Schneverdingen/Landkreis. Betreiber des Bades in Schneverdingen lässt Dauerkartenbesitzer ins Becken – Land Niedersachsen lockert einige Bestimmungen.

Ungestört Bahnen schwimmen: Ausgerechnet in der Corona-Pandemie wird im Hallenbad in Schneverdingen im Heidekreis etwas möglich, was es sonst kaum gibt. Dauerkartenbesitzer haben dort das Hallenbad derzeit je eine Stunde ganz für sich, wie der Geschäftsführer der Stadtwerke Heidjers, Lars Weber, mitteilt. Rund 30 Stammkunden, die trotz ungewisser Pandemielage im vergangenen Jahr eine Dauerkarte kauften, dürfen nun das Bad zwei Mal pro Woche nutzen – für sich allein oder mit bis zu fünf Haushaltsmitgliedern.

„Das läuft ganz wunderbar“, sagt Stammgast Manfred Warnke, der seit 15 Jahren regelmäßig mit seiner Frau zum Bahnenschwimmen in das Bad kommt. „Es hat uns richtig gefehlt“, sagt der 70-Jährige. Nach einem Bandscheibenvorfall tue ihm die Bewegung im Wasser gut. Eine Dreiviertelstunde schwimmen die beiden, in dieser Zeit desinfizieren Badeaufsichten Dusche und Umkleidekabine. Da das Bad damit auch doppelt ausgestattet ist, können sich immer zwei Badegruppen gleichzeitig umziehen. Die einen kommen, die anderen gehen.

Lohnt sich der ganze Aufwand?

Aber lohnt sich der ganze Aufwand? Ja, für sein Bad schon, sagt Geschäftsführer Weber. „Aber für jedes Bad kann das natürlich anders aussehen.“ In Schneverdingen sei das Bad das ganze Jahr über mit Wasser gefüllt und durch Energie einer benachbarten Biogasanlage ohnehin beheizt. Zusätzliche Kosten gebe es nun lediglich durch die Badeaufsichten. Das Interesse an dem Angebot sei riesig, sagt Weber. Wenn es möglich wäre, könne er nun bis zu 500 Dauerkarten verkaufen – doch mit 30 Dauergästen, die zwei Mal pro Woche kommen dürfen, sei das Bad schon ausgelastet.

Nach Angaben der Stadtwerke ist die Lösung vom Gesundheitsministerium und vom örtlichen Gesundheitsamt abgesegnet. Die Betreiber berufen sich dabei auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover, das einer Fitnessstudio-Betreiberin Recht gegeben hatte. Die Frau hatte ein Konzept erarbeitet, bei dem sie ihr Studio trotz des Corona-Lockdowns stundenweise an eine Person beziehungsweise einen Haushalt untervermietet, um Individualsport zu ermöglichen.

Aufruf zur Vorsicht

Seit gestern gelten zudem weitere Lockerungen in Niedersachsen. Private Treffen werden erleichtert: Statt wie bisher nur eine weitere Person dürfen sich wieder bis zu fünf Menschen aus zwei Haushalten treffen - jedenfalls dort, wo die Inzidenz zwischen 35 und 100 liegt. Kinder bis einschließlich 14 Jahre werden dabei nicht mitgezählt, Paare zählen als ein Hausstand. Treffen von höchstens zehn Personen aus höchstens drei Haushalten können die Städte oder Landkreise nur zulassen, wenn die betreffende Kommune auf nicht mehr als 35 Neuinfizierte je 100.000 Einwohner binnen einer Woche kommt. Körpernahe Dienstleistungen, bei denen nicht durchgehend eine medizinische Maske getragen werden könne, seien nur nach vorherigem negativem Schnelltest zulässig, teilte die Landesregierung am Sonntag mit.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Noch sind nicht alle älteren Menschen in Niedersachsen geimpft, und auch bei den jüngeren gibt es schwere und mitunter schwerste Krankheitsverläufe“, warnte Ministerpräsident Stephan Weil. Der SPD-Politiker rief die Menschen dazu auf, von den Lockerungen „bitte nur sehr vorsichtig und zurückhaltend Gebrauch zu machen“.

Die Regeln für weitere Lockerungen

In Regionen, deren Sieben-Tage-Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen unter 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liegt, kehren die Kitas in den eingeschränkten Regelbetrieb zurück. Außerdem dürfen dort die Geschäfte für Terminshopping öffnen, in den Schulen gilt für Grundschüler und Abschlussklassen wieder die Präsenzpflicht, Museen und Zoos dürfen mit halber Kapazität und Anmeldepflicht öffnen. Sport ist für bis zu fünf Personen aus zwei Haushalten drinnen und draußen erlaubt, Kinder bis 14 Jahre dürfen draußen auch in Gruppen von bis zu 20 Personen Sport treiben.

Bund und Länder hatten den Rahmen dieser Öffnungsschritte miteinander abgestimmt. In einigen Bereichen, etwa bei den Schulen und Kitas, konnte aber jedes Land selbst entscheiden, wie es die Lockerungen genau umsetzen will. Obwohl es Lockerungen gibt, ist eine klare Entspannung der Infektionslage bisher nicht in Sicht. Der landesweite Sieben-Tage-Wert lag zuletzt stabil zwischen 60 und 70. Mehrere Städte und Landkreise, unter anderem die Region Hannover, überschritten sogar die Inzidenzmarke von 100 Neuinfektionen. Die Infektionslage bleibt nach Einschätzung der Landesregierung uneinheitlich und in Teilen des Landes „nach wie vor beunruhigend“.

Landesweit lag die Inzidenz am Sonntag bei 65,1 Infektionsfällen bezogen auf 100.000 Einwohner binnen einer Woche. 876 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus wurden gemeldet. Vize-Ministerpräsident Bernd Althusmann (CDU) hatte vor diesem Hintergrund im Landtag gewarnt, dass die Gefahr von Rückschlägen nicht gebannt sei. Ob die Schritte zurück in ein normales Leben gelingen, hänge nicht nur von politischen Entscheidungen, sondern vor allem von der Infektionslage ab.