Meckelfeld. Der seltene Vogel hat schon mehrere Bauprojekte verhindert. Nun wurde er auf einer Wiese entdeckt, die für anderes vorgesehen ist.
Sein Ruf ist am besten nach Einbruch der Dunkelheit zu hören. In lauen Frühsommernächten ab Mitte Mai macht sich der Wachtelkönig mit einem markanten Ratschgeräusch bemerkbar. Sein Ruf eilt ihm allerdings auch in anderer Hinsicht voraus: Der Wachtelkönig hat schon so manches Bauvorhaben durchkreuzt.
So mussten unter anderem die Planer der Autobahn 26 den Trassenverlauf ändern, um das Brutgebiet des gefährdeten Vogels in den Mooren bei Buxtehude zu umgehen. Jetzt ist der Wachtelkönig auch in dem Gebiet beobachtet worden, in dem die neue Tank- und Rastanlage Elbmarsch entstehen soll. Mitglieder der Bürgerinitiative gegen dieses Vorhaben treffen sich derzeit fast täglich um 23 Uhr auf dem Gelände am Seevedeich, um ihre Beobachtungen zu dokumentieren.
Gutachter sollen klären, ob seltene Vogel in den Wiesen brütet
Ihre Ausbeute: Sieben verschiedene Hähne konnten sie erfassen, auch Videoaufnahmen, auf denen der Vogel mit dem passenden lateinischen Namen „Crex crex“ zu hören ist, liegen ihnen vor. „Das ist wirklich eine Sensation“, sagt Angelika Gaertner von der Bürgerinitiative. „Es gibt im Landkreis Harburg nur drei Vorkommen der Wachtelkönige, eines hier auf unseren Feuchtgrünwiesen im Moor. Genau auf dem Planungsgelände der geplanten Tank- und Rastanlage Elbmarsch.“
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Ihre Beobachtungen könnten die Planungen nun noch einmal in eine andere Richtung lenken. Im Auftrag der Bürgerinitiative ist bereits ein Gutachter vor Ort gewesen. Er soll klären, ob ein sogenannter Brutverdacht vorliegt. Sollte sich dies bestätigen, müsse ein behördliches Gutachten in Auftrag gegeben werden, sagt Rainer Weseloh von der Bürgerinitiative. „Wenn es zu einer Neubewertung der Pläne kommt, rechnen wir damit, dass der Wachtelkönig gegen diesen Standort spricht.“ Für die Bruthypothese spreche, dass der Vogel teilweise auch tagsüber zu hören sei, so Weseloh. „Das kann man deutlich hören, trotz des starken Autobahnlärms.“
Mit den Rufen verteidige der Wachtelkönig in der Regel eine Brutstätte. Nachts dagegen lockten die Hähne lautstark ihre weiblichen Artgenossen an. Seit einigen Tagen sei es ruhiger geworden. Auch dies könne ein Hinweis auf die Brutphase sein. „Es ist wunderschön, dass dieser seltene Vogel in Seevetal-Meckelfeld seinen Brutplatz auf den Feuchtwiesen bei uns im Moor gefunden hat“, sagt der Hobby-Ornithologe. Es sei bereits das zweite Jahr in Folge, in dem sie den Wachtelkönig in dem Gebiet beobachten hätten. Auch Ortsbürgermeisterin Brigitte Somfleth sowie Detlev Gumz, der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg, haben an den diesjährigen Beobachtungsgängen schon teilgenommen.
Landkreis bestätigt, dass der Wachtelkönig in dem Gebiet gehört worden ist
Es seien Wachtelkönige in dem Gebiet gehört worden, bestätigt Landkreissprecher Andres Wulfes. „Das scheint ein geeignetes Habitat für den Vogel zu sein.“ Man habe das Vorkommen an das zuständige Umweltministerium des Landes Niedersachsen gemeldet. Wie viele Exemplare sich dort genau aufhalten, sei noch ungeklärt, sagt Wulfes. Dies müsste durch ein systematisches Monitoring festgestellt werden. Dies liege bei Bauvorhaben in der Hand der jeweiligen Planungsbehörde.
Auch auf den angrenzenden Grünflächen auf Hamburger Gebiet ist der Wachtelkönig beobachtet worden. „Ich habe ihn in den vergangenen Jahren auf unseren Stiftungsflächen immer wieder gehört“, sagt Dr. Gisela Bertram, Geschäftsführerin der Stiftung Ausgleich Altenwerder. Die Elbniederung biete einen geeigneten Lebensraum mit Grünland und großräumigen Flächen. „Solche Flächen werden weniger. Das bringt den Vogel natürlich in Bedrängnis.“
Landwirte wollen die Heuernte auf den Wiesen verschieben
Bei ihrem jüngsten Besuch am vergangenen Sonntag hat Gisela Bertram zwar keinen Wachtelkönig gehört. „Es ist aber gut möglich, dass er sein Gebiet etwas verschoben hat.“ So seien in einem Jahr mehr Exemplare in Gut Moor gehört worden, im folgenden dann wieder mehr im Moorgürtel in Neugraben-Fischbek. Auch das Mähen der Grünflächen zwinge die Vögel manchmal dazu, sich einen anderen Platz zu suchen. In Hamburg gebe die Stadt deshalb einige Flächen zur Mahd frei, andere noch nicht. Die Landwirte erhielten dafür in der Regel einen Ausgleich.
Auch in Seevetal hat Rainer Weseloh mit einigen Landwirten abgesprochen, dass sie mit dem Mähen noch abwarten. „Ich habe vollstes Verständnis, dass sie ihr Heu machen müssen“, betont er. Andere Flächen wurden allerdings bereits gemäht, auch dies könnte einige Wachtelkönige vertrieben haben. Die Mitglieder der Bürgerinitiative sind hoffnungsvoll, dass sich der Wachtelkönig auch im kommenden Jahr wieder zahlreich bemerkbar macht. Bis dahin dokumentieren sie ihre Beobachtungen weiter und tragen die Ergebnisse detailliert im Internetportal www.ornitho.de ein.