Buchholz. Mit ihren Konzerten will die Buchholzer Künstlerin Kindern nach der langen Corona-Pause eine „Glücksdusche“ schenken
Wenn Kat in die Kita kommt, gibt es für die Kleinen kein Halten mehr. Dann wird gesungen, getanzt und Quatsch gemacht. Und zwar leidenschaftlich und laut – wenn auch nur auf kleiner Bühne, so weckt die Künstlerin doch große Emotionen. Kathrin Felicitas Wulff, die alle nur Kat nennen – weil das irgendwie cooler klingt – ist eigentlich in den großen Konzertsälen und Clubs in Deutschland zuhause. Doch was den Erwachsenen Spaß macht, macht die kleinen Menschen nicht minder glücklich, dachte sie sich. Und entwickelte ein Konzertformat für Kindertagesstätten. Mit ihren „Kita-Konzerten“ kommt die Wahl-Buchholzerin jetzt in die Kindertagesstätten in Harburg und dem Landkreis. Zehn Einrichtungen sollen die Möglichkeit haben, die Musikerin live zu erleben.
„Musik bewegt, Musik verbindet. Auch schon die Kleinsten“, davon ist die 46-Jährige, die selbst einen drei Jahre alten Sohn hat, fest überzeugt. Der Kleine ist es, der seine musikalische Mutter dazu gebracht hat, die Welt der Musik mit Kinderaugen zu betrachten und nicht nur für die Erwachsenen, sondern auch für die Kinder zu singen. Und so schreibt die Sängerin neben ihren normalen Songs seit ein paar Jahren auch Kinderlieder, Musik, die Generationen zusammenbringt und Ruhe schenkt in unruhigen Zeiten. „Ich will Songs schreiben, die Kinder stark machen, ihnen Freude schenken und ihnen vermitteln, dass jede Art von Emotionen normal sind und geäußert werden dürfen“, sagt sie. Aktuell nimmt sie mit Erfolgsproduzent Lutz Krajenski ein Album auf. Es soll Ende des Jahres herauskommen. Darüber hinaus veranstaltet sie Mitmach-Konzerte und Musikworkshops für Kinder und Jugendliche und unterstützt diese dabei, ihr kreatives und emotionales Potenzial zu entfalten.
„Mit der Corona-Pandemie waren plötzlich alle Auftritte abgesagt“
Entstanden sind die Lieder in den vergangenen zweieinhalb Jahren. „Mit der Corona-Pandemie waren plötzlich alle Auftritte abgesagt“, erinnert sie sich. „Und ich saß am Klavier und dachte: ‚Und nun?‘“ Also fing sie an zu komponieren, veröffentlichte ein Weihnachtsalbum, komponierte einen Hamburg-Song und wartete, dass die Pandemie vorbeigehen würde. „Es war eine schwierige Zeit“, sagt sie. Für sie als Künstlerin genauso wie für all diejenigen, die auf’s Singen und Musizieren verzichten mussten – allen voran die Kinder.
„Musizieren stärkt das Gemeinschaftsgefühl und Selbstbewusstsein“, sagt Kat Wulff. „Es ist ein Ventil für einen gesunden Selbstausdruck, schafft Begeisterung und Lebensfreude.“ Und: „Musik macht schlau, fördert die Motorik, Sprache, Rhythmusgefühl.“ Um so schlimmer sei es für die Kinder gewesen, dass sie auf Konzerte und pädagogische Musikangebote verzichten mussten. „Es gab keinen Chor, Instrumentalunterricht wurde gestrichen“, sagt die Sängerin. „Dieser Verzicht hat mich sehr beschäftigt.“
Mit den Kita-Konzerten möchte Kat Wulff daher das nachholen, was viel zu lange ruhen musste. Doch die Sängerin weiß, dass die Einrichtungen selten über die nötigen Mittel verfügen, um externe Kräfte oder Aktivitäten zu finanzieren. „Mir war ziemlich schnell klar, dass ich Unterstützung brauche, wenn ich das Projekt umsetzen möchte“, sagt sie. Über einen Freund entstand der Kontakt zum Lions Club Hamburg-Rosengarten. Dessen Präsident Ralph Meyer-Venter und sein Mitstreiter Lothar Hillmann sowie die anderen 43 Clubmitglieder sind von der Idee begeistert. „Das Projekt passt perfekt in unser Förderkonzept und zu unserer Philosophie“, sagt Ralph Meyer-Venter. „Wir machen viel für Kinder und Jugendliche, unterstützen Sportvereine, den DLRG, die Jugendfeuerwehren.“
Lions geben 3000 Euro für zehn Konzerte
Jetzt will der Club die Kosten für zehn Kita-Konzerte übernehmen. 3000 Euro werden dafür zur Verfügung gestellt.
