Uelzen. Durch Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Politik wollen die Initiatoren den Kreis Uelzen als Standort für die Lebensmittel-Verarbeitung stärken.
Eine Region, in der die Bio-Lebenmittelbetriebe sich miteinander vernetzen, Wissen austauschen und in die Gesellschaft tragen und so den Standort stärken – das ist die Idee hinter dem neuen Bio-Food-Cluster im Landkreis Uelzen. Es baut auf die Zusammenarbeit von Unternehmen, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und zivilgesellschaftlichen Gruppen. Bestehende Unternehmen werden in ihrer Entwicklung unterstützt und neue Firmen werden angeworben.
In der Cluster-Initiative soll das vorhandene Wissen aller Beteiligten gebündelt werden. Ziel ist eine überregionale Profilierung des Landkreises als Standort für die Verarbeitung von Lebensmitteln aus biologischer Landwirtschaft.
Anbau und Vermarktung von biologisch hochwertigen Lebensmitteln hat Priorität
Die von Landwirtschaft geprägte Region zählt zur Lüneburger Heide. Dort hat die Produktion von biologisch angebauten Lebensmitteln schon länger einen hohen Stellenwert. Mehrere Hundert Menschen sind bereits in der ökologischen Landwirtschaft und in der Weiterverarbeitung von Bio-Lebensmitteln beschäftigt.
So beteiligen sich an der Initiative unter anderem die beiden Bio-Pioniere Bohlsener Mühle und Bauckhof, die jeweils seit mehreren Jahrzehnten ihren Sitz in der Region haben. Auch gehört der Landkreis seit vergangenem Jahr zu den ersten Öko-Modell-Regionen in Niedersachsen. Zudem bringt der Verein Ökoregio seit rund 15 Jahren Biobetriebe und nachhaltige Unternehmen aus den Landkreisen Uelzen, Lüchow-Dannenberg und Lüneburg zusammen.
Das neue Netzwerk will weitere Bio-Betriebe in den Landkreis Uelzen holen
Das neue Netzwerk soll aber nicht nur die bereits bestehenden Unternehmen stärken, zum Beispiel durch den Aufbau neuer Geschäftsfelder, sondern auch weitere Bio-Betriebe in den Landkreis holen. Außerdem wollen die Initiatoren mit ähnlichen Initiativen in Deutschland und anderen EU-Staaten zusammenarbeiten.
„Mit dem Bio-Food Cluster wollen wir eine Initiative haben, die die Kraft hat, etwas nach vorn zu bringen“, sagt Mathias Kollmann, Geschäftsführer der Bohlsener Mühle und Gründungsmitglied des Clusters. „An vielen Stellen kann noch eine Menge erreicht werden: Mehr Bio-Angebote in Kindergärten und Schulen, mehr Verarbeiter, die vom vorhandenen Know-how in der Region profitieren.“ Denn oft scheiterten Projekte daran, dass das nötige Wissen fehle.
In der EU werden rund 40 Milliarden Euro mit Bio-Produkten im Jahr umgesetzt
Die Bio-Netzwerker sehen großes Potenzial in ihrer Branche. Diese ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. In Deutschland wurden zuletzt mit Bio-Produkten Umsätze von rund zwölf Milliarden Euro im Jahr, in der gesamten EU von rund 40 Milliarden Euro erzielt. Hinzu kommt das gestiegene Umweltbewusstsein in der Bevölkerung. Deshalb erwarten die Initiatoren weitere Umsatzsteigerungen.
Ein ausdrückliches Ziel der Initiative ist es, dass möglichst viele beteiligte Betriebe von Förderung profitieren können: Dafür sollen Fördermittel des Landes, des Bundes und der Europäischen Unio eingeworben werden. Die staatlichen Hilfen sollen in die Infrastruktur, die Netzwerkarbeit, Marketingaktivitäten und wissenschaftliche Vorhaben fließen.
Das Cluster soll weiter wachsen und sucht Mitstreiter
Die Initiative wird bisher von einem zwölfköpfigen Team getragen. Die Beteiligten stammen aus unterschiedlichen Bereichen, wie Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Einer der Köpfe hinter der Initiative ist Mathias Kollmann von der Bohlsener Mühle. Der 51-Jährige will seine langjährigen Erfahrungen aus der Lebensmittelbranche nutzen, um zwischen gewinnmaximierender und nachhaltiger Unternehmensführung zu vermitteln. Er sagt: „Zwischen Wirtschaft und Umwelt gehört kein ‘oder’.“
Mit dabei ist auch Carsten Bauck, Geschäftsführer des Bauckhofs in Klein Süstedt, einem der ältesten Demeter-Betriebe Deutschlands. Er engagiert sich in verschiedenen politischen Gremien und Vereinen für den Ökolandbau und setzt sich für das Tierwohl ein. Dies soll auch in dem Netzwerk ein Thema sein. „Im Ökolandbau liegt die Zukunft“, sagt Carsten Bauck. „Aber auch hier gibt es Aspekte, an denen kompromisslos weitergearbeitet werden muss.“
Gründungsmitglieder haben einen sehr vielfältigen Hintergrund
Einen anderen Hintergrund haben Kirsten und Matthias Untz, beide Gründungsmitglieder des Vereins Ilmenaustadt Uelzen zur Stadtentwicklung. Sie wollen die nachhaltige regionale Entwicklung und die Positionierung Uelzens im Wettbewerb mit anderen Regionen vorantreiben. Ebenfalls dabei ist Raimund Nowak, der 1978 einen der ersten Bioläden in Norddeutschland gegründet hat. Zuletzt leitete er für zwölf Jahre die Geschäfte der Metropolregion Hannover, Braunschweig, Göttingen und Wolfsburg.
Das Bio-Food-Cluster soll die Region zukunftssicher machen. Die Initiative ist offen für weitere Mitstreiter, die die Idee mit weiterentwickeln wollen. Angesprochen sind sowohl Unternehmer als auch andere Menschen aus der Region, die sich für das Thema interessieren und sich einbringen wollen. Weitere Informationen erhalten sie im Internet auf www.bfc-uelzen.de.