Buchholz. Pablo Broszio und Gregory Keck stehen vor den ersten Wettkämpfen nach der langen, coronabedingten Pause – beide haben ehrgeizige Ziele.

Der Deutsche Juniorenmeister im Mehrkampf, Gregory Keck vom TSV Buchholz 08, bei einer Stalder-Grätsche am Königsgerät Reck.
Der Deutsche Juniorenmeister im Mehrkampf, Gregory Keck vom TSV Buchholz 08, bei einer Stalder-Grätsche am Königsgerät Reck. © TSV Buchholz 08 | Jörg Niebuhr

In vier Wochen steht der erste nationale Saisonhöhepunkt für die Kunstturner auf der Agenda, die Deutschen Meisterschaften in Leipzig. Für zwei Buchholzer Topathleten schlägt sogar schon an diesem Wochenende bei den Niedersachsenmeisterschaften am Olympiastützpunkt in der Landeshauptstadt Hannover die Stunde der Wahrheit. Um in Leipzig bei den Deutschen Titelkämpfen vom 13. bis 16. Mai antreten zu dürfen, muss sich der erst 16 Jahre alte Gregory Keck erst noch in Hannover für die nationalen Titelkämpfe qualifizieren. Für seinen zwei Jahre älteren Mitstreiter von Buchholz 08, Pablo Broszio, geht es in Hannover darum, an den sechs Geräten mindestens 60 Punkte zu holen, um die Norm für die Panamerikanischen Turnmeisterschaften im Juni in der Olympiahalle von Rio de Janeiro zu erfüllen.

Der Saisonauftakt auf Landesebene ist für Pablo Broszio und Gregory Keck zugleich eine erste Standortbestimmung. Beide Buchholzer Topturner wissen nach mehreren Monaten ohne Wettkampf nicht, wo sie stehen. „Der letzte große Wettkampf waren die nachgeholten Landesmeisterschaften im Oktober 2020. Nach so langer Zeit ohne Wettbewerbe ist es gar nicht so einfach, sich im täglichen Trainingsprozess ein aktuelles Leistungsbild für die nationalen und internationalen Meisterschaften und Wettkämpfe zu verschaffen“, sagt Bernward Bade, Abteilungsleiter und Trainer beim TSV Buchholz 08.

Für den Chef von knapp 300 Kunstturnerinnen und Kunstturnern im Alter von vier bis 70 Jahren ist es bereits ein Erfolg, wenn es gelingt, unter Pandemie-Bedingungen die Spitzenathletinnen und -athleten auf die bevorstehenden Top-Ereignisse gezielt vorzubereiten. Bade: „Ungewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen und besonders im Spitzensport eine außerordentliche und bedachte Vorbereitung.“

Bei Buchholz 08 zählen in Zeiten geschlossener Sporthallen dazu unter anderem ein intensives Online-Training über eine Videoplattform und Online-Challenges mit motivierenden Gewinnen. Pablo Broszio, Gregory Keck und eine kleine Gruppe von Spitzenturnern, die entweder dem Olympia- oder Landeskader angehören oder als Bundesligaturner Profistatus genießen, gehören zu einem privilegierten Kreis von etwa 15 Turnern, die vor Ort in der Kunstturnarena in der Nordheidehalle trainieren dürfen. „Alle anderen rund 280 unserer Turner unseres Vereins trainieren ausschließlich online. Und nicht ein einziger ist während der gesamten Pandemiedauer ausgetreten. Das macht mich richtig stolz“, sagt Bernward Bade. Als die Sporthallen noch ausnahmslos für alle Athleten gesperrt waren, trainierte Pablo Broszio sogar täglich mehrere Stunden im Büro seines Vaters Jan Broszio in dessen Firma für Energietechnik und Solaranlage in Bremen an allen Geräten.

Trainings- und Wettkampfbedingungen der Turner unterliegen aktuell einigen pandemiegeschuldeten Auflagen. Bade: „Maximal drei Turner und ein Trainer dürfen gleichzeitig in unseren Übungsraum. In der Regel sind unsere Spitzenathleten in Buchholz sogar alleine mit ihrem Trainer.“ Bei Wettkämpfen sind Zuschauer ausgeschlossen, in den großen Wettkampfhallen dürfen sich maximal 14 Personen gleichzeitig aufhalten. Coronatests gehören mittlerweile im Alltag der Kunstturner. Pablo Broszio startet international für Panama, er besitzt die doppelte Staatsangehörigkeit. Hatte er vor zwei Jahren noch die Nominierung für die Junioren-Weltmeisterschaften knapp verpasst, ist er in diesem Jahr als Erwachsener für die WM 2021 vom 17. bis 24. Oktober 2021 auf der Insel Kyusha im Süden Japan nominiert.

Für diesen wichtigsten Wettkampf des Jahres trainiert der Abiturient trotz Prüfungsstress sechsmal in der Woche im Leistungsstützpunkt des Deutschen Turner-Bundes (DTB) in Buchholz. Danach will Pablo sich auf Olympia 2024 in Paris fokussieren.

Während sein Turnkumpel die großen internationalen Wettkämpfe im Blick hat, schmiedet der amtierende Deutsche Jugend-Mehrkampfmeister Gregory Keck noch an seiner nationalen Sportlerkarriere. Bei den Landesmeisterschaften in Hannover hat er sich zum Ziel gesteckt, sich als einer der Jüngsten im Teilnehmerfeld in der Altersklasse 17/18 unbedingt als Sieger für das Bodenfinale im Kreis der Erwachsenen am Sonntag qualifizieren. Der Sohn von Ohnsorg-Schauspielerin Sandra Keck, dessen Paradedisziplin das Bodenturnen ist, hat sich mittlerweile in die Dritte Bundesliga geturnt.