Buxtehude. Standard soll für alle neuen städtischen Gebäude gelten. Pläne gibt es auch für einen „klimaneutralen“ Gewerbepark.

Die Hansestadt Buxtehude will alle ihre neuen städtischen Gebäude künftig mit Blick auf festgelegte Nachhaltigkeits-Ziele bauen: Also hohe Standards im Klimaschutz, bei gesunden Baustoffen oder auch bei sozialen Aspekten erfüllen. Das kündigten jetzt Stadtbaurat Michael Nyveld und Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) im Nachgang zur Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises an. Einen entsprechenden Vorschlag mit konkreten Vorstellungen dazu wolle er in den nächsten Tagen der Ratspolitik unterbreiten, so Nyveld.

Wie berichtet, war Buxtehude in der Kategorie der mittleren Städte mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 ausgezeichnet worden. Die geplante feierliche Verleihung, zu der sich auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) angesagt hatte, musste jetzt zwar coronabedingt kurzfristig abgesagt werden – Stadtbaurat und Bürgermeisterin nutzten aber ein informelles Gespräch im kleineren Rahmen, um den weiteren Kurs der Stadt in Sachen Nachhaltigkeit zu skizzieren.

Eine Art Blaupause für die künftige nachhaltige Bauweise städtischer Neubauten soll dabei die geplante Sporthalle Nord werden, die Buxtehude sowohl für den Schulsport wie auch für sein erfolgreiches Damen-Handballbundesliga-Team bauen will. Die Stadt wolle sich bei diesem Ziel an der Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) orientieren. Da gehe um gesunde Baustoffe genauso wie um den Einsatz erneuerbarer Energie wie Solarkraft aber auch um soziale Aspekte und eine ökonomische Bauweise, sagte Nyveld.

Vorstellungen der Stadt gehen in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz weiter

„Ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Bauen bedeutet nicht nur den Einsatz neuartiger und wiederverwendbarer Baumaterialien wie beispielsweise recyclebaren Betons, sondern auch das Senken des Energiebedarfs oder aber das Vermeiden hoher Transportkosten“, heißt es auch in der Beschreibung der DGNB, die Gebäude dazu in vier verschiedene Kategorien zertifiziert.

„Das wird bis zum Lieferschein genau kontrolliert, das hat mich überzeugt“, sagte Nyveld, der für die Halle Nord dieses Zertifizierungssystem schon einmal probeweise berechnet hat. „Da würden wir den zweithöchsten Standard erreichen“, so Nyveld.

Stadtbaurat Michael Nyveld und miteinem Nachhaltigkeitspreis, den die Stadt schon bekommen hat.
Stadtbaurat Michael Nyveld und miteinem Nachhaltigkeitspreis, den die Stadt schon bekommen hat. © AT | Axel Tiedemann


Die Vorstellungen der Stadt gehen in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz aber noch weiter: Künftig wolle man mit Investoren für größere Bau-Areale Verträge abschließen, um dort ein möglichst klimaneutrales Bauen anzustreben. „Das soll natürlich partnerschaftlich geschehen“, sagt Nyveld. Klimaneutral würde bedeuten, dass mit einer Energieerzeugung durch Geothermie, Solarkraft oder auch Abwärme so gut wie kein CO2 mehr durch ein Gebäude in die Atmosphäre gelangt. Vorstellbar sei eine solche Bauweise im größeren Stil beispielsweise für das geplante, neue Gewerbegebiet rechts und links der Apensener Straße im Süden Buxtehudes. Hier könnte doch ein „klimaneutraler Gewerbepark“ entstehen, schlägt Nyveld vor.

Beispielhafte Initiative „Buxtehude im Wandel“

Ganz neu wären solche Vorstellungen indes in Buxtehude nicht. Bereits für ihr derzeit größtes Neubaugebiet in Bahnhofsnähe an der Giselbertstraße orientiert sich die Stadt bei der Vergabe von Grundstücken an nachhaltigen Zielen – was denn bereits bei der Vergabe des Deutschen Nachhaltigkeitspreises eine zentrale Rolle gespielt hat. Die Jury würdigte aber auch die Vielzahl von Initiativen und Projekten in der Stadt, die sich mit Klima- und Ressourcenschutz befassen.

Beispielhaft dafür sieht Bürgermeisterin Oldenburg- Schmidt die Initiative „Buxtehude im Wandel“. Die von der Laborleiterin eines Saatgut-Unternehmens privat ins Leben gerufene Initiative bündelt gewissermaßen die vielen Einzelaktionen, indem sie dazu eine Internetplattform auf die Beine gestellt hat.

Unter www.buxtehude-im-wandel.de finden sich zahlreiche Angebote und Informationen zu „nachhaltigen Orten in Buxtehude“, wie es Gründerin Barbara Ruser formuliert. „Viel Kleinkram kann zu etwas Großem werden“, so lautet ihr Credo dabei.

Und tatsächlich beeindruckt auf der Seite die Fülle des Angebots in Sachen Nachhaltigkeit: Da präsentieren sich Läden mit sozialem und ökologischem Anspruch, Initiativen für ein „gemeinschaftliches Wohnen“, eine Art Genossenschaft, die eine Bio-Hof finanziert und Gegenzug die Produkte erhält. Oder auch ein „Reparatur-Treff“, wo Techniker alte Elektrogeräte wieder instand setzen, so dass man sie nicht wegschmeißen muss.

„Unsere Aufgabe als Stadt ist es, diese ganzen Initiativen zu vernetzen“, sagt Bürgermeisterin Oldenburg-Schmidt. Was offenbar gelungen ist. Vor zwei Jahren war Buxtehude bereits unter die besten drei Mittelstädte beim Nachhaltigkeitspreis gekommen, diesmal wurde sie klare Siegerin. „Ein Quantensprung und Ansporn zugleich“, wie Oldenburg-Schmidt sagt.


„Klimapositive Städte“


In diesem Herbst haben sich unter dem Dach der Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen elf Städte und Gemeinden zusammengeschlossen, um trotz Corona das Thema Klimaschutz wieder stärker in den Fokus zu rücken.




Zu den Gründungsmitgliedern gehören Bocholt, Buxtehude, Gudensberg, Heidelberg, Karlsruhe, Ladenburg, Neukirchen-Vluyn, Pforzheim, Stuttgart, Tengen und Ulm.



Ziel der Initiative sei vor allem der gegenseitige Erfahrungsaustausch durch Stadtbesuche.