Winsen. Eine Bücherei über drei Geschosse, Lese-Café mit Terrasse und Medienbereichen: Kreisstadt setzt zu einem Millionenprojekt an.

Die Kreisstadt Winsen steht vor einer weitreichende Entscheidung für eine attraktivere Innenstadt. Schon Ende 2024 soll neben dem Marstall der Neubau einer Stadtbibliothek bezugsfertig sein. Das Projekt im Rahmen der Innenstadtsanierung soll die städtische Hochbauabteilung unter der Regie von Stefan Schmitt-Wenzel, dem Leiter der Sachgebiets Hochbau- und Gebäudewirtschaft, übernehmen.

Einen Wettbewerb für private Planungsbüros wird es nicht geben. Die Kosten werden zunächst grob auf neun Millionen Euro geschätzt. Die Stadt will Städtebaufördermittel von Bund und Land einwerben und setzt darauf, dass zwei Drittel der Baukosten ohne die Inneneinrichtung bezuschusst werden könnten. Am 27. April soll der Kulturausschuss zu dem Thema beschließen. „Das wird die entscheidende Weichenstellung“, so Stadtsprecher Theodor Peters.

Neben Marstall und Kreishaus soll Neubau entstehen

Den Vorstoß hat ein im Mai 2020 vom Verwaltungsausschuss eingesetzter Arbeitskreis aus Vertretern der Fraktionen sowie externen Experten vorbereitet. Beim Standort sind sich die beteiligten Politiker einig: Die Bibliothek soll zwischen dem Marstall und dem neuen Kreishaus entstehen. „Ein gelungenes Gebäude wird diesen Bereich städtebaulich aufwerten“, heißt es in den Unterlagen zu der Ausschusssitzung.

Tatsächlich hat die Verwaltung bereits geklärt, dass auf die notwendigen Flächen zurückgegriffen werden kann. So ist das Land Niedersachsen bereit, ein Grundstück von 890 Quadratmetern am Rand des Schlossparks abzugeben. Zudem kann die Stadt eine Fläche von weiteren 126 Quadratmetern von einem privaten Eigner kaufen.

Direkt neben dem Marstall soll die dreigeschossige Bibliothek stehen.
Direkt neben dem Marstall soll die dreigeschossige Bibliothek stehen. © Stadt Winsen (Luhe) | Stadt Winsen

Zwar müssen sechs Bäume gefällt werden. Ortsbildprägend sei von ihnen aber nur eine Hainbuche. Zum Ausgleich ist in dem Konzept vorgesehen, acht Bäume in unmittelbarer Nähe zu pflanzen. An anderer Stelle wäre diese Ausgleich wohl kostengünstiger. Der Mehraufwand direkt neben der Fläche für die Bibliothek solle aber in Kauf genommen werden, heißt es weiter.

Der geplante Neubau gliedert sich in einen dreigeschossigen Haupt- sowie einen zweigeschossigen Nebenbau. Beide Gebäudeteile sollen durch einen Glasbau verbunden werden. Die beiden Gebäude erhalten leicht gegeneinander geneigte Stirn- sowie schräge, gegenläufige Dachflächen. Durch die Gebäudeanordnung wird zwischen dem Marstall und dem Neubau ein Hof entstehen. Leicht geneigten Dachflächen sollen ein Grün-Dach erhalten.

Raumaufteilung fußt auf gutachterlichen Empfehlungen

Die Raumaufteilung der Bücherei baut auf die gutachterlichen Empfehlungen von Professor Konrad Umlauf (siehe Infokasten) auf. Der Innenhof lenkt den Besucher zum Eingang. Im Erdgeschoss sind das Foyer mit allen dazugehörigen Funktionen, der Kinderbereich sowie die Personalräume geplant. Im ersten Obergeschoss liegen die Haupt-Medienflächen mit der Belletristik und den Sachmedien. Zudem sind hier die Auskunft, ein Lese-Café mit Terrasse sowie Gruppenarbeitsräume und Räumlichkeiten für Workshops vorgesehen. Das zweite Obergeschoss nimmt die Bereiche Jugend, Film und Musik auf. Die Veranstaltungsfläche sowie alle erforderlichen Nebenräume sollen im Untergeschoss untergebracht werden.

Für den Neubau muss Baurecht geschaffen werden. Dies soll durch die Änderung der Bebauungspläne Nr. 17 (Hinter den Höfen) und Nr. 14 (Bahnhofstraße) geschehen. Die neue Bibliothek soll nicht höher als der Marstall werden.

Mit dem Umzug der Stadtbibliothek werden künftig Flächen im Marstall frei. Die Vorschläge des Arbeitskreises gehen hier dahin, die Tourist-Information dort zu lassen. Zusätzlich soll das städtische Archiv mit Arbeits- und Besucherplätzen sowie einer kleinen Präsenzbibliothek für Bücher, Fotos und andere Archivalien von besonderem Wert einziehen. Auch wegen der statischen Belastung wird das Archivmagazin im Kellergeschoss des Neubaus untergebracht. Wie bisher wird sich das Museum des Heimat- und Museumsvereins auf alle Geschosse des Marstalls verteilen. Der Verein habe aber Ambitionen, sein Museum zu erweitern und auf frei werdende Bücherei-Flächen auszudehnen.

Fazit: Mit der neuen Bibliothek soll zusammen mit dem Marstall ein Bildungs-, Geschichts- und Kulturzentrum für die Kreisstadt entstehen.