Hittfeld. Bisher gibt es acht öffentlich zugängliche Stationen für Elektroautos. SPD möchte weitere Ladepunkte, auch für Fahrräder, errichten.

Elektroautos nehmen mittlerweile einen festen Platz im Verkehr auf Deutschlands Straßen ein, 6,4 Prozent der Neuzulassungen haben einen reinen Batterieantrieb – eine Verdreifachung innerhalb eines Jahres. Weitere 18 Prozent sind Hybridmodelle. Woran es jedoch immer noch mangelt, ist ein gut ausgebautes Netz funktionierender und erreichbarer Ladesäulen.

Die Seevetaler SPD fordert daher, dass die Gemeinde prüft, ob und wo Ladestationen im öffentlichen Raum – sowohl für E-Autos als auch für E-Bikes – eingerichtet werden können. Außerdem soll bei neuen oder zu ändernden Bebauungsplänen darauf geachtet werden, dass Einzel- und Mehrfamilienhäuser sowie Versorgungszentren mit Ladestationen ausgerüstet werden. Der Rat der Gemeinde befasst sich am Donnerstag mit dem Antrag.

SPD fordert Aufbau einer leistungsstarken Infrastruktur

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 194.163 Elektrofahrzeuge neu angemeldet – das ist ein Plus von rund 206 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf diese Zahlen stützen sich die Sozialdemokraten in Seevetal. Für die Entscheidung für ein solches Fahrzeug sei es Voraussetzung, dass eine umfangreiche und leistungsstarke Infrastruktur zur Verfügung steht, begründet Klaus-Dieter Kirchhoff den Vorstoß seiner Fraktion. „Ziel ist es, ein flächendeckendes Netz mit Schnellladesäulen mit mindestens 100 Kilowatt aufzubauen.“ Um dies umzusetzen, soll die Gemeinde den Kontakt zu Energieversorgungsunternehmen aufnehmen.

Im Rathaus in Hittfeld stoßen die Sozialdemokraten damit durchaus auf offene Ohren. Zunächst sollte jedoch ein Konzept erstellt werden, heißt es aus der Verwaltung. Die Verteilung einzelner Ladesäulen über das Gemeindegebiet wird als nicht sinnvoll erachtet. Bevorzugt wird der Aufbau einer Ladeinfrastruktur an zentralen Punkten im Gemeinde­gebiet – außerhalb der öffentlichen Straßenverkehrsflächen. Die Ladesäulen könnten demnach an öffentlichen Pendler- und Bahnhofsparkplätzen, Park-and-Ride-Plätzen und Stellflächen in der Nähe öffentlicher Einrichtungen entstehen. Infrage kommen dafür zum Beispiel der Fleester Hoff in Fleestedt, das Dorfhaus in Maschen oder das Helbach-Haus in Meckelfeld.

Gemeinde will mit Energieversorgern kooperieren

Die Gemeinde strebt Partnerschaften mit Energieversorgungsunternehmen an, zum Beispiel mit EWE go. Das Unternehmen will am P+R-Platz nahe dem Matthies-Gartencenter in Emmelndorf drei Säulen mit jeweils zwei Ladepunkten errichten. Ein Vertragsangebot liegt der Gemeinde bereits vor. Diese würde sich dabei mit einem Nettobetrag von monatlich 189 Euro beteiligen. Für ähnliche Vorhaben an weiteren Pendlerparkplätzen gibt es der Verwaltung zufolge ebenfalls Interessenten. An solchen zentralen Standorten könnte eine neue leistungsfähige Versorgung aufgebaut und die zusätzlichen Stromentnahmen konzentriert werden.

Bisher gibt es acht Standorte mit Ladesäulen im Gemeindegebiet: auf dem Lidl-Parkplatz am Fleestedter Ring, bei Rewe an der Schulstraße in Maschen, bei Edeka an der Ohlendorfer Straße in Ramelsloh, an den A-7-Raststätten Hasselhöhe West und Seevetal Ost sowie auf privaten Firmengrundstücken an der Glüsinger Straße in Glüsingen, an der Straße Wildenmoor in Meckelfeld und am Postweg in Beckedorf.

Für den Ausbau gibt es Fördermittel

Der Ausbau der Infrastruktur könnte teilweise mit Hilfe von Fördermitteln finanziert werden. Die Sozialdemokraten verweisen in dieser Hinsicht auf Auszahlungen durch das Land und den Bund. Ein Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums mit einem Gesamtvolumen von 300 Millionen Euro zum Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur ist allerdings Ende 2020 ausgelaufen. Derzeit gebe es eine solche Förderung weder vom Bund noch vom Land, heißt es aus dem Seevetaler Rathaus. Der Bund plane jedoch für dieses Frühjahr eine weitere Förderrunde.

Privatpersonen können seit November über die Kfw-Förderbank einen Zuschuss für die Errichtung einer Ladesäule beantragen. Diese muss an Stellplätzen von Wohnhäusern installiert werden und darf nicht gewerblich genutzt werden. Im Seevetaler Rathaus wird allerdings befürchtet, dass durch viele einzelne Säulen und den dafür erforderlichen Netzausbau immer wieder ganze Straßenzüge aufgegraben werden müssten.

Bürger beantragen Ladesäulen vor der Haustür

Auch ein weiterer Ansatz findet im Rathaus wenig Anklang. Mehrere Seevetaler Bürger sind dem Aufruf eines privaten Unternehmens mit Sitz in Köln gefolgt, das – auf Anfrage von Bürgern – kostenlos Ladesäulen im öffentlichen Bereich errichten will. Entsprechende Anträge für das Gemeindegebiet gingen in den vergangenen zwei Jahren für die Straßen Zum Jugendheim, Uhlandstraße, Rönneburger Straße, Birkenweg sowie Am Anger ein.

Die gewünschten Ladesäulen sollen entweder an der Straße, auf öffentlichen Parkplätzen oder auch auf Gehwegen an der Straße errichtet werden. Dies könne als „Einstieg in die Reservierung eines privaten Parkplatzes im öffentlichen Raum“ gesehen werden, heißt es dazu aus der Verwaltung. Sollten diese Anträge genehmigt werden, sei ein unkontrollierbarer „Wildwuchs im Gemeinde­gebiet“ zu befürchten.