Hannover. Nicht nur vorübergehend ein Dach über dem Kopf, sondern ein eigenes Zuhause - kann man obdachlosen Menschen so besser helfen? In Hannover soll ein neues Modellprojekt das erreichen. “Housing First“ heißt das Konzept, das den Menschen vor allem eines verspricht.

Eine eigene Wohnung für Menschen von der Straße: In einem Modellprojekt in Hannover sollen kleine Wohnungen an bislang Obdachlose vermietet und die Menschen so schneller integriert werden. Die ersten Mieter sollten im Laufe des Monats in die 15 Wohnungen eines Neubaus einziehen, sagte der Vorsitzende der Stiftung "Ein Zuhause", Eckart Güldenberg. Der Bau wurde mit Zuschüssen von Stadt und Region Hannover sowie einem Darlehen des Landes gefördert. Das Modellprojekt mