lüneburg-Moorfeld
Die eigentliche Besonderheit ist jedoch ein 381 Meter langer Lärmschutzdeckel über einen Teil der Autobahn, wo diese den Stadtteil Moorfeld passiert. Vorbild ist unter anderem der Autobahndeckel in Hamburg-Schnelsen. Auf der öffentlichen Grünfläche in Lüneburg entsteht ein „Park der Generationen“, diese Idee hatte im Zuge eines informellen Beteiligungsverfahrens die meisten Stimmen erhalten. An dem Gestaltungsdialog konnten alle Lüneburger ihre Wünsche und Vorschläge einreichen, etwa 50 Anwohner und Bürger beteiligten sich an der anschließenden Ideen-Werkstatt.
Der Lärmschutzdeckel soll als grüne Brücke wieder eine Verbindung in dem zerschnittenen Stadtteil herstellen. Der Generationenpark ist als Ort gedacht, an dem Menschen unterschiedlichen Alters zusammenkommen können. So wird es sogenannte Aktivbereiche geben sowie Bereiche zum Flanieren und Verweilen, wie ein Platz mit Kiosk und Wasserspiel. Der Entwurf sieht einen Kinderspielplatz mit Hangrutsche vor, außerdem Tischtennisplatten und Wiesen für Ballspiele.
Für Erwachsene sind Fitnessstationen und Boulebahnen angedacht
Für Erwachsene sind Fitnessstationen und Boulebahnen angedacht. An einem Promenadenweg sollen unterschiedliche Sitzmöglichkeiten geschaffen werden, der gesamte Park soll abwechslungsreich bepflanzt werden.
Die gesamte geplante Autobahntrasse zwischen Lüneburg und Wolfsburg hat eine Länge von rund 105 Kilometern. Sie besteht aus neun Planungsabschnitten, die Außenstelle Lüneburg der Autobahn GmbH Niederlassung Nord betreut die Abschnitte eins bis fünf, die zusammen etwa 75 Kilometer umfassen. Die Trasse soll die Lücke zwischen den bestehenden Teilen der A 39 schließen. Im Süden wurde die Autobahn zwischen Braunschweig und Wolfsburg 2009 fertiggestellt, den nördlichen Abschnitt vom Maschener Kreuz bis Lüneburg-Nord gibt es seit 1996.
Das Vorhaben ist eines der größten noch umzusetzenden Neubauprojekte in Deutschland. Es gehört zu einem umfassenden Verkehrskonzept, das das Bundesverkehrsministerium 2002 in Abstimmung mit den beteiligten Ländern auf den Weg gebracht hat. „Momentan ist das vorhandene Streckennetz im Raum zwischen Lüneburg und Wolfsburg durch eine geringe Netzdichte mit wenigen leistungsfähigen großräumigen Verbindungsachsen gekennzeichnet“, heißt es von der Autobahn GmbH. Die B 4 stelle die einzige überregionale Nord-Süd-Bundesfernstraßenverbindung in diesem Raum dar und jeglicher überregionaler Fernverkehr könne derzeit nur über diese Bundesstraße geführt werden.
Neubau der A 39 – auch, weil der Verkehr zunehmen wird
Der Neubau der A 39 wird auch damit begründet, dass der Verkehr in Deutschland zunehmen wird. Die aktuelle Verkehrsprognose des Bundesverkehrsministeriums bis zum Jahr 2051 geht von einem Anstieg des Lkw-Verkehrs um 46 Prozent aus. Ausschlaggebend für diese starke Zunahme ist nach Angaben des Ministeriums ein Strukturwandel im Güterverkehr. Während der Transport von Massen- und Energiegütern, die bisher vor allem auf Schiene und Wasserstraße transportiert worden seien, zurückgehe, gebe es einen Zuwachs bei Gütern, die überwiegend auf der Straße befördert werden, unter anderem Postsendungen.
Umweltverbände und Klimainitiativen kritisieren dagegen, dass der Ausbau des Autobahnnetzes nicht mehr zeitgemäß sei und fordern, die Mobilitätswende durch bessere Schienenverbindungen voranzutreiben. Auch in Lüneburg hatte es seit Jahren Proteste gegen den Bau der A 39 gegeben. Zuletzt fand am Sonntag eine Protestaktion statt. Das Klimakollektiv Lüneburg hatte eine Fahrraddemo angemeldet, für die ein Teil der Autobahn hätte gesperrt werden müssen. Gerichtliche Entscheidungen hatten die Autobahnnutzung weitgehend eingeschränkt.