Winsen/Lüneburg. 13 von bundesweit 90 potenziell geeigneten Gebieten liegen in der Region Harburg, Lüneburg, Uelzen. Landräte haben Zweifel an Methode.
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) sucht landesweit nach Gesteinsformationen, die sich für ein atomares Endlager eignen. Zunächst gibt es nur wenige Ausschlusskriterien (etwa seismische oder vulkanische Aktivität oder Grundwasseradern). Dadurch kommen 54 Prozent der Staatsfläche in Betracht, auch „Teilgebiete“ in den Landkreisen Harburg, Lüneburg und Uelzen. Die drei Kreise präsentieren nun ein Gutachten, das die wissenschaftlichen Hintergründe und den aktuellen Stand der Endlagersuche in der Region beschreibt und bewertet.
13 der bundesweit 90 in einem Zwischenbericht aufgeführten Teilgebiete liegen in den Landkreisen. Oftmals sind zwei Landkreise berührt. Zum einen sind es Tongesteine (Schwerpunkt im Landkreis Uelzen), zum anderen Salzstöcke in allen drei Landkreisen. Der Salzstock Bahlburg bei Winsen ist bereits bekannt geworden, weil die BGE an ihm Bewertungsmethoden für alle Salzstöcke entwickelt. Sie versichert besorgten Bürgern, dass dies nicht heiße, dass der Salzstock besser geeignet sei als andere.
Öffentlichkeit an dem komplexen Verfahren bestmöglich beteiligen
„Das Gutachten kommentiert den Zwischenbericht der BGE von unabhängiger Seite. Damit werden die bisher verfügbaren Erkenntnisse zu den Salzstöcken im Landkreis Harburg geprüft und anschaulich für die Öffentlichkeit aufbereitet. Wir werden das Verfahren im Interesse unserer Bürgerinnen und Bürger weiter kritisch verfolgen und umfassende Transparenz und Information einfordern“, sagt Harburgs Landrat Rainer Rempe. Amtskollege Jürgen Krumböhmer vom Landkreis Lüneburg betont ebenfalls, dass es wichtig sei, die Öffentlichkeit an dem komplexen Verfahren bestmöglich zu beteiligen. Dazu leiste das Gutachten einen großen Beitrag.
Es zeige zudem eine Problematik in der Vorgehensweise der BGE auf: „Ziel ist es, zehn Standorte auszuwählen, die näher untersucht werden sollen. Dort sollen dann Bohrungen niedergebracht werden. Doch unsere Gutachter halten die Bohrungen bereits für unabdingbar, um diese zehn Teilgebiete zu ermitteln. So fehlen bei den Salzstöcken Daten über ihre innere Struktur und damit über ihre Stabilität. Solche Daten lassen sich laut Gutachten nur mit Bohrungen gewinnen.“ Dieser Widerspruch müsse geklärt werden, sagt Krumböhmer.
Bislang basiere die Auswertung der BGE „im überwiegenden Maße auf Literaturdaten, auf einem geologischen 3D-Untergrundmodell und Referenzdatensätzen, die keine ortsspezifischen Angaben enthalten“, steht dazu im Gutachten. Und weiter: „Der Kenntnisstand ist daher von dem, der einer detaillierten Bewertung als potenzieller Standort eines Endlagers für hoch radioaktive Abfälle zugrunde zu legen wäre, heute noch weit entfernt.“
Die Landkreise Harburg und Lüneburg organisieren Veranstaltungen und informieren im Internet, beschäftigen sich in den Verwaltungen und in politischen Gremien mit der Endlagersuche. Rainer Rempe betont, es gehe um „die Zukunft und Entwicklung unseres Landkreises“. Dabei könne die Geologie nur ein Aspekt sein. Auch die Nähe zur Wohnbebauung sowie die Bedeutung für Natur und Erholung seien zu berücksichtigen. Dies sieht das Auswahlverfahren erst in einem späteren Schritt vor.