Kreis Harburg. Corona-Krise wirkt sich auf die Hege in Wald und Flur aus. Jetzt steigen die Chancen, die Tiere zu beobachten.

Das Corona-Virus hat viele Hasen im vergangenen Jahr vor dem Abschuss bewahrt. „Es gab nur wenige Streifen durch die Reviere. Größere Treibjagden waren nicht möglich“, sagte Kreisjägermeister Norbert Leben dem Abendblatt. „Daher bestehen nun gute Chancen, bei einem Spaziergang zu Ostern Hasen über die Felder hoppeln zu sehen.“ Wenn in diesem Jahr die Witterung nicht zu nass und kalt wird, kann sich die Population der Langohren nun weiter erholen.

Wegen Corona wurde weniger gejagt

Immerhin gingen die Jäger im Landkreis Harburg schon im Jagdjahr 2019/2020, das jeweils zum 31. März endet, von einer Rekordzahl bei den Tieren aus. Denn die Abschusslisten wiesen einen Höchststand innerhalb der vergangen zehn Jahre aus. Geschossen wurde 870 Tiere, gut 250 mehr als im Jahr zuvor. Aktuell hat sich nun die Zahl der Abschüsse durch den Verzicht der Jäger auf 363 mehr als halbiert. Wie gering diese Zahl ist, lässt sich daran ablesen, dass im Landkreis in 276 Revieren gejagt wird. Hintergrund für die eingeschränkten Jagden war dabei auch, dass die über Monate geschlossene Gastronomie als Abnehmer ausfiel. Die Zahl der im Autoverkehr getöteten Hasen ging von 245 auf 204 zurück, geht aus der Statistik hervor.

Bei den meisten tierischen Hasenjägern gingen die Abschüsse zwar auch zurück, allerdings in einer deutlich geringeren Dimension. So brachten die Jäger im vergangen Jahr 1707 (Vorjahr: 1744) Füchse zur Strecke, bei den Marderhunden sank die Zahl von 404 auf 347 und bei den Rabenkrähen, die sich zu gern arglose Junghasen schnappen, blieben 1851 (2191) auf der Strecke. Bei den Waschbären, deren Population sich zuletzt mangels Feinden weiter ausgebreitet haben, wurden gar 252 erlebt, 16 mehr als im Vorjahr. Weniger Feinde, weniger Gefahr. Das erhöht die Überlebenschancen der Hasen.

Feldhase findet sich vor allem zwischen Winsen und Seevetal

Insgesamt zwei bis drei Millionen Feldhasen steifen derzeit nach Schätzungen von Experten über die Felder und Wiesen in Deutschland. „Mäßig häufig“ nennt das das Rote-Liste-Zentrum und führt die Hasen in dieser Liste als „gefährdet“ auf. Diese Einstufung gilt jedoch nicht für Niedersachsen. Zwar hat der Feldhasenbestand laut Naturschutzbund Deutschland vor allem seit den 1980er-Jahren stark abgenommen, sich aber zuletzt wieder stabilisiert. Auch Leben ist sicher: „Vor 20 oder 30 Jahren lebten im Landkreis noch deutlich mehr Tiere als heute. Ihre Zahl kann also ruhig weiter steigen.“

Die meisten Hasen, deren Abbilder aus Schokolade derzeit trotz der Einschränkungen des zweiten Corona-Ostern wieder in den Regalen der Supermärkte warten, leben im Kreis in den drei Revieren Winsen, Winsen/Stelle und Hittfeld. Allein im Bereich Winsen wurden 163 der 363 erlegten Hasen geschossen. In allen drei Bereichen profitieren die Tiere davon, dass sie im Feldgehölz gute Deckung und im Grünland ihre bevorzugte Nahrung finden. Sie lieben Weges- und Grabenränder sowie Randstreifen von Äckern, wo einige der 80 Kräuter wachsen, die als Hasenapotheke gelten. Zur ihr gehören etwa Acker-Minze, Bärlauch, Gänseblümchen sowie Feld-Thymian, Huflattich oder Löwenzahn und Wilde Petersilie. Größere Waldflächen mögen die Langohren dagegen nicht so gern, weil die Bäume sie von der wärmenden Sonne abschirmen.

Jährliches Treffen der Jäger wird auf September verschoben

Nach dem Ausfall der größeren Jagden, bei denen zehn bis 15 Treiber und etwa 20 Jäger mit ihren Hunden unterwegs sind, bleibt das Fleisch der geschossenen Tiere nun vor allem bei den Jägern. Sie können es auch an Freunde oder Bekannte unter den entsprechenden gesundheitlichen Vorgaben weitergeben. „Wildfleisch passt zum Trend zu einer gesunden Ernährung aus der Region“, sagt Leben, der seit 1996 an der Spitze der Jägerschaft im Kreis steht. „Auf den Wochenmärkten wird Hasenfleisch inzwischen gesucht. Es gilt als Delikatesse“, sagt Philip Hartz, der zusammen mit Leben eine Jagd in Schätzendorf gepachtet hat.

Das Treffen zur Bilanz des Jagdjahres, das schon im vergangenen Jahr kurzfristig in Folge der einsetzenden Corona-Krise ausfallen musste, hat der Kreisjägermeister für dieses Jahr noch gar nicht terminiert: „Wir streben eine Präsenzveranstaltung an. Aber das wird wohl nicht vor September möglich sein.“ Zur Hegeschau kommen gewöhnlich 500 bis 600 Jäger und ihre Gäste zusammen. Traditionell in der Schützenhalle in Tostedt, in die auch in diesem Jahr wieder Landrat Rainer Rempe als Gast eingeladen werden soll.