„Die Kitas erwartet ein Livekonzert, bei dem getanzt und mitgesungen werden kann“, sagt Kat Wulff, die selbst als Kind viel und gern gesungen hat und deren großer Traum die Bühne gewesen ist. „Allerdings hat meine ältere Schwester mir ziemlich früh direkt ins Gesicht gesagt, dass ich nicht singen kann“, erinnert sie sich. „Das hat nachhaltig gewirkt.“
Statt eine Gesangsausbildung zu machen, studiert Kat Wulff Tourismus in Heidelberg, landet aber schließlich doch bei einem Club-Besuch plötzlich auf der Bühne. Sie lernt Laith Al-Deen, Xavier Naidoo, Roger Cicero kennen und fängt an zu performen. Bei der Stella-Academy in Hamburg macht sich schließlich doch eine Ausbildung zur Musicaldarstellerin, geht mit 24 Jahren mit dem österreichischen Sänger Peter Kraus auf Tournee. Sie lernt Klavier, tritt in Clubs und europaweit bei Firmenfeiern auf, schreibt Songs und gründet ihr eigenes Label. Gerade als sie ihr erstes Album promoten will, wird sie schwanger.
Im Mai 2019 kommt Lean Maximilian auf die Welt. Zehn Monate später wird das kulturelle Leben heruntergefahren. Jetzt soll es wieder so richtig losgehen. Auch und vor allem für die Kinder, sagt sie. Für die vielen Mädchen und Jungs, die unter den Einschränkungen besonders gelitten haben. Für sie hat Kat Wulff ihre Songs geschrieben, für sie gibt sie Konzerte in den Kitas. „Ich möchte den Kindern auf diese Weise ein Gemeinschaftserlebnis schaffen, ihnen Freude schenken und eine unbeschwerte Zeit“, sagt sie. „Diese Glücksdusche haben sie sich nach zwei Jahren Pandemie wirklich verdient.“
Ein Kita-Konzert dauert 30 bis 45 Minuten und ist sehr interaktiv. Das Angebot richtet sich vor allem an Elementarkinder zwischen drei und sechs Jahren, aber auch Kinder aus dem Krippenbereich sind eingeladen zu lauschen und mitzumachen.
Interessierte Kitas aus dem Süden Hamburgs und dem Landkreis Harburg mit den Schwerpunkten Rosengarten, Buchholz, Tostedt und Seevetal können sich ab sofort für ein Konzert bewerben.
Die Aufführung ist für die Einrichtungen kostenlos und wird vom Lions Club Hamburg-Rosengarten finanziert. Technik und Bühne werden nicht gebraucht. Es reicht ein Bewegungsraum mit Klettergerüst o.ä.
Die Bewerbung sollte ein kurzes Motivationsschreiben mit Begründung, warum ein Kita-Konzert in der jeweiligen Einrichtung eine richtig gute, sinnvolle und willkommene Sache ist.
Die Einrichtung sollte sich kurz mit ihrem pädagogischen Konzept, ihrem Sozialprofil und den Angaben zur Größe des Hauses (Anzahl Kinder/Gruppen) vorstellen und eine Idee haben, zu welchem Anlass das Kita-Konzert stattfinden sollte (z.B. Sommerfest, Weltkindertag, Projekttage). Bewerbungen per Mail an: konzert@kat-und-kids.de