Kreis Harburg. Wie die neuen Wege in der Metropolregion gebaut und finanziert werden sollen. Die Aufträge für ein erstes Teilstück sind vergeben.
Das erste Stück der geplanten 300 Kilometer Radschnellwege in der Metropolregion ist schon ausgemacht. Zwischen Ochtmissen und Bardowick sind die Arbeiten für den Ausbau von 850 Metern am Imkerstieg bereits ausgeschrieben und vergeben. Um den geforderten Standard zu erreichen, sollen knapp 290.000 Euro investiert werden, 86.400 Euro schießt der Landkreis zu. Den Rest finanziert vor allem die Stadt Lüneburg. Die Bauzeit soll bei höchstens drei Monaten liegen. Geplanter Beginn: Im September.
Beim Landkreis Harburg nebenan haben die Gespräche mit dem Kreis Stade begonnen, um eine 500 Meter lange Radweglücke zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf nördlich der S-Bahnlinie an der B 3 zu schließen. Der Knackpunkt: Der Bereich gehört zum Naturschutzgebiet „Moore bei Buxtehude“, in dem der Wachtelkönig lebt. Der gesamte Abschnitt liegt zwar im Kreis Stade. „Doch die Lücke wirkt sich natürlich auf den Radverkehr nach Neu Wulmstorf aus“, sagt Harburgs Kreis-Radverkehrskoordinator Tobias Schmauder. „Wir wollen eine Lösung finden, damit Radfahrer künftig nicht lange Umwege in Kauf nehmen müssen.“
Das Konzept für den Bau: Trassenbündnisse zwischen den Beteiligten
Als ausgemachtes Konzept für den Ausbau der Radschnellwege, die an vielen Orten bestehende Trassen nutzen. gelten in der Metropolregion Trassenbündnisse. Das würde bedeuten, über Gemeinde-, Kreis- und womöglich Landesgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten. „Ein Projektträger könnte dann für einen Abschnitt die Planung und die Ausschreibungen übernehmen und die Qualität der Wege festlegen“, sagt Schmauder. Kleinteilig je nach Zuständigkeit für einen bestimmten Straßenabschnitt vorzugehen, würde dagegen den Fortgang eher hemmen.
Als derzeit schwer überschaubar gelten die Fördermöglichkeiten für die neuen Radwege. Das ist einer der Gründe dafür, dass nachdem die Machbarkeitsstudien für die Trassen vorliegen, ein neues Projekt folgen soll. Der Landkreis Harburg hat dafür bereits 25.000 Euro bereitgestellt. Über den Start soll im September je nach Beteiligung von anderen Kommunen und Kreisen entschieden werden. Zu den Zielen gehört, Licht in den Förderdschungel zu bringen.
Bis zu 50 Millionen Euro Förderung für Radwege im Jahr
Klar ist: Für Radschnellwege hat der Bund bis 2030 jährlich 25 Millionen Euro vorgesehen. Bis 2023 wird die Summe über das Klimapaket auf 50 Millionen Euro jährlich aufgestockt. Der Fördersatz für die Wege liegt bei maximal 75 Prozent. „Die Mittel dürften vorerst für alle Projekte in der Metropolregion ausreichen“, schätzt Fahrradexperte Schmauder.
Auffällig ist, dass bei den beiden Strecken, die durch den Landkreis Harburg führen, die Kosten unterschiedlich ausfallen. So schlägt nach ersten groben Schätzungen der 49 Kilometer lange Abschnitt zwischen Lüneburg und Hamburg mit 93 Millionen Euro zu Buche, während für die 58 Kilometer zwischen Stade und Hamburg mit 39 Millionen Euro kalkuliert wird. Hintergrund sind notwendige Bauwerke auf der Strecke aus der Salzstadt.
Mit Unterführungen werden die Radwege schneller, aber auch teurer
Nur ein Beispiel: Vom Bahnhof Ashausen kommend endet der bahnstreckenbegleitende Weg einige hundert Meter vor der Bahnüberführung Lüneburger Straße. Die Kreisstraße 86 (K 86, Lüneburger Straße) können Radfahrer derzeit nicht queren. Empfohlen wird hier eine Unterführung unter der K 86. Die Strecke soll dann mit Vorrang für Radfahrer auf die Alte Lüneburger Straße und weiter in Richtung Steller Bahnhof sowie auf der anderen Seite in Richtung Winsen führen. Das würde die Fahrzeiten deutlich reduzieren. Die Machbarkeitsstudie geht dabei davon aus, dass künftig mehr als 2000 Nutzer täglich profitieren würden. Die Kosten für 240 Meter Strecke nebst Unterführung liegen hier allein bei 2,42 Millionen Euro.
Der Standard A der Radschnellwege sieht grundsätzlich vier Meter breite, beispielsweise mit Asphalt befestigte Wege vor. Sie können in beiden Richtungen befahren werden. Dazu soll ein zwei Meter breiter Fußgängerweg kommen. In der Mitte werden die Fahrbahnen durch Markierungen getrennt. Gerechnet wird mit einem Meter für einen Radfahrer, so dass ein weiterer Meter in jeder Richtung zum Überholen frei bleibt.
Jeder kann durchgängig in seinem Tempo fahren, ohne andere zu behindern
„So kann jeder durchgängig in seinem Tempo fahren, ohne andere zu behindern“, erklärt Schmauder. Gerade von einer annehmbaren Durchschnittsgeschwindigkeit wird die Akzeptanz für Pendler abhängen. Das Interesse dürfte stark zunehmen, wenn sich innerhalb einer Stunde bis zu 20 Kilometer entfernte Arbeitsplätze erreichen lassen.
Die ersten Arbeiten an Abschnitten des Netzes haben im Landkreis Lüneburg begonnen. Wie schnell erste Strecken präsentiert werden können, ist offen. Ohne Frage ist der Vorstoß der Metropolregion für ein Radwegenetz in vier Bundesländern mit einer halben Million Pendlern bundesweit bislang einmalig.
Neben der Problematik mit Naturschutzgebieten werden Abstimmungen mit der Bahn notwendig sein, um die Radstrecken effizient mit dem Nahverkehr zu verbinden. Es müssen Grundstücke erworben werden und Klagen sind nicht ausgeschlossen, um nur einige Hindernisse zu nennen. Dagegen steht die Option, zumindest einige der 60.000 Ein- und Auspendler aus dem Kreis Harburg aufs Rad zu bringen und zudem Einkaufsfahrten auf zwei Rädern zu erleichtern. „Wir wollen“, versichert Kreissprecher Bernhard Frosdorfer, „so schnell wie möglich anfangen.“