Hohnstorf. Artlenburger Verband fordert ein gemeinsames Handeln von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern an der Oberelbe.

Entschärfung von Abfluss-Engstellen, Anpassung von Deichlinien, Verfügbarkeit von Flächen oder Rückschnitte von Gehölz im Biosphärenbereich. Die Herausforderungen beim vorbeugenden Hochwasserschutz an der Elbe sind groß – auch und gerade im etwa 34.000 Hektar großen geschützten Gebiet des Artlenburger Deichverbandes (ADV). Entsprechende Maßnahmen gilt es, zum Schutz von Land und Leuten vor und bei Hochwasser umzusetzen. Doch genau daran hapert es aktuell nach Ansicht des ADV.

Laut Geschäftsführer Ansgar Dettmer und Deichhauptmann Hartmut Burmester fehlt eine gemeinschaftlich ausgerichtete länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. „Doch ohne die können wir, aber auch andere Deichverbände in der Region, diese Herausforderungen nicht lösen.“ Um das zu ändern hat der ADV für kommenden Freitag, 29. Oktober, zu einer gut dreistündigen Informationsfahrt mit dem Fahrgastschiff Lüneburger Heide von Artlenburg nach Hitzacker eingeladen. An Bord werden mehr als 50 Vertreter von Behörden, Deichverbänden, Kommunen und Politik sein – darunter auch Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies.

Der Artlenburger Deichverband will sich mit dem Umweltministerium abstimmen

„Wir freuen uns sehr, dass er kommt“, sagt Ansgar Dettmer. „Wir haben die Hoffnung, dass durch den direkten Blick und Eindruck vom Schiff aus auf beispielsweise die Engstelle bei Radegast oder andere Problemfelder die Dringlichkeit nach Lösungen durch eine bessere Zusammenarbeit der beiden Länder deutlich wird und dazu ein klares Signal gesetzt wird.“ Beim Hochwasserschutz müsse gemeinsam gehandelt werden – und nicht nur bis zu den Grenzen eines Verbandes, Kreisgebiets oder eines Landes.

ADV-Geschäftsführer Ansgar Dettmer (hinten) und Deichhauptmann Hartmut Burmester machen sich ständig ein Bild von den Deichen im Verbandsgebiet.
ADV-Geschäftsführer Ansgar Dettmer (hinten) und Deichhauptmann Hartmut Burmester machen sich ständig ein Bild von den Deichen im Verbandsgebiet. © HA | 4B Medienverlag

Hochwasserschutz ist Ländersache. Maßnahmenträger und Verantwortliche beim Deichbau in Niedersachsen sind allerdings die entsprechenden Deichverbände. Beim vorbeugenden Hochwasserschutz geht es unter anderem darum, der Elbe mehr Raum zu geben. Geplante Deichrückverlegungen – wie beispielsweise im Bereich Radegast – hängen aber auch von der Flächenverfügbarkeit ab. Die befinden sich vielerorts in Privatbesitz, werden landwirtschaftlich genutzt. „An Abfluss-Engstellen müssen die Deiche beidseitig der Elbe angefasst werden, ansonsten gibt es nur wenig Akzeptanz und Freiwilligkeit bei den Anliegern“, sagt Ansgar Dettmer. Das sei bei entsprechenden Infoveranstaltungen des ADV immer wieder seitens der Betroffenen klar geäußert worden. Genauso wie die Forderung an den Deichverband, sich noch stärker für die notwendige länderübergreifende Zusammenarbeit einzusetzen. „Das machen wir selbstverständlich“, so der Geschäftsführer.

Bereits im Juli war eine Delegation bei Minister Olaf Lies in Hannover

Bereits im Juli dieses Jahres war eine Delegation um den Artlenburger Deichverband, Lüneburgs Landrat Jens Böther, die Landesbeauftragte Monika Scherf und Bleckedes Bürgermeister Dennis Neumann zum selben Thema zu Gast in Hannover bei Umweltminister Olaf Lies. Initiiert hatte das Treffen der Lüchow-Dannenberger Landtagsabgeordnete Uwe Dorendorf (CDU) zusammen mit Deichhauptmann Hartmut Burmester.

Olaf Lies versicherte bei dem Gespräch, dass es bereits eine enge, fachliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Bundesländern bzw. Kontakt mit seinem Mecklenburger Amtskollegen Till Backhaus zu diesem Thema gebe. Verschiedene Varianten des Hochwasserschutzes im Bereich der Grenze von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern würden zur Debatte stehen. Zudem kündigte er damals an, die Situation vor Ort genauer unter die Lupe nehmen zu wollen. Die Gelegenheit hat er nun am 29. Oktober auf dem Fahrgastschiff Lüneburger Heide.