Rosengarten. Im Regionalpark Rosengarten gibt es Ärger um illegale Mountainbiketrails. Der Verein Harburger Berge Mountainbike e.V. ist gesprächsbereit.
Wenn Revierförster Bernd Westphalen durch den Forst Rosengarten fährt, ärgert er sich. Er ärgert sich über Schäden am Boden und in der Vegetation, verursacht durch Mountainbiker, die querfeldein in vielen Waldbereichen im Landkreis Harburg aber auch in der Heide unterwegs sind. Rücksichtslos findet er dieses Verhalten. Und es bereitet ihm Sorgen. Denn die Pflanzen und die Tierwelt werden durch die Sportler erheblich gestört. Der Revierförster beobachtet diese Entwicklung schon länger. „Zuletzt war das immer wieder im Regionalpark Rosengarten ein Thema“, sagt er.
Der Regionalpark Rosengarten ist ein Naherholungsgebiet südlich von Hamburg. Die steilen Anstiege und tief eingeschnittenen Täler der Harburger und Schwarzen Berge machen das Gebiet sowohl für Wanderer als auch für Mountainbiker besonders attraktiv. Doch diese halten sich, so beklagen die Niedersächsischen Landesforsten, die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg und der Regionalpark Rosengarten, offenbar nicht an die Regeln, verlassen die Wege, bauen eigene Strecken aus. „Dabei ist die Rechtslage eindeutig“, so Knut Sierk, Sprecher Niedersächsische Landesforsten.
Landschaftsordnung verbietet Fahrradfahren abseits öffentlichen Wege
„Das Niedersächsische Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung vom 21. März 2002 verbietet das Fahrradfahren abseits der tatsächlich öffentlichen Wege. Dennoch nehmen die illegalen Trails, die aktiv angelegt werden und durch das wiederholte Befahren abseits der Wege im Wald entstehen, im Regionalpark Rosengarten stark zu.“ Laut Landesforsten werden die illegal entstandenen Mountainbike-Trails zudem in sogenannten Fahrrad-Navi-Apps eingegeben, was viele Folgenutzer nach sich zieht und die Situation deutlich verschärft.
Revierförster Bernd Westphalen, Sven Hedicke, Regionalmanager beim Regionalpark Rosengarten und Detlef Gumz, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis Harburg sehen die Entwicklung mit Sorge: „Die Region mit ihren ausgedehnten Wäldern dient gleichermaßen der Erholung, dem Schutz von Tieren und Pflanzen und der nachhaltigen Erzeugung des klimafreundlichen Rohstoffes Holz. Das gut ausgebaute öffentliche Wegenetz steht allen Waldbesuchern zur Verfügung. Auch an die Mountainbiker wurde gedacht, es sind drei legale Mountainbike-Routen mit unterschiedlicher Länge ausgewiesen. Aber, Rückewege, die für die Holzbringung vorgesehen sind, oder gar die Waldbestände an sich, sind für das Radfahren nicht gedacht“.
Forstamt-Leiter: Downhill-Strecken sind sehr gefährlich für die Fahrer
Peter Wendt, Leiter des zuständigen Forstamtes Sellhorn ergänzt: „Das Radfahren abseits der Wege ist aus gutem Grund verboten, da es unter anderem störungsempfindliche Tierarten an ihren Rückzugsgebieten erheblich beeinträchtigen kann. Zudem sind die steilen Downhill-Strecken sehr gefährlich für die Fahrer selbst. Um dies allen Waldbesuchern deutlich zu machen, werden wir in Absprache mit der Polizei die am intensivsten genutzten illegalen Wege sperren und mit Schildern versehen. Sollte es zu Diebstählen der Schilder oder zu Sachbeschädigungen an den Sperrungen kommen, werden wir Strafanzeigen stellen.“
Für den Regionalpark Rosengarten seien weniger die ortsansässigen Radler problematisch, da sich diese überwiegend an die offiziellen Wege hielten. „Kritisch sind diejenigen Mountainbiker, die die illegalen Trails anlegen und anschließend für Folgenutzer in Fahrrad-Navi-Apps eingeben“, so Wendt. „Sie sind mit Werkzeugen ausgerüstet, um regelrechte Baumaßnahmen durchzuführen, es werden Sprünge und Kurvenerhöhungen angelegt. Dafür werden Hölzer aufgeschichtet, Pfähle eingeschlagen und umfangreiche Erdarbeiten vorgenommen. Diese Leute sehen das Gebiet als ihren persönlichen Spielplatz an, ohne sich um den Wert des Waldes für alle anderen Nutzer, die Rechte der Eigentümer oder die Vorschriften des Naturschutzes zu kümmern.“
Spaziergänger sind aufgerufen, Sachbeschädigungen zu melden
Die aufgrund der Navi-Einträge auf die Trails aufmerksam gewordenen Folgenutzer wüssten in der Regel nicht um deren Illegalität. Dies verschärfe die Problemlage, insbesondere die Störungen in der Natur, deutlich, so Wendt weiter, der Spaziergänger dazu aufruft, beobachtete Sachbeschädigungen bei der Polizei zu melden.
Die Mountainbiker-Community bedauert dieses Vorgehen sehr, hätte sich statt Polizei und Anzeigen ein gemeinsames Vorgehen gewünscht. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Mountainbiker, vertreten durch Jonas Höhne, Gesprächsbereitschaft signalisiert. „Wir haben versucht, Kontakt zu den Verantwortlichen aufzunehmen, haben jedoch keine Rückmeldung bekommen“, sagt Jonas Höhne, Vorsitzender des Vereins Harburger Berge Mountainbike e.V.. 130 Mitglieder hat der Verein, zu dessen Hauptaufgabe die Zusammenarbeit mit dem Forst zählt. „Wir sind ein offizieller Ansprechpartner für die Förster in der Region und sehr an einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit interessiert“, so Höhne.
In den Harburger Bergen arbeiten Revierförsterei und Mountainbike-Community zusammen
Wie gut das funktioniert, zeigt sich im Hamburger Teil des Waldgebietes in den Harburger Bergen. Dort gibt es schon lange keine Probleme mehr. Der Grund: Revierförsterei und Mountainbike-Community, vertreten durch den Verein, arbeiten seit Jahren eng zusammen, haben Anfang 2019 sogar einen Vertrag geschlossen, in dem geregelt ist, was im Wald erlaubt ist und was nicht. „Wir haben seitdem keinen einzigen illegalen Weg mehr in unserem Beritt“, sagt Revierförster Guido Hollmichel. „Wenn neue Trails entstehen sollen, entscheiden wir das gemeinsam mit den Mountainbikern.“
Jonas Höhne will nun erneut versuchen, mit den Vertretern der Niedersächsischen Landesforsten, der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg und dem Regionalpark Rosengarten ins Gespräch zu kommen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. „Auch uns ist ein rücksichtsvoller Umgang mit der Natur wichtig“, so Höhne. „Im Gespräch können wir die Themen klären und klare Regelungen treffen, so dass alle Seiten zufrieden sind.“