Buchholz. Für 6,5 Millionen Euro ist ein Gebäude entstanden, in welchem Menschen auf ihrem letzten Weg gute Betreuung, Sicherheit und Geborgenheit finden.

Wenn Sieglinde Winterstein aus dem großen Fenster im Kaminzimmer schaut, sieht sie den Wald und ganz viel Himmel. Und sie hat das Gefühl, dem Universum ein Stück näher zu sein als anderswo. Genau das hatten sich die Vorsitzende des Oekumenischen Hospizdienstes Buchholz e.V. und ihre Mitstreiter vom Hospiz Nordheide für den Neubau gewünscht. Sie wollten einen Ort schaffen, an dem die Grenzen zwischen Himmel und Erde verschwimmen und die Menschen, getragen von großer Geborgenheit, ihren letzten Weg gehen können. Im Dezember 2019 legten sie den Grundstein für das neue Hospizgebäude. Jetzt sind die Bauarbeiten für das rund 2000 Quadratmeter große Haus abgeschlossen.

6,5 Millionen Euro hat der Neubau auf dem 8500 Quadratmeter großen Areal unterhalb des Buchholzer Krankenhauses gekostet. 4,9 Millionen Euro mussten dafür als Darlehen aufgenommen werden, 1,1 Millionen an Eigenmitteln wurden investiert. Weitere 500.000 werden durch Spendengelder finanziert. Entstanden ist ein lichtdurchflutetes Haus mit großen Fensterfronten und hellen Holzfassaden, das sich in den Hang zwischen Klinik und Stadtwald einbettet. Das neue Hospiz hat 14 Zimmer mit Bad, Terrasse oder Balkon, die sich wie ein „U“ um die gemeinsamen Flure, den Wohn- und Speisebereich sowie die Innenhöfe gliedern.

Darüber hinaus gibt es zwei weitere Zimmer für Besucher, die sich mit einer Verbindungstür zu einem großen Familienzimmer zusammenlegen lassen. Es gibt einen wohnlichen Gemeinschaftsraum mit Sesseln, Sofa und Fernseher, der durch eine verschiebbare Glasfront vom Esszimmer getrennt ist und jederzeit für Veranstaltungen zum Saal umgestaltet werden kann. Die Räume öffnen sich zum sonnigen Innenhof, der bei schönem Wetter zum Verweilen einladen soll. Es gibt einen „Raum der Stille“ zum Zurückziehen, ein Pflegebad sowie einen Büroraum für den Oekumenischen Hospizdienst, einen Veranstaltungs- und Schulungsraum, ein Kaminzimmer und einen großen Garten, der unmittelbar in den Stadtwald übergeht.

So sieht der Neubau des Hospiz Nordheide aus. Die Außenanlagen müssen noch fertig gestellt werden. 
So sieht der Neubau des Hospiz Nordheide aus. Die Außenanlagen müssen noch fertig gestellt werden.  © HA | Hanna Kastendieck

Peter Johannsen, Geschäftsführer der Hospiz Nordheide gGmbH ist mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden. „Wir haben jetzt ein wirklich tolles Haus, in dem sich die Gäste und ihre An- und Zugehörigen sicher und geborgen fühlen werden“, sagt er. „Ich freue mich sehr, dass die Bauarbeiten ohne größere Komplikationen verlaufen sind und der Kostenrahmen eingehalten werden konnte.“

45 Mitarbeiter und zahlreiche Ehrenamtliche kümmern sich um die Gäste

Dass überhaupt neu gebaut werden musste, liegt an den Erweiterungsplänen des Buchholzer Krankenhauses, welche auch die frühere Aufnahmestation miteinbeziehen. In dieser war das Hospiz seit seiner Gründung im Jahr 2005 untergebracht. Sieglinde Winterstein und Peter Johannsen hatten das damals ungenutzte Gebäude mit Hilfe zahlreicher Unterstützer zu einem Hospiz für zwölf Gäste umbauen lassen. 1,5 Millionen Euro wurden damals investiert, von denen ein Großteil mit Hilfe des Engagements der Bürger finanziert werden konnte. Seitdem kümmern sich 45 Mitarbeiter sowie zahlreiche Ehrenamtliche um die Gäste, begleiten Sterbende und ihre Angehörigen in den schwersten Stunden ihres Lebens und ermöglichen ihnen ein menschenwürdiges Dasein bis zuletzt.

Unterstützt wird das Hospiz von Anbeginn durch die Bürgerstiftung Hospiz Nordheide, die seit der Gründungsidee im Jahr 2003 Spenden für die Hospizarbeit generiert. Ihr alleiniger Zweck ist die stationäre und ambulante Hospizarbeit sowie die Palliativmedizin zu fördern. Rund 100.000 Euro gibt die Stiftung jährlich an das Hospiz weiter. Geld, das zum Teil für den laufenden Betrieb eingesetzt wird, aber auch für therapeutische Zwecke. Für den Neubau bewilligte die Stiftung der Hospizgesellschaft ein Darlehen.

Auch in den Fluren des Hospiz-Neubaus gibt es Möglichkeiten zum Verweilen. 
Auch in den Fluren des Hospiz-Neubaus gibt es Möglichkeiten zum Verweilen.  © HA | Hanna Kastendieck

Obwohl die Bauarbeiten noch nicht vollständig abgeschlossen sind, auf dem Parkplatz und im Garten noch gebuddelt wird und im Neubau letzte Leisten angebracht, Möbel aufgebaut, Telefone angeschlossen und Türen justiert werden müssen, sind die Hospizgäste bereits in der vergangenen Woche in das neue Gebäude eingezogen. „Sie bekommen von dem Baulärm, der noch ein paar Tage andauern wird, allerdings nichts mit“, sagt Peter Johannsen. „Wir haben nämlich ganz besondere Akustikdecken einbauen lassen, die die Geräusche im Haus dämpfen.“ Sie sollen darüber hinaus für eine wohnliche Atmosphäre sorgen.

Corona-Einschränkungen sind für alle sehr belastend

Auch wenn der Zugang zum Hospiz künftig nicht mehr über das Krankenhausgelände, sondern über das neue Wohngebiet Buchholzer Park an der Hermann-Stöhr-Straße angefahren wird, bleibt die enge Vernetzung mit dem Palliativ- und Onkologieteam des Krankenhauses Buchholz bestehen. „Für die Gäste ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass die Klinik in der Nähe ist“, sagt Sieglinde Winterstein. Nähe sei es, die die Hospizarbeit in jeder Hinsicht ausmache. „Um so schwieriger ist die aktuelle Situation unter Corona für die Betroffenen.“

Das beobachtet auch Birte Rantze, die als Krankenschwester und Diplom-Pflegewirtin für den Ablauf im Haus zuständig ist. „Die Zeit ist durch die Corona-Pandemie für alle sehr belastend“, sagt sie. „Umarmungen sind nicht möglich, ein Lächeln kann nur über die Augen geschenkt werden. Mehr als fünf Besuchskontakte pro Gast sind nicht erlaubt.“ Birte Rantze ist optimistisch, dass die strengen Regeln gelockert werden können, sobald das Wetter mitspielt. „Besuchskontakte können dann auch im Garten und im Innenhof stattfinden. Das neue Gebäude bietet viele Möglichkeiten sich zu begegnen, ohne das eine Ansteckungsgefahr besteht.“