Buchholz. Auch bei den Stadtwerken in Buchholz, Winsen und Buxtehude steigen die Preise. Besonders in der Kritik: Buchholzer Stromtarife

Weltweit steigende Energiekosten treiben derzeit auch bei den regionalen Versorgern die Preise für Strom oder Gas hoch. Vielerorts bekamen Haushalte in der Region Harburg und Umgebung daher dieser Tage Ankündigungen für „Preisanpassungen“ per Post.

Auch von den örtlichen Stadtwerken, die als meist 100-prozentige Tochterunternehmen der Kommunen sogar eher für eine moderate Preispolitik stehen und neben der Wirtschaftlichkeit das Gemeinwohl im Auge behalten sollen.

Gas-Großhandelspreis hat sich um 450 Prozent erhöht

Dennoch sind sie auch vom internationalen Geschehen abhängig: In den vergangenen Monaten habe auf den weltweiten Energiemärkten eine „nicht vorhersehbare Preisrallye“ stattgefunden, heißt es beispielsweise in einem Schreiben der Stadtwerke Buxtehude zu einer Gaspreiserhöhung ab Januar 2022. So sei der deutsche Großhandelspreis im Vergleich zum Vorjahr um 450 Prozent gestiegen. Durch eine „vorausschauende Beschaffung“ habe man zwar ein besseres Einkaufsergebnis erzielt, müsse den Preis aber dennoch anheben. Ein Vergleichshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 18.000 Kilowattstunden kommt nach Berechnung des Buxtehuder Unternehmens auf Mehrkosten von 15,50 Euro im Monat, also 186 im Jahr.

Ein Grund ist auch die neue CO2-Abgabe zum Klimaschutz

Ähnlich die Situation bei den Stadtwerken Winsen, die jetzt ihre Gaspreise erhöhen. Auf Abendblatt-Nachfrage begründet Vertriebsleiter Markus Laudahn die neuen Preise ebenfalls mit der stark gestiegenen Nachfrage nach fossilen Energieträgern, nachdem es wegen Corona im Vorjahr noch einen Einbruch der Zahlen gegeben habe. Leere Gasspeicher nach einem kalten Winter 2021 und Wartungsarbeiten an den Gas-Pipelines hätten für Stadtwerke den Beschaffungspreis für Erdgas seit Jahresbeginn verdreifacht, sagt Laudahn.

Aber nicht nur das: Hinzu komme der im Januar 2021 eingeführte CO2-Preis als eine neue, von der Bundesregierung beschlossene Abgabe für den Klimaschutz. Laudahn sagt: „Die Stadtwerke Winsen können diese Preissteigerungen nicht gänzlich auffangen und müssen wie auch andere Versorgungsunternehmen einen Anteil an ihre Kunden weitergeben.“

Kosten steigen für Haushalte um 440 Euro

Zum 1. Oktober sei das für Kunden in der Grundversorgung auch schon erfolgt. Für Kunden mit zeitlich begrenzten Laufzeitprodukten werde es nun eine Erhöhung zum 1. Januar 2022 geben. Im Tarif „LuheGas City“ beispielsweise erhöhe sich für Haushalte mit einem Verbrauch von etwa 15.000 Kilowattstunden im Jahr der jährliche Preis um 414 Euro, rechnet der Vertriebsleiter vor.

Für die Strom-Kunden gibt er indes vorerst Entwarnung. Die Strompreise könnten aufgrund einer vorausschauenden Einkaufspolitik „weiterhin konstant“ gehalten werden, so Laudahn. Eine ähnliche Botschaft kommt auch von den Buxtehuder Stadtwerken. Eine Erhöhung der Stromkosten sei aktuell nicht vorgesehen, heißt es auch dort.

Naturfreunde-Kritik: Energiesparer werden bestraft

Das ist aber nicht bei allen Stadtwerken der Region der Fall: So kündigten die Stadtwerke Buchholz kürzlich Preiserhöhungen für Strom und Gas an und begründen dieses ebenfalls mit der weltweiten Entwicklung. Doch gerade die Strompreiserhöhung stößt in der Nordheide-Stadt jetzt auf Kritik, weil der verbrauchsabhängige Arbeitspreis viel weniger als der verbrauchsunabhängige Grundpreis steigt. „Ärgerlich ist die hohe Preisanpassung für den jährlichen Strom-Grundpreis für Photovoltaikbesitzer, die selbst Strom produzieren, um Energie zu sparen“, kritisiert beispielsweise Abendblatt-Leser Marco Warstat. Eine Kritik, die auch von den „Naturfreunden Nordheide“ kommt. Die Kunden würden für das Energiesparen bestraft, sagt ihr Vorsitzender Bernd Wenzel. So erhöhen sich die Verbrauchspreise nur um etwa acht Prozent in Buchholz, der Grundpreis im Basis-Stromtarif aber um rund 113 Prozent, hat er errechnet. Das sei mit Blick auf den Klimaschutz ein falsches Signal für ein notwendiges Stromsparen. Verständlicher sei eine Erhöhung der Verbrauchspreise.

Im Vergleich sind Stadtwerke Buchholz aber günstig

Der Geschäftsführer der Buchholzer Stadtwerke, Christian Kuhse, erklärt diese Preispolitik indes mit der Entwicklung der vergangenen Jahre. „Der Grundpreis wurde bei gleichzeitigem Anstieg der Arbeitspreise seit 13 Jahren nicht angehoben“, sagt er. Bei der diesjährigen Erhöhung des Grundpreises um 52 Euro pro Jahr habe man den Arbeitspreis diesmal „nicht so stark anpassen“ müssen, sagt Kuhse. Damit komme es zwar tatsächlich nach vielen Jahren erstmals zu einer relativen Entlastung von Haushalten, die einen höheren Verbrauch haben. „Allerdings befinden sich darunter auch Verbrauchergruppen wie Familien mit Kindern oder Einfamilienhaus-Bewohner mit Wärmepumpen, die diesen hohen Verbrauch nur begrenzt beeinflussen können“, so Kuhse.

Ansonsten sei die Preispolitik der Buchholzer Stadtwerke aber weiterhin vergleichsweise moderat – trotz der Preiserhöhungen bei Gas und Strom. Kuhse verweist dazu auf das Vergleichsportal Check24. Demzufolge seien bei einem bundesweiten Vergleich von 202 Stromlieferanten immerhin 129 teurer als die Buchholzer Stadtwerke gewesen. Ähnlich auch das Preis-Ranking bei den Gaspreisen. Da lagen Kuhse zufolge von 448 verglichenen Energieunternehmen die Preise bei 355 Lieferanten höher als in Buchholz.