Rosengarten/Ehestorf. Auch 2021 ein schweres Jahr für Museen der Einrichtung. Besucherzahl steigt um 20.000. Doch vor der Pandemie kamen doppelt so viele Gäste

Es ist so traurig: 19 Punkte umfasst die lange Liste, die das Team des Freilichtmuseums am Kiekeberg zusammengestellt hat. Dabei handelt es sich lediglich um die größeren Veranstaltungen, die alle aufwendig geplant und im vergangenen Jahr dann doch ausgefallen sind. Die Lego-Bausteintage, der Kunsthandwerkermarkt, das Oldtimertreffen, das Mühlenfest, der Weihnachtsmarkt: Alles wurde aufgrund der Pandemie abgesagt.

Mal war es aufgrund der Maßnahmen langfristiger klar, mal musste das Museumsteam ganz kurzfristig entscheiden. Auch 2021 war ein schweres Jahr für das Freilichtmuseum und seine Außenstellen. Und doch gibt es ein wenig Positives.

115.430 Besucher kamen zum Kiekeberg und zu den Außenstellen

Zwar liegen die Besucherzahlen 2021 mit 115.430 knapp um die Hälfte niedriger als vor Corona, aber es zog rund 20.000 Menschen mehr als im Vorjahr zum Kiekeberg und den vier Außenstellen (Museumsbauernhof Wennerstorf, Mühlenmuseum Moisburg, Museumsstellmacherei Langenrehm und Feuerwehrmuseum Marxen). Und das eben trotz der vielen Absagen, der eingeschränkten Öffnungszeiten und den Einschränkungen durch die Corona-Regeln.

Immerhin hatten die Museen im vergangenen Jahr auch erneut 14 Wochen komplett geschlossen. Im Vergleich: Im ersten Coronajahr 2020 waren es 16 Wochen. Zusammen also 30 Wochen, in denen die Museen im Landkreis Harburg geschlossen blieben. Da macht der leichte Aufwärtstrend Mut.

Mit zwei blauen Augen davongekommen

„Wir sind wirklich stolz, dass wir wie schon in 2020 auch 2021 mit zwei blauen Augen davongekommen sind“, sagt Klaus-Wilfried Kienert als Ratsvorsitzender der Stiftung, die das Freilichtmuseum am Kiekeberg betreibt. „Die Stiftungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter haben immer wieder das Beste aus den schwierigen Rahmenbedingungen gemacht.“ Das gesamte Museumsteam stehe hinter seinem Kiekeberg. „Das ist beispielhaft und war sehr erfolgreich.“

So hätten die Mitarbeiter auch insgesamt zehn Monate Kurzarbeit mitgetragen und so drohende Kündigungen verhindert. Von den 72 Mitarbeitern waren 50 in unterschiedlicher Ausprägung in Kurzarbeit, ausgenommen waren Mitarbeiter in Ausbildung oder in einem besonderen Förderprogramm wie der Einstiegshilfe nach langer Arbeitslosigkeit.

Der Eingangsbereich des Freilichtmuseums am Kiekeberg im Landkreis Harburg
Der Eingangsbereich des Freilichtmuseums am Kiekeberg im Landkreis Harburg © Freilichtmuseum am Kiekeberg (FLMK | Freilichtmuseum am Kiekeberg (FLMK)

Positiv ist auch der Blick auf die Mitgliederzahlen des Fördervereins. Die sind mit 13.298 im vergangenen Jahr relativ stabil geblieben. Trotz Lockdown gab es 623 Neueintritte. Das führt unterm Strich nicht zu einem Zuwachs, wiegt aber die Austritte auf. „13.300 Menschen sind Vereinsmitglied trotz der schwierigen Besuchssituation in den Museen – einige sind gerade wegen der Krise Mitglied geworden. Dieser Rückhalt gibt Sicherheit und Planbarkeit in der Krise“, sagt Heiner Schönecke. Der Vorsitzende des Fördervereins vom Freilichtmuseum am Kiekeberg wurde kürzlich wiedergewählt. Schönecke betont: „Gerade jetzt braucht das Museum diese planbare finanzielle Unterstützung durch Mitgliedsbeiträge.“

Fehlende Eintrittserlöse von rund 350.000 Euro

Besonders positiv trotz Besuchereinbruch im Vergleich zur Vor-Coronazeit ist dann auch der Blick auf die finanzielle Situation. „Es ist gelungen, in beiden Corona-Jahren zu wirtschaften, ohne einen Cent mehr vom Haushalt des Landkreises Harburg anfragen zu müssen. Immerhin haben wir 2021 fehlende Eintrittserlöse von rund 350.000 Euro kompensieren müssen“, berichtet Carina Meyer, Kaufmännische Geschäftsführerin der Museumsstiftung. Möglich sei das durch zusätzliche zweckgebundene Corona-Hilfsprogramme, der konstanten Unterstützung des Fördervereins, Spenden, ein striktes Sparprogramm und der Inanspruchnahme zentraler Bundesmaßnahmen wie der Kurzarbeit gewesen.

Zudem sieht die Kaufmännische Geschäftsführerin in der Rechtsform als gemeinnützige Stiftung einen Vorteil in der Krise für das Freilichtmuseum. „Wir haben so die Möglichkeit, eigenständig, flexibel und vor allem auch schnell effektive Maßnahmen umsetzen. Die Trägerform ermöglicht uns ausreichendes unternehmerisch agiles Handeln“, erklärt Meyer.

Klaus-Wilfried Kienert, S. Zimmermann und C. Meyer vom Freilichtmuseum Kiekeberg
Klaus-Wilfried Kienert, S. Zimmermann und C. Meyer vom Freilichtmuseum Kiekeberg © Freilichtmuseum am Kiekeberg (FLMK | Freilichtmuseum am Kiekeberg (FLMK)

Darauf wird sie und das Team wohl in diesem Jahr wieder angewiesen sein. 2022 werde sicherlich erneut eine Herausforderung, sagt Meyer. „Es wird, soviel ist sicher, wieder kein ‚normales Jahr‘. Wir müssen uns weiterhin auf deutliche Einnahmeeinbußen einstellen und keiner weiß, wie lange die Corona-Hilfsprogramme noch abrufbar sind. Wichtige Investitionen und Arbeitsaufgaben, die 2020 und 2021 noch vertretbar geschoben werden konnten, haben dann eine hohe Dringlichkeit.“

Unterstützung bei den Herausforderungen findet sich im Kreishaus. Zu den vielen Fördermitgliedern zählt auch der Harburger Landrat Rainer Rempe. Er weiß um die Bedeutung der Einrichtung für die Region und unterstützt sie daher, wo er kann. „Für den Landkreis, aber auch die gesamte Metropolregion ist das Freilichtmuseum ein wichtiges Aushängeschild“, hebt Rempe hervor. „Als innovativer Bildungsort und touristisch relevante Freizeiteinrichtung ist es Anziehungspunkt für Menschen aus der Region, aber auch weit darüber hinaus.“ Nicht umsonst sei das Freilichtmuseum sogar für den bundesweiten Deutschen Tourismuspreis nominiert worden. Rempe verspricht daher: „Auch zukünftig kann sich das Freilichtmuseum am Kiekeberg darauf verlassen, den Landkreis Harburg als starken Partner an seiner Seite zu wissen.“

Er freut sich bereits auf den Kreisseniorentag im Freilichtmuseum am 15. Mai sowie den märchenhaften Kultursommer. Museumsdirektor Stefan Zimmermann macht Besuchern zudem eine Sonderausstellung schmackhaft, die vom 6. März an am Kiekeberg gezeigt wird. In der neuen Ausstellung „Vom offenen Herdfeuer bis zum Elektroherd“ geht es um die Küche als Arbeitsraum, Aufenthaltsort und Treffpunkt. Zimmermann verspricht: „Bei uns erleben Besucher die Entwicklung vom offenen Herdfeuer über den Sparherd bis hin zur Einbauküche.“ Zu sehen gibt es alles vom Schürhaken bis zur Smart Kitchen und wer mag, kann sich im Kochkurs probieren.