Buchholz/Buxtehude. Ein Sieg für die Geschichtsbücher: Der Bundesliga-Aufsteiger gewinnt das Viertelfinale mit 24:23 in Leverkusen. Buxtehude ist raus.

Unglaublich, unfassbar. Als am Sonntag um 17.26 Uhr die Schlusssirene in der Ostermann-Arena in Leverkusen ertönte, war der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten perfekt. Vor Freude schreiend fielen sich die Spielerinnen in die Arme, tanzten jubelnd im Kreis und intonierten lauthals: „Final Four, Final Four!“ Mit einem 24:23 (12:11)-Auswärtssieg im Viertelfinale bei Bayer 04 Leverkusen hat der Bundesliga-Aufsteiger das Final-Four-Turnier um den Pokal des Deutschen Handball-Bundes (DHB-Pokal) erreicht.

Dreimal sind die Luchse in die 1. Bundesliga aufgestiegen, jetzt stehen sie im Pokal erstmals in der Runde der letzten vier. Halbfinals, Spiel um Platz drei und das Finale werden am 15. und 16. Mai in Stuttgart ausgetragen. Neben den Handball-Luchsen haben sich bisher die TuS Metzingen (35:32 beim Thüringer HC) und die HSG Blomberg-Lippe durch einen 27:20-Erfolg gegen den Buxtehuder SV qualifiziert. Der letzte Halbfinalist wird am 17. Februar zwischen Bietigheim und Bad Wildungen ermittelt.

Rückkehr von Evelyn Schulz und Mareike Vogel enorm wichtig

Der verdiente, wenn auch knappe Erfolg der Handball-Luchse in Leverkusen hatte viele Mütter. Enorm wichtig war das Comeback von Evelyn Schulz. Die Kreisläuferin kam erstmals nach ihrem Bänderriss vor gut vier Wochen zum Einsatz. Vorn erzielte sie fünf blitzsaubere Tore. Noch wichtiger aber ihre Präsenz in der Defensive, endlich stand der Mittelblock wieder. In der ersten Halbzeit kam Leverkusen fast nur über die Außenpositionen zum Torerfolg.

Daneben zeigte Torhüterin Mareike Vogel eine überragende Leistung. Sie hatte beim letzten Bundesligaspiel in Dortmund aufgrund einer Kapselverletzung an der Hand pausiert. Davon war jetzt nichts mehr zu spüren. In der ersten Halbzeit kam sie auf eine Quote von 45 Prozent gehaltener Bälle – ein herausragender Wert. Insgesamt wehrte Vogel zwei Siebenmeter ab, einen dritten setzte Leverkusen an den Pfosten.

Tante von Kim Berndt gewann den Pokal 1980 mit Leverkusen

Auffällig agierten auch Fatos Kücükyildiz (6 Tore), Sarah Lamp (2) und Kim Berndt (5/3) im Rückraum. Für Spielmacherin Berndt war es in zweierlei Hinsicht ein besonderes Spiel. Einerseits trug sie lange Jahre selbst das Bayer-Trikot, andererseits hatte ihre Tante Sigrid Berndt 1980 mit Leverkusen den DHB-Pokal gewonnen.

Über die gesamte Spieldauer wogte das Viertelfinale hin und her. In der ersten Halbzeit führten die Gastgeberinnen, die das Bundesligaspiel drei Wochen zuvor mit 26:24 gegen die Luchse gewonnen hatten, mit 11:9. Dann drehten die Gäste mit einem 5:0-Lauf – drei Tore vor der Pause und zwei weitere direkt danach – die Partie zum 14:11 (33.). Doch Leverkusen stabilisierte sich in der Defensive und bekam in der Offensive die zweite Welle ins Rollen (21:19/50.).

Fatos Kücükyildiz erzielt das Siegtor zum 24:23-Endstand

Die Gäste ließen sich nicht abschütteln, glichen bei 21:21 aus. 50 Sekunden vor dem Ende erzielte Fatos Kücükyildiz das 24:23 für die Luchse. Leverkusen spielte etwas Zeit von der Uhr und nahm 25 Sekunden vor Schluss eine Auszeit. Ein Spielzug für Zoe Sprengers auf Linksaußen sollte die Verlängerung erzwingen. Doch die neunfache Torschützin warf nicht selbst, sondern versuchte einen Kempa-Trick mit Halbrechts. Der Ball ging verloren, da brachte auch die offene Deckung in den letzten Sekunden nichts mehr. Nach einer quälend langen Unterbrechung durfte im Lager der Luchse endlich gejubelt werden.

Schwache Angriffsleistung wird Buxtehude zum Verhängnis

Der Buxtehuder SV verlor nach einer schwachen Angriffsleistung mit 20:27 (7:14) bei der HSG Blomberg-Lippe. Die Offensivprobleme wurden schon im ersten Angriff deutlich. Zunächst hatte dies keine Auswirkungen, denn BSV-Torhüterin Katharina Filter fand mit zwei Paraden gut ins Spiel. Die 21-Jährige spielte durch, weil Lea Rühter angeschlagen vom Regionallehrgang der Nationalmannschaft zurückgekehrt war. In der hektischen Anfangsphase leisteten sich beide Teams überhastete Abschlüsse und technische Fehler. Dann warf Marie Michalczik Blomberg-Lippe mit vier Toren zur 10:5-Führung (19.).

Buxtehude stellte in den Schlussminuten der ersten Halbzeit auf 5:1-Abwehr um. Als bei 7:14 die Pausensirene ertönte, war eine Vorentscheidung gefallen. Nicht nur Dirk Leun fühlte sich an das Bundesligaspiel im November erinnert (6:16). „Unsere Abwehr war in der ersten Halbzeit lange in Ordnung, und auch die Umstellung auf die 5:1-Deckung war nicht schlecht. Vorne haben wir aber schlecht geworfen, so viele Ballverluste dürfen wir uns nicht leisten. So hatten wir zur Halbzeit eine hohe Hypothek“, analysierte der Trainer.

Mia Lakenmacher macht mit drei Toren auf sich aufmerksam

Wer auf eine Aufholjagd gehofft hatte, wurde enttäuscht. Defensiv bekamen die BSV-Spielerinnen kaum Zugriff, offensiv fehlte die Durchschlagskraft. Folgerichtig führte Blomberg nach knapp 40 Minuten mit 21:10. In der verbleibenden Spielzeit verhinderten die Gäste eine noch höhere Niederlage, ließen aber auch glasklare Torchancen liegen. Positiver Lichtblick in der Schlussphase war Mia Lakenmacher. Die 18 Jahre alte Nachwuchsspielerin erzielte drei Tore innerhalb kürzester Zeit. Die meisten Tore warfen Annika Lott (6) und Lone Fischer (5/1).

„Ich muss sagen, dass der Gegner heute besser war. Sie haben mit mehr Zug zum Tor gespielt, da hätten wir einen optimalen Tag gebraucht. Wir sind zu oft mit dem Kopf durch die Wand gegen einen defensiven Gegner. Das müssen wir verarbeiten und uns auf die Liga konzentrieren. Es gibt einiges zu tun“, sagte Trainer Dirk Leun.