Neu Wulmstorf. Bürger und Verwaltung in Neu Wulmstorf sind in Sorge: Zu- und Abfahrt könnten für Jahre massive Probleme verursachen.
Die ersten, dunklen Asphaltschichten sind bereits aufgebracht und Lärmschutzwände teils montiert: Kein Zweifel, der Bau des dritten A 26-Abschnitts zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf ist weit vorangeschritten, nach bisherigem Zeitplan soll die Strecke Ende des Jahres für den Verkehr freigegeben werden. Doch aus Neu Wulmstorf kommt jetzt Protest.
Dort wird von Kommunalpolitik und Verwaltung die Warnung immer lauter, diesen Abschnitt noch nicht freizugeben. Erst wenn auch der vierte Abschnitt mit dem Anschluss an die A 7 bei Moorburg 2025 fertig gebaut ist, dürfe auch dieser dritte Abschnitt befahren werden, fordern sie. Hintergrund der Forderung ist ein befürchtetes Verkehrschaos an der geplanten Anschlussstelle Rübke/Neu Wulmstorf, die dann für geraume Zeit auf weiter Strecke die einzige Auf- und Abfahrt wäre.
In Buxtehude ist die Zubringerstrecke zur eigenen Anschlussstelle durch einen juristischen Streit zwischen Kreis und Anwohnern noch lange blockiert. Die dortige Auffahrt ist zwar bereits fertig asphaltiert, aber gesperrt und soll zunächst nur von Rettungsfahrzeugen benutzt werden. Und auf Hamburger Gebiet ist keine A 26-Ausfahrt geplant.
„Wenn das Navi sagt: bitte wenden, dann wird gewendet“
Der Lkw- und Pkw-Verkehr mit Ziel und Quelle Autobahn würde sich in Rübke aber auch im Hamburger Stadtteil Neuenfelde unerträglich erhöhen, so die Befürchtung. Vor allem, wenn in Rübke die A 26 für zwei Jahre endet und sich dort der Verkehr konzentriert. „Die Eröffnung dieser A 26-Anschlussstelle ist ohne vernünftige verkehrslenkende Maßnahmen nicht zu verantworten“, sagt Bürgermeister Tobias Handtke (SPD). Er glaube auch nicht, dass die bisher geplanten Maßnahmen eine große Entlastung brächten. So ist geplant, dass der Verkehr von der Autobahn in der Übergangszeit bis zum A 7-Anschluss zunächst nur Richtung Neu Wulmstorf und B 73 abbiegen darf.
Nach jüngsten Überlegungen des Landkreises Harburg soll eine durchgezogene Linie auf der Landstraße verhindern, dass Fahrzeuge verkehrswidrig wenden und dann doch über Rübke und Neuenfelde fahren. Handtke: „Wenn das Navi sagt: bitte wenden, dann wird gewendet, um Umwege zu sparen“. Und das spätestens im ersten Kreisel in Neu Wulmstorf.
Ähnlich äußert sich auch der Neu Wulmstorfer CDU-Politiker und Vorsitzende des Mobilitätsausschusses, Peter Hauschild. Schon in den 90er Jahren habe es aus Neu Wulmstorf die Forderung gegeben, den dritten und vierten A 26-Abschnitt nur zusammen freizugeben. „Ich bin ein großer Verfechter dieser Idee, das wäre eine gute Lösung“, sagt Hauschild.
Ortsumgehung von Rübke als langfristige Lösung
Als langfristige Lösung für den künftigen Verkehrsknotenpunkt in der Gemeinde fordert Neu Wulmstorf zudem eine Ortsumgehung von Rübke. Wie berichtet, war dazu kürzlich eine von Gemeinde und Landkreis in Auftrag gegebene Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass eine östliche Umfahrung des Dorfes tatsächlich eine große Entlastung bringen könnte. Allerdings würde sie nur 45 Meter von den Häusern entfernt verlaufen, was vor Ort auf heftige Ablehnung stößt. Argument: Dann hätte man in Rübke zwei Straßen, weil ja auch noch die bisherige Landstraße mitten durch das Dorf führt.
Nun soll sich nach einem Beschluss des Neu Wulmstorfer Mobilitätsausschusses der Bürgermeister dafür einsetzen, dass zwar eine Ortsumgehung gebaut wird, die Landesstraße aber dann zu einer Gemeindestraße möglichst mit Sackgasse umgewidmet wird. Allerdings würde eine solche Ortsumgehung gut zehn Millionen Euro kosten. Zudem wird eine solche Straße von Hamburg bisher abgelehnt. Noch also dürfte völlig unklar sein, wie sich das Rübker und Neuenfelder Verkehrsproblem nach Freigabe der letzten A 26-Abschnitte lösen lässt. Forderungen gibt es schon lange, Konzepte sind aber immer noch nicht in Sicht, obwohl die Termine immer näher rücken.
Derweil wird an der Autobahn weiter gebaut. Im dritten Abschnitt zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf ist die untere Asphalt-Tragschicht bereits aufgebracht, derzeit wird an der mittleren Bindeschicht gearbeitet, heißt es bei der neuen staatlichen Autobahn GmbH. Im Mai soll dann die letzte Deck- oder auch Verschleißschicht asphaltiert werden. Es fehlen auch einige Lärmschutzwände, Schilder und Markierungen. Auch machten sich mittlerweile Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien durch den Ukraine-Krieg bemerkbar. Noch sei daher nicht absehbar, ob der für Ende des Jahres geplante Fertigstellungstermin für den dritten Abschnitt tatsächlich eingehalten werden kann. Zumal Asphalt ein Erdöl-Produkt sei und es auch damit als Folge des Krieges noch zu Engpässen kommen könnte.