Hannover. Wenn Obstsorten Namen wie “Lederhosenbirne“, “Schafsnase“ oder “Gute Luise“ tragen, weiß man, dass sie auf Streuobstwiesen heranreiften. Es ist eine gefährdete Anbauart, die wegen ihrer Bedeutung für die Artenvielfalt unter Schutz steht.

Streuobstwiesen sichern tausenden Tier- und Pflanzenarten ein geschütztes Zuhause. Umweltverbände schätzen sie insbesondere nördlich der Alpen als "Hotspots" der biologischen Vielfalt. An diesem Freitag - dem "Tag der Streuobstwiese" - steht die Anbauart zum zweiten Mal europaweit im Mittelpunkt. Im März 2021 wurde der Streuobstanbau zum Immateriellen Kulturerbe erklärt.

Das Streuobstwiesen-Bündnis Niedersachsen warnte, dass diese Anbauflächen immer noch als stark gefährdet gelten. Der Verein verweist auf seiner Internetseite auf einen dramatischen Rückgang in den 1960er und 1970er Jahren. Damals sei der Streuobstbau als "betriebswirtschaftlich unrentabel" eingestuft worden und die Rodung von Streuobstwiesen sogar mit Landesmitteln gefördert worden.

Von 2007 bis 2017 sei die Fläche der Streuobstwiesen in Niedersachsen von 549 auf 891 Hektar gewachsen. Die Anbaufläche für Bio-Streuobst in Niedersachsen betrug im vergangenen Jahr 335 Hektar, ein Jahr zuvor waren es noch 305 Hektar.

Mehr als 1200 Apfelsorten, 1000 Birnensorten, 250 Kirschsorten und 320 Zwetschgensorten sind den Angaben zufolge auf Streuobstwiesen bekannt. Ihre Geschmack sei aromatisch und sie trügen ausgefallene Namen wie "Schafsnase", "Gute Luise" oder "Lederhosenbirne". Walnuss und Speierling seien ebenfalls typische Streuobstwiesenvertreter.

In Niedersachsen kommen Streuobstwiesen vorrangig im Leine- und Weserbergland, im südlichen Harzvorland und im Eichsfeld vor. Vereinzelt gibt es sie auch in Göttingen, Holzminden und Osterode. Eine landesweite Erfassung der Wiesen gibt es allerdings nicht.

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