Hamburg. Rabea Bargsten und Timo Lacinski reisen mit VW-Bus. Um Gleichgesinnte zu treffen, entwickelten sie eine App. Wie die funktioniert.

Vor vier Jahren kam ihr das erste Mal die Idee für eine solche App. Da hatte sich Rabea Bargsten gerade einen VW-Camper ausgeliehen und war damit nach Norwegen gefahren. Alleine und noch ohne viel Camp-Erfahrung. „Ich war gerade Single, hatte vorher eher ganz normale Pauschalurlaube gebucht“, erzählt sie.

Wäre es nicht aber toll, bei solchen individuellen Reisen Gleichgesinnte zu treffen, sich über Reiserouten auszutauschen, abends gemeinsam am Lagerfeuer zu sitzen? Solche Gedanken kamen ihr bei dieser Fahrt in die einsame Natur des Nordens. Da müsse es doch eine Internetlösung geben, vermutete sie damals. Eine App fürs Smartphone vielleicht, mit der man solche Leute unterwegs finden kann? Doch da war nichts.

„Camp’n‘ Connect“ hat jetzt bereits 3200 registrierte Nutzer

Noch im selben Jahr lernte die heute 34-jährige Personalreferentin dann Timo Lacinski kennen. Der 35-jährige Schiffstechniker ist seit Kindheit schon begeisterter Camper, war oft mit den Eltern im Wohnmobil unterwegs. „Ich mag dieses Spontane, die Freiheit immer wieder neu entscheiden zu können: wo fahren wir hin, wo bleiben wir?“, sagt er. Beide bauten schließlich für weitere Reisen den VW-Bulli aus, den Rabea Bargsten voller Begeisterung für diese Art des unabhängigen Reisens nach dem Norwegentrip gekauft hatte. Und noch immer war da diese Idee für eine Camper-App im Kopf.

Die Suchseite der neuen Camper-App
Die Suchseite der neuen Camper-App © AT | elbpixel

Vor genau einem Jahr setzte das Paar aus Cranz dann die Idee in die Tat um, ihre App „Camp’n‘ Connect“ ging an den Start und hat jetzt bereits 3200 registrierte Nutzer. Nicht nur Camper mit Wohnmobilen oder kleineren Vans tauschen sich hier aus und knüpfen Kontakte, auch Rucksack-Reisende, Radtouristen oder Segler können den Internetservice nutzen. Über eine Suchfunktion steckt man den Umkreis seines aktuellen Aufenthaltes ab, legt ein Profil an, beschreibt darin, ob man allein, als Paar oder Familie unterwegs ist. Nennt vielleicht Interessen wie Wandern oder Grillen und kann dann andere Reisende über die App anschreiben, die in der Nähe unterwegs sind und deren Profil zu passen scheint.

Keine genauen Standorte angezeigt

Genaue Standorte werden dabei allerdings nicht angezeigt, die erfahren die reisenden App-Nutzer erst, wenn sie sich gegenseitig kontaktiert haben. „Sicherheit ist uns wichtig“, sagt Rabea Bargsten. Nach ihrem ersten Jahr peilen die beiden Cranzer nun eine Steigerung der Zahlen an, 8000 Nutzer ist das nächste Ziel für die kostenlose App, die sich irgendwann durch zielgruppenspezifische Werbung finanzieren soll.

Noch aber ist es ein Zuschussgeschäft, von dem anfangs gar nicht klar war, ob sie sich durchsetzen kann. Denn eigentlich hatten die beiden schon 2020 mit den ersten Entwicklungen begonnen und einen Dienstleister mit der Programmierung beauftragt. Gut 30.000 Euro kostete dieser Schritt schon einmal, hinzu kommen laufende Kosten. „Wir hatten dazu unsere letzten Groschen zusammengetragen“, sagen beide, die dann als Start-up-Unternehmen versuchten, mit Hilfe einer Crowdfunding-Aktion viele Geldgeber zu finden. „Das hat leider nicht geklappt“, sagt Rabea Bargsten.

Corona? „Wir machen es trotzdem“, beschlossen sie

Es war wohl auch eine ungünstige Zeit: Die Corona-Pandemie hatte gerade begonnen, niemand wusste, was da noch kommt. Es gab Einreiseverbote und Kontakt-Beschränkungen. „Nicht gerade der beste Zeitpunkt für eine App, die Kontakte vermittelt“, sagt Timo Lacinski. Doch beide glaubten noch immer an ihre Idee. „Wir machen es trotzdem“, beschlossen sie daher und machten weiter, bis dann die App im April 2021 tatsächlich so weit war, dass Nutzer sie in den App-Stores herunterladen konnten.

Geplant ist nun, dass sich dieser Internet-Service für Reisende auch weiter entwickeln soll. Künftig soll es beispielsweise auch möglich sein, dass man selbst etwas posten kann, das für alle Nutzer im gewählten Umkreis des Reiseortes sichtbar ist. „Eine Art Meldung an alle“, wie Timo Lacinski sagt. Beispielsweise, falls jemand sich festgefahren hat und unmittelbar Hilfe braucht. Auch gemeinsame Camper-Treffen für ihre App-Nutzer wollen die beiden Cranzer künftig regelmäßig organisieren, ein erster Termin für dieses Jahr in Thüringen ist bereits ausgebucht.

Gemeinsames Lagerfeuer beim Campertreffen
Gemeinsames Lagerfeuer beim Campertreffen © AT | 4raw.de

Und selbst nutzen sie ihre eigene App bei den eigenen Reisen auch, erzählen sie. In Norwegen hatten sie dabei ein anderes Camper-Pärchen getroffen und dann gemeinsam am Lagerfeuer gesessen und Reiseerfahrungen ausgetauscht. Und selbst zuhause in Cranz haben die beiden ihre Camper-Kontakt-App schon mal getestet und so Gleichgesinnte aus Harburg kennengelernt. Geplant ist nun eine gemeinsame Wochenendtour.