Landkreis Harburg. Kreisverwaltung spricht von wichtigem Baustein in der Pandemiebekämpfung. Doch im Ministerium gab es vergangene Woche Lieferengpässe

Seit dem 12. April gilt auch in den Schulen im Landkreis Harburg die Testpflicht für alle Schülerinnen, Schüler und Beschäftigte. Heißt: Wer in den Präsenzunterricht kommt, muss vorher zuhause einen Corona-Test machen. In der Regel sind das pro Person zwei Tests pro Woche. Ohne ein negatives Ergebnis am Morgen können Schülerinnen und Schüler nicht am Unterricht teilnehmen.

Jetzt hat das Niedersächsische Kultusministerium auf Abendblatt-Anfrage für den Landkreis konkrete Zahlen für die erste Testwoche ermittelt. Demnach wurden in der 15. Kalenderwoche, also in der Woche vom 12. bis 16. April an insgesamt 81 Schulen im Landkreis 65.085 Testkits an die 32.855 Schülerinnen und Schüler verteilt, 9827 Selbsttests wurden an Schulbeschäftigte ausgegeben.

Der Rücklauf aus 77 der 81 allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen im Landkreis ergibt: Bei den Schülerinnen und Schülern wurden 16 positive Selbsttest-Ergebnisse (0,02 Prozent) ermittelt, von welchen neun in der PCR-Nachtestung auch bestätigt wurden (0,01 Prozent). Bei den Schulbeschäftigten zeigte sich folgendes Bild. Von den 9827 durchgeführten Selbsttests waren drei positiv (0,03 Prozent), einer davon PCR-bestätigt (0,01 Prozent).

Auch wenn die Zahl zunächst überschaubar scheint, hält Kreissprecher Bernhard Frosdorfer den Einsatz der Selbsttests für sinnvoll: „Die durch das Land Niedersachsen organisierten Schnelltests an den Schulen sind ein wichtiger Baustein in der Pandemiebekämpfung. Dadurch werden Infektionsketten frühzeitig unterbrochen und Ansteckungen im schulischen Bereich verhindert. Zudem sorgen die Tests auch dafür, dass deutlich weniger Lerngruppen in Quarantäne gehen müssen.“

Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne betont, dass die Selbsttests dazu beitragen, Schule noch sicherer machen. Nach Angaben seines Ministeriums haben 2450 von rund 3200 Schulen in Niedersachsen erste Rückmeldungen zu den Testungen gegeben. An diesen Schulen sind in der ersten Schulwoche nach den Osterferien demnach über 1,4 Millionen Testkits an Schülerinnen und Schüler, sowie mehr als 250.000 Selbsttests an Schulbeschäftigte ausgegeben worden.

Der Rücklauf aus den Schulen ergibt auf Landesebene: Bei Schülerinnen und Schülern wurden 698 positive Selbsttest-Ergebnisse (0,05 Prozent) ermittelt, von welchen 490 in der PCR-Nachtestung auch bestätigt wurden (0,03 Prozent). Bei den Schulbeschäftigten zeigt sich folgendes Bild: 79 hiervon positive Selbsttestungen (0,03 Prozent), 29 davon PCR-bestätigt (0,01 Prozent). Zudem wurden über 65.000 anlassbezogene Testungen bei Schülerinnen und Schülern durchgeführt – also bei konkreten Verdachtsfällen oder Betroffenheit von SARS-CoV-2 von Lerngruppen. Von diesen Testungen erwiesen sich 34 als positiv (0,05 Prozent), hiervon wurden 29 über PCR-Test bestätigt (0,04 Prozent). Bei den Schulbeschäftigte wurden rund 16.000 Tests ausgegeben, sieben Schnelltests waren positiv (0,04 Prozent), sechs davon PCR-bestätigt (0,04 Prozent).

„Insgesamt haben wir damit in der ersten Pflichttestwoche 554 Infektionen identifiziert“, sagt Kultusminister Grant Hendrik Tonne. „Die herausgefilterten Infektionen dürften dabei in der Regel nicht aus dem Schul-Kontext kommen, sondern aus der Ferienzeit stammen.“ Auch aus diesem Grund möchte das Kultusministerium zu diesem Zeitpunkt noch keine tiefergehenden Interpretationen dieser ersten Zahlen vornehmen. „Wir stehen am Anfang einer Zahlenreihe, noch sind keine Vergleiche möglich“, so Tonne. Dabei seien valide Erkenntnisse notwendig, um Schlussfolgerungen ziehen zu können. Für die erste Testwoche seien mehr als 5,3 Millionen Tests in die Schulen geliefert worden - in der Gesamtsumme ausreichend für zwei Tests pro Woche für die Schülerinnen und Schüler und das Schulpersonal.“

Doch bei Logistik und Lieferung gibt es offenbar noch Verbesserungsbedarf. So kam es in der vergangenen Woche an einigen Schulen im Landkreis zu Lieferengpässen, so dass ein Teil der Schülerschaft nicht ausreichend mit Tests versorgt werden konnte. „Uns fehlten in der Summe Tests für ein paar hundert Schüler“, sagt Frank Patyna, Schulleiter des Gymnasiums Hittfeld in der Gemeinde Seevetal. Auch am Gymnasium am Kattenberge (GAK) in Buchholz ist man mit den Abläufen im Ministerium unzufrieden. „Die Logistik innerhalb des GAK klappt bestens dank der sehr guten Zusammenarbeit von Kollegen und Kolleginnen, Eltern und Schülerschaft“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Margrit Wendt. „Die Logistik des Ministeriums läuft aber noch nicht rund.“ So wurden in der vergangenen Woche keine Testkits geliefert, sondern lauter Einzelteile in einer Großpackung. Diese musste dann sortiert und einzeln an die Schüler verteilt werden. „Mehr Planbarkeit, mehr Verlässlichkeit und mehr Vorlauf wären gut“, so Wendt.

Bei der Schülerschaft läuft das Testen reibungslos. „Die Elternhäuser nehmen die Selbsttest sehr ernst und sehr zuverlässig vor“, sagt Holger Blenck, Schulleiter der IGS-Buchholz. Es komme so gut wie nicht vor, dass ein Schüler keine aktuelle Bestätigung eines negativen Tests bei sich trage. Hittfelds Schulleiter Frank Patyna betont, dass die Schulgemeinschaft die Testungen sehr ernst nehme. „Sogar die Abiturienten, die per Erlass von der Testpflicht befreit sind, testen sich vor dem Erscheinen zu den Prüfungen freiwillig. Denn wir alle haben vor allem ein gemeinsames Ziel: dass die Schule so lange wie möglich verantwortbar offen bleibt.“