Bremen. Mit Kuh Madel prüfte die Hindu-Gemeinde den Bauplatz, nun stehen die ersten Mauern des Tempels in Bremen. Möglicherweise wird Madel auch bei der Einweihung des Gebetshauses gebraucht - dann müsste sie Nachwuchs mitbringen.
Der Bau eines Hindu-Tempels in Bremen schreitet voran. "Die Wände sind schon da", sagte der Sprecher der Hindu-Gemeinde, Pathmakaran Pathmanathan. "Unser Plan ist, bis Oktober fertig zu werden", so Pathmanathan. Wegen der Corona-Pandemie könnte es aber zu Verzögerungen kommen. Die Bremer Hindu-Gemeinde hatte im Januar 2018 für überregionales Aufsehen gesorgt, weil sie die Baustelle von einer Kuh begehen ließ. Nachdem Kuh Madel den Ort für gut befand, begannen die Verantwortlichen mit der weiteren Planung und reichten den Bauantrag ein. Zum ersten Spatenstich im August 2020 verteilte ein Hindu-Priester spezielles Kürbiswasser auf dem Baugrund - zum Schutz vor bösen Geistern.
Das hinduistische Gebetshaus mit einem zehn Meter hohen Turm entsteht auf einem Grundstück der Bremer Heimstiftung inmitten eines sozial-ökologischen Quartiers. Aus Sicht der Stiftung passt der Tempel gut in das bunte Viertel. "Das ist eine Bereicherung", sagte Sprecherin Antje Sörensen. Sie geht davon aus, dass im Stiftungsdorf Ellener Hof viele Menschen mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen leben werden. "Es geht um Toleranz und Gemeinsamkeit."
Für die Innenarchitektur des Tempels sollen Fachleute aus Indien anreisen, wie Pathmanathan erzählte, der 1989 aus Sri Lanka nach Deutschland kam und in Bremen einen Verein für gläubige Hindus gründete. Auch verschiedene Gottheiten, die im Tempel einen Platz bekommen, werden in Indien hergestellt. "Sie haben schon angefangen zu arbeiten", sagte er über die Bildhauer, die spezielle Marmorsteine verwenden. Der Tempel und das angrenzende Nebengebäude umfassen insgesamt rund 420 Quadratmeter. Finanziert wird das Bauvorhaben über einen Kredit sowie Spenden. Pathmanathan rechnete mit Kosten von mindestens 600 000 Euro.
Der Nebenraum des Tempels soll für Religions- und Tanzunterricht sowie für Versammlungen genutzt werden. Auch Menschen, die zur Ruhe kommen wollten, könnten ihn nutzen. "Wir können alle einladen", sagte der Gemeindesprecher. Jeder sei willkommen.
Kuh Madel, die dem Bürgerschaftspräsidenten Frank Imhoff (CDU), gehört, könnte nach der Fertigstellung des Baus vielleicht einen weiteren Auftritt haben. "Wenn man einen Tempel einweiht, muss eine Kuh und eine Kälbchen dabei sein", erklärte der Gemeindesprecher. "Wenn der Bürgerschaftspräsident Madel dann immer noch hat und wenn sie ein Kälbchen hat, kommt er", sagte Pathmanathan. "Wir haben Kontakt."
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