Soltau. WLAN, Barrierefreiheit, Corona: der Chef des Verkehrsbetriebs mit Sitz in Soltau über Veränderungen und Pläne im Bereich Heidekreuz.
Den Heidebahnen ist ihr neuer Eigentümer noch nicht anzusehen. Zwar ist das Erixx-Logo getilgt, aber die neue Beklebung lässt auf sich warten. Das liegt am Wetter beziehungsweise an den benötigen Temperaturen und der damit einhergehenden Ruhezeit. Schrittweise soll die Umfirmierung bei jedem längeren Werkstattaufenthalt jetzt erfolgen, soll sichtbar werden, was seit dem Fahrplanwechsel Praxis ist: Erixx ist raus, Start Niedersachsen Mitte, kurz start, ist jetzt dran.
Tochterunternehmen der Deutschen Bahn hatte Ausschreibung gewonnen
In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember nahm start den Betrieb auf. Das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn hatte sich zuvor durchgesetzt und die Ausschreibung für das Verkehrsnetz gewonnen. Der Vertrag läuft acht Jahre mit einer Option auf eine zweijährige Verlängerung. Das neue Jahrzehnt im Öffentlichen Nahverkehr der Heidebahn beginnt mit einigen Änderungen und es sind weitere geplant, wie Mathias Hoff als Chef der Start Niedersachsen Mitte im Abendblatt-Gespräch erklärt.
Worauf sich wohl besonders die Pendler schon freuen können: „Sukzessiv werden die Züge mit WLAN ausgestattet“, sagt Hoff. Die ersten Fahrgäste sollen von Mitte des Jahres an die Funktion nutzen können. Auf der Agenda steht auch das Thema Barrierefreiheit. Damit die größeren elektrischen Rollstühle, wie eigentlich vorgesehen, wenden und im Bereich der behindertengerechten WC’s platziert werden können, bräuchte es allerdings bauliche Veränderungen. Konkret müssten einige Gepäckablagen in der Heidebahn weichen, wie Hoff erläutert. Doch was leicht klingt, hat vor allem sicherheitstechnisch große Relevanz und ließe sich daher nicht so einfach umsetzen. Wann eine Lösung gefunden ist, kann Hoff derzeit noch nicht sagen.
Regionalbahn 38 fährt von Hannover über Soltau nach Buchholz
Seinen Sitz hat das neue Unternehmen Start Niedersachsen Mitte in Soltau, also im Mittelpunkt des Heidekreuzes. Von hier aus führt die Linie RB 38 gen Buchholz oder Richtung Hannover, mit der Linie 37 geht es gen Uelzen oder Bremen. Zudem gehören zum kombinierten Verkehrsnetz die Regionalbahnstrecken 77 (Bünde-Hildesheim) und 79 (Hildesheim-Bodenburg). Pro Jahr legten die Start-Züge 4,6 Millionen Zugkilometer zurück (2,9 Millionen davon entfallen auf die Heidelinien RB 37 und 38) und vernetzten die Region Norddeutschland damit auf der Schiene, so das Unternehmen. Von 2,5 Millionen Fahrgästen geht start im Heidebereich aus – und das unter Corona-Bedingungen beziehungsweise -Nachfrage.
In der Region ist der Name nicht neu. Im Bereich der Unterelbe konnte die Bahn mit ihrer Tochter Start Unterelbe bereits der Metronom Eisenbahngesellschaft die Linie Hamburg-Hauptbahnhof bis Cuxhaven (RE 5) abluchsen. Hier erfolgte der Wechsel im Dezember 2018. Diese Tochtergesellschaft hat ihren Sitz in Cuxhaven.
150 Mitarbeiter arbeiten für die in Soltau ansässige Bahntochter
Für die nun in Soltau beheimatete Tochter arbeiten rund 150 Mitarbeiter. Etwa zwei Drittel davon stammen aus den übernommenen Belegschaft von Erixx und der NordWestBahn, die zuvor die Linien 77 und 79 bediente. Die weiteren Mitarbeiter wurden zusätzlich eingestellt, so Hoff.
Denn es bedarf nun mehr Leuten. So war ein Kriterium bei der Ausschreibung des Netzes, dass an verschiedenen Standorten Lokführer in Bereitschaft sein müssen, die bei kurzfristigem Personalausfall einspringen können. Das soll die Ausfall- und Verspätungsquote senken. In Soltau und Hildesheim werden nun zusätzlich Kollegen zur Rushhour am Morgen und gegen Nachmittag vorgehalten.
Zeitlicher Puffer am Morgen soll für mehr Betriebsstabilität sorgen
Eine weitere Maßnahme, die einen reibungsloseren Ablauf gewährleisten soll: „Es gibt nun einen zeitlichen Puffer, der einen weiteren Beitrag für die Betriebsstabilität darstellt“, berichtet Hoff. So haben die Mitarbeiter am Morgen eine halbe Stunde länger Zeit, die Züge aus ihrem nächtlichen Schlaf zu erwecken. Denn gerade das Hochfahren der Technik birgt Tücken. Zwar läuft dies laut Hoff fast automatisch ab, gibt es aber eine Störung oder bei den automatisierten Prüfungen von Bremsen und Systemen kommt es zu einer Fehlermeldung, haben die Mitarbeiter nun mehr Zeit, darauf zu reagieren. Die Folge: weniger Zugausfälle und Verspätungen – so die Hoffnung.
„Um einen stabilen Betrieb zu gewährleisten, werden wir insbesondere in den ersten Wochen zusätzliche Checks an den Fahrzeugen durchführen, um Ausfälle durch außerplanmäßige Reparaturarbeiten an den Zügen zu vermeiden“, so Betriebsleiter Enrico Blohm. Was Pendlern auch ein wenig Hoffnung machen könnte: Derzeit gebe es laut Hoff keine besonders hohe Ausfallquote oder hohen Krankenstand aufgrund der als besonders ansteckend geltenden Coronavariante Omikron unter Mitarbeitern.
Zwei-Stunden-Takt: Notfallplan für Corona-Ausfall ist in Arbeit
Allerdings bereitet man sich darauf vor. Derzeit würde auch in Abstimmung mit der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen ein Notfallplan erstellt. „Wenn das eintrifft, was sich in anderen Ländern abzeichnet, müssen wir vorbereitet sein“, sagt Hoff. Ziel sei es, den Betrieb dann reduziert, aber stabil aufrechtzuerhalten. Der Plan sehe vor, dass die Züge im Zwei-Stunden-Takt fahren, wenn eine durch Krankheit dezimierte Mitarbeiterzahl dies nötig mache. Anzeichen sieht Hoff dafür derzeit aber nicht. Wenn es zu einem solchen Notfallszenario käme, würde dies außerdem mit einigen Tagen Vorlauf umgesetzt und kommuniziert.
Auch was die Kontrollen der Corona-Regeln durch Mitarbeiter und das Verständnis der Fahrgäste betrifft, kann der Chef der neuen Verkehrsgesellschaft nur sehr Positives berichten. „Es scheint ein großes Verständnis zu geben und ich habe auch keine negativen Rückmeldungen von Fahrgastbetreuern gehört, dass es zu Problemen komme“, so Hoff.