Landkreis Harburg. Serie „Mein schönster Ferientag“: Autorin Katy Krause empfiehlt Wanderung zu den Pastorenteichen mit Abstecher nach Handeloh
Schon wenn ich aus dem Auto am Parkplatz in Wesel in der Lüneburger Heide aussteige, beginnt für mich der Urlaub. Dafür braucht es gar nicht extra die Ferienzeit zu sein. Dieser Ort ist immer eine Reise wert.
Einmal kräftig durchatmen, den Duft der Kiefern genießen. Ein paar Schritte aus dem Wald heraus öffnet sich dann schon der Horizont. Er scheint mir hier anders, einfach weiter zu sein.
Tourismusverband spricht sogar vom einem Naturwunder
Mein persönlicher Kraftort liegt in Wesel, zwischen Undeloh und Handeloh. Hier zieht es mich immer wieder hin. Der Tourismusverband Lüneburger Heide beschreibt dieses Fleckchen Erde sogar als Kleinod und vor allem als Naturwunder Weseler Heide. Ich vermag nicht zu sagen, ob es sich um ein Naturwunder handelt, um mein persönliches auf jeden Fall.
Mein perfekter Ferientag würde also mit einer Wanderung durch die Weseler Heide beginnen. Viele Wege und Abzweigungen führen durch diese malerische Landschaft. Somit ist für jeden eine Streckenlänge dabei. Meine Empfehlung wäre sich an dem Weseler Heidelehrweg zu orientieren (siehe Karte vom Verkehrsverein Undeloh). So erfährt man auch anhand von aufgestellten Infotafeln beispielsweise etwas über den berühmten Buchweizen, der in der Heide auch so gern in Kuchenform Verwendung findet.
Möglichkeit eins ist, im Dorfkern zu parken, dort findet sich auch ein kleiner aber netter Spielplatz mit Sandkasten inklusive Sandspielzeug. Variante zwei sind die Parkplatze an der K73, Zum Weselbach, in Richtung Schierhorn. Von hier geht es einmal über die Straße direkt hinein in die Heidelandschaft auf einem gut befestigten Weg. Alternative drei: In den Sommermonaten fährt auch der Heide-Shuttle der Linie 2 durch Wesel. Es besteht die Möglichkeit, Fahrräder im separaten Anhänger des Busses mitzunehmen. Dieser Bus hält auch in Undeloh sowie in Handeloh, wo es einen Bahnhof gibt, mit Anbindung an Hamburg und Soltau. So lässt sich der Ausflug ganz flexibel gestalten, auch ganz ohne Auto, dafür mit oder ohne Fahrrad.
Egal auf welchem Weg es einen nach Wesel verschlägt, man sollte Zeit mitbringen und die Landschaft in vollen Zügen genießen. Dafür gibt es so einige lauschige Plätze. Einen wundervollen Blick über die im August in voller Blütenpracht stehende Heidelandschaft gibt es von der kleinen Anhöhe nahe des Schnuckenstalls aus.
Auch der berühmte Heidschnuckenweg führt hier entlang
Auf dem kleinen baumumsäumten Hügel findet sich auch ein Gedenkstein der Vereinigung norddeutscher Wanderer für ihre Gefallenen und Vermissten. Wanderer trifft man so einige, führt hier doch der berühmte Heidschnuckenweg entlang, was man auch an dem Publikum im Weseler Gasthaus Heidelust bemerkt. Die Pension samt Biergarten ist nach einer längeren Schließung wieder unter neuer Leitung geöffnet. Von hier aus machen sich so einige mit Wanderschuhen Rucksack und Stock auf zur nächsten Etappe.
Die führt dann vorbei am kleinen Hexenhaus aus dem Jahr 1731, gelegen an der Straße Am Höllenhoff und wie der Förderverein schreibt „ein Denkmal der historischen Dorf- und Bevölkerungsentwicklung, das sonst nirgends mehr im Gebäudebestand der Dörfer der Heideregion vorhanden ist“. Leider ist der historische Stall, der nur einige Hundert Meter weiter stand, und 1800 erbaut wurde, vor zwei Jahren bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nur ein Steinhaufen erinnert noch an das Gebäude.
Wer all die vielen Eindrücke auf sich wirken lassen oder gern einmal eine Pause machen möchte, der sollte es Pastor Wilhelm Bode, dem Begründer des Naturschutzparks, nachmachen. Schon er schätzte die Ruhe und Schönheit der Seen in der Weseler Heide. Hier soll er häufig gesessen haben, um in Gottes freier Natur seine Predigten vorzubereiten. Daher erhielten sie den Namen Pastorenteiche. Wenn man die Geschichte nicht kennt, würde man sie wohl sicherlich nach ihren heutigen Bewohnern benennen: Kröten oder Froschteiche. Die Quarkkonzerte, die diese Tiere hier teilweise veranstalten, sind schon beachtenswert.
Wer nach der Wanderung durch die Heide Lust und Kraft für mehr hat und weniger Abgeschiedenheit wünscht, sollte einen Abstecher nach Undeloh unternehmen. Der deutlich touristischere Ort punktet durch ein großes gastronomisches Angebot. Zudem erwarten hier zahlreiche Fuhrunternehmen Besucher, um sie mit Kutschen aller Art in die Lüneburger Heide zu fahren. Das kann man einfach nur bestaunen oder selbst einmal eine einstündige Tour buchen. Man zahlt pro Kutsche (meist Platz bis vier Personen), die Kosten beginnen in der Hauptsaison ab 70 Euro, einfach einen der Kutscher ansprechen.
In Undeloh lässt sich auch die Buchweizen-Torte wunderbar probieren. Sehr leckeren selbst gemachten Kuchen sowie tolle Teekreationen gibt es in der Teestube. Allerdings muss der Kunde etwas Geduld mitbringen, zum einen bis ein Platz im schönen Garten frei wird und zum anderen kämpft man hier wie vielerorts in der Lüneburger Heide mit dem Mangel an Servicepersonal.
Beim Cassenshof gibt es im Hofladen regionale Spezialitäten
Wer es ruhiger und gediegener mag, dem sei Handeloh empfohlen. Auf diesem Abstecher erwartet den Ausflügler der Cassenshof, wo es sich im Hofladen wunderbar noch ein paar regionale Spezialitäten wie Heidehonig, Heidekartoffeln oder Heidelbeeren einkaufen lässt, sowie ein Planetenlehrpfad, der am Baalshof beginnt – dort, wo einst die Filmserie „Neues vom Süderhof“ gedreht wurde.
Deftige, aber sehr leckere Kost gibt es aus der Restaurantküche des hiesigen Hotel Fuchs nahe des kleinen Bahnhofs. Der Inhaber des Familienbetriebs, Markus Fuchs, steht selbst in der Küche, seine Frau am Empfang. Auf der Speisekarte stehen beispielsweise urige Klassiker wie Toast Hawaii, Jägerschnitzel und Heidelammbraten genauso wie eine Wörmer Bachforelle „Blau“, vegetarisches Pfirsichcurry sowie wahlweise vegane Nudelgerichte. So kann der Ausflugstag bei einem Bier vom Fass oder einem Glas Grauburgunder im nach hinten gelegenen Garten am Brunnen wunderbar ausklingen. Zum Nachtisch eine Kugel Eis mit Erdbeeren. Einfach perfekt.
Anfahrt und Tipps:
- Nach Wesel gelangen Besucher mit dem Auto über die A7, Abfahrt Egestorf, Richtung Undeloh. In Wesel gibt es an der Straße Zum Weselbach einen Parkplatz. Mit dem ÖPNV ist der Ort etwas zeitaufwendiger zu erreichen. Eine Möglichkeit wäre mit dem Zug bis Handeloh zu fahren und von dort mit dem Fahrrad, was etwa 20 Minuten dauert. In den Sommermonaten verkehrt auch der Heide-Shuttle ab Handeloh.
- Der Heide-Shuttle ist ein für Nutzer kostenloses Angebot der Region. Auch eine Fahrradmitnahme ist dank Anhänger möglich. Insgesamt gibt es fünf Linien. Der Heide-Shuttle Ring 2 führt am Bahnhof Tostedt, Welle, dem Bahnhof Handeloh, Inzmühlen vorbei nach Wesel und weiter in Richtung Undeloh.
- Das Hotel-Restaurant Fuchs befindet sich in Handeloh, Hauptstraße 35. Mittagskarte: 11.30 bis 14.30 Uhr (montag- und dienstagmittags geschlossen), Abendkarte: 17 bis 21 Uhr. Das Speiseangebot ist auch online verfügbar unter www.hotel-restaurant-fuchs.de.
- Die Teestube Undeloh liegt an der Straße Zur Dorfeiche 15. Geöffnet ist es von Donnerstag bis Montag, montags 14 bis 21 Uhr, donnerstags und freitags 12 bis 18 Uhr und am Wochenende von 9.30 bis 18 Uhr. Infos unter www.teestube-undeloh.de.
- Weitere Informationen zur Region, weitere mögliche Anlaufpunkte und zahlreiche Wandertipps samt Routen sowie der Fahrplan des Heide-Shuttle finden sich im Internet auf www.naturpark-lueneburger-heide.de