Kreis Harburg. Verkehr bleibt der Hauptverursacher: Emissionen von Treibhausgasen sinken im Landkreis Harburg nur langsam.
Der Weg zur Klimaneutralität ist für den Landkreis Harburg noch weit. Das geht aus der jetzt im Kreis-Umweltausschuss vorgelegten Energie- und Treibhausgasbilanz hervor.
Zwar gingen die Emissionen von Kohlendioxid und den deutlich schädlicheren Methan und Lachgas zwischen 2015 und 2019 kontinuierlich von 9,74 Tonnen auf 9,45 Tonnen pro Kopf und Jahr zurück und liegen damit unter dem Bundesdurchschnitt zwischen zehn und elf Tonnen. Doch um das Ziel eine Klimaneutralität zu erreichen, die sich der Landkreis für das Jahr 2040 vorgenommen hat, müsste der Pro-Kopf-Wert bei zwei Tonnen liegen.
Erstmals Aufkommen durch die Landwirtschaft einbezogen
„Davon sind wir weit entfernt. Es werden noch erhebliche Anstrengungen notwendig sein“, sagte Christian Ters, Energiemanagement-Berater in der Kreis-Stabsstelle Klimaschutz, dem Abendblatt. Ters hat die insgesamt dritte Bilanz seit 2013 erstmals ohne externe Büros erstellt. Neuere Zahlen für die Entwicklung in der Corona-Krise werden voraussichtlich erst 2022 vorliegen.
Hauptverursacher für die Emissionen zu mehr als 60 Prozent ist der Verkehr. Im Landkreis ergibt sich schon durch die Nähe zu Hamburg und die Autobahnen ein hohes Verkehrsaufkommen. Zum einen durch Transporte, aber auch durch die Pendler, die zu ihren Arbeitsplätzen in die Hansestadt unterwegs sind. In die Emissionen wurden jetzt erstmals auch das Aufkommen durch die Landwirtschaft und die Bindung von Treibhausgasen durch die Wälder im Landkreis einbezogen.
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Die Bedeutung des Verkehrs zeigt sich auch beim Energieverbrauch. So ergibt sich bei Haushalten, Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sowie in den kommunalen Verwaltungen in dem Zeitraum von vier Jahre jeweils überall ein Minus. Nur der Verbrauch durch den Verkehr ist noch einmal von 58 Prozent auf 60 Prozent von 9,28 Milliarden Kilowattstunden gestiegen. Insgesamt ergibt sich im Zeitverlauf kaum eine Veränderung beim Energieverbrauch. „Die Ersparnis in anderen Bereichen wird von der Zunahme beim Verkehr fast gänzlich kompensiert“, sagt Ters. Eine der Ursachen: Allein von 2018 bis 2020 ist die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge im Kreis um 5000 gestiegen.
Immerhin: Bei der Stromerzeugung hat sich der Mix in dem betrachteten Zeitraum deutlich zugunsten von Ökostrom verbessert. Lag dessen Anteil 2015 noch bei knapp 40 Prozent, wurde 2019 ein Anteil von knapp 53 Prozent erreicht. Beide Werte liegen dabei über dem Bundesdurchschnitt von 31,5 Prozent beziehungsweise 42,1 Prozent. Den mit Abstand größten Anteil in diesem Bereich hat im Landkreis Harburg die Windkraft.
Damit möchte die Kreisverwaltung Harburg wieder preisverdächtig sein
Für die Kreisverwaltung wird es nun im Herbst darum gehen, die Zertifizierung als Europäische Energie- und Klimaschutzkommune zu bestätigten. 2017 war der Kreis dafür erstmals mit dem European Energy Award ausgezeichnet worden. Für 55 Prozent der im Ranking erreichbaren Punkte erhielt die Kreisverwaltung die Auszeichnung in Silber. Für Gold wären mindestens 75 Prozent notwendig gewesen. „Wir streben jetzt zunächst ein Plus auf 63 Prozent an“, sagt Kreis Klimaschutzmanager Oliver Waltenrath.
Innerhalb der Verwaltung soll die Sanierung von Gebäuden wie Schulen fortgesetzt, das Energiemanagement noch ausgeweitet werden, um hohe Verbräuche rasch zu entdeckten und zudem sollen Fahrräder, Carsharing und vermehr Elektroautos sowie Nahverkehrs-Jobtickets für Dienstfahrten genutzt werden. Außerdem läuft das Schulprojekt „Dreh ab“ weiter, so dass nicht unnötig weiter geheizt wird, wenn Räume nicht mehr genutzt werden. „Wir setzen damit auf die Vorbild-Funktion der Kreisverwaltung“, sagt Waltenrath.
Energieberatungen für Bürger und Unternehmen sollen angeboten werden
Die soll aber auch nach außen wirken. So werden Energieberatungen für Bürger angeboten und Unternehmen dazu angehalten, ein Umwelt-Management zu installieren. „Wir wollen künftig in der Landwirtschaft einzelnen Betriebe vergleichen und damit mit den Landwirten herausfinden, wie und wo sich effektiver arbeiten lässt“, sagt der Kreis-Klimaschutzmanager.
Wichtig ist ihm auch der Schulterschluss zu den Gemeinden. Denn das Land Niedersachsen legt den Orten neue Verpflichtungen auf. Von 2023 müssen alle einen eigenen Energiebericht vorlegen. Hilfe dazu sollen sie über Klimaworkshops vom Kreis erhalten.