Landkreis Harburg. Allein Ausbau der Strecken von Lüneburg und Stade nach Hamburg soll 132 Millionen Euro kosten. Kreistag stützt das Projekt trotzdem.

Die Offensive für den Radverkehr in der Metropolregion Hamburg wird konkreter: Allein durch den Landkreis Harburg sollen künftig drei der neun Routen für Radschnellwege verlaufen, die in der Region geplant werden. „Es besteht Handlungsbedarf und es ist noch deutlich Luft nach oben“, sagt Landrat Rainer Rempe. Die Machbarkeitsstudien für die insgesamt 300 Kilometer Trassen, von denen knapp 140 Kilometer von Süden und Westen nach Hamburg führen, liegen seit Montag vor (Abendblatt berichtete). Wann die Arbeiten beginnen, ist aber noch offen.

Hamburgs Staatsrat Andreas Rieckhof ist zwar sicher, dass die Projekte in der Metropolregion „Tempo aufgenommen haben.“ Schließlich habe sich auch die durchschnittlich per Rad zurückgelegte Strecke von bis zu fünf Kilometern mit den E-Bikes verdoppelt. Allerdings wird es bis zur Fertigstellung, abgesehen von Teilstücken, mindestens noch ein Jahrzehnt oder länger dauern.

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Erste Kostenschätzungen für zwei Radschnellwege liegen vor

So hat der Kreistag des Landkreises gestern bereits für ein an die Machbarkeitsstudien anschließendes Projekt mit großer Mehrheit 25.000 Euro bereitgestellt. Damit sollen Kosten-Nutzen-Analysen erstellt, einheitlich Anträge auf Fördergelder gestellt sowie Kommunikation mit Bürgern und Medien im weiteren Fortlauf der Planung bezahlt werden. Die 25.000 Euro gelten dabei als Höchstsumme. Mit der Zahl der Kreise, die sich an den Aufgaben beteiligen, soll die Summe absinken.

Immerhin liegen erste Schätzungen für die Kosten für zwei der drei Strecken vor, die unter der Federführung der Landkreise Harburg und Stade stehen. Für die dritte Strecke von Tostedt nach Harburg muss die genaue Vorzugstrasse erst noch festgelegt werden. Die entsprechende Machbarkeitsstudie soll im Herbst vorliegen. Hintergrund: Die Strecke war zunächst nicht vorgesehen. Die Planungen begannen auf Initiative von Bürgern und Kreis fast ein Jahr später.

Bei Stelle eine Unterführung unter der Kreisstraße K 86 realisiert werden

Für den 49 Kilometer langen Radschnellweg von Lüneburg nach Hamburg wird derzeit mit Kosten von 93 Millionen Euro gerechnet. Das entspricht 1,9 Millionen Euro pro Kilometer. Kalkuliert wird dabei mit Durchschnittswerten und Sicherheitszuschlägen. Als große Herausforderungen für die Vorzugstrasse gilt, dass das Plangebiet von einer Autobahn, einer Bahnstrecke und mehreren Flüssen durchschnitten wird. Zudem soll bei der Gemeinde Stelle eine Unterführung unter der Kreisstraße K 86 realisiert werden. Dabei bieten enge Ortsdurchfahrten wie das dicht bebaute Stadtgebiet Winsen nur begrenzte Möglichkeiten für Radschnellwege.

Für die zweite, 58 Kilometer lange Strecke zwischen Stade und Hamburg werden die Kosten auf 39 Millionen Euro oder 670.000 Euro pro Kilometer veranschlagt. Die größte Herausforderung besteht in einen Lückenschluss im Bereich des Vogelschutzgebietes „Moore bei Buxtehude“ zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf. Dort lebt der streng geschützte Wachtelkönig. Eine FFH-Verträglichkeitsuntersuchung habe jedoch ergeben, dass die Anforderungen des Naturschutzes mit Auflagen wie einer abschirmende Bepflanzung und möglicherweise mit Sperrungen anderer Wege gemeistert werden könnten. „Wir müssen sehen, wie wir das Problem lösen können“, sagte Rempe. Erste Gespräche mit dem Gemeinden sind für den Spätsommer vorgesehen.

Viele Bahnhöfe und Haltepunkte werden mit den Radwegen angeschlossen

Grundsätzlich sollen die Radschnellwege entlang der Bahnstrecken geführt werden. So sind zwischen Lüneburg und Hamburg elf Bahn- oder S-Bahn-Haltepunkte angebunden. Zwischen Stade und Hamburg sind es neun Haltepunkte und über die Abzweigstrecken auch der Fähranleger Finkenwerder mit Verbindung zu den Landungsbrücken und damit ins Zentrum der Hansestadt. Die Nähe zu den Bahnhöfen liegt auf der Hand, um so den Zugang zum öffentlichen Nahverkehr einfach zu machen.

Neben den weiter wachsenden Ortschaften mit neuen Wohngebieten geht es bei den Radschnellwegen auch darum, Firmenstandorte und Gewerbegebiete zu erschließen. Das gilt etwa für Airbus oder Amazon mit jeweils tausenden Arbeitsplätzen. „Der Arbeitsweg kann so zur Gelegenheit für eine tägliche Dosis Sport und Bewegung werden“, sagte Rempe. „Das Interesse der Bürger am Thema Radwege ist hoch.“

Staatsrat Rieckhof spricht von seinem „Lieblingsprojekt“ in der Metropolregion und lobt die „gute Koordination.“ Das muss nun noch jahrelang anhalten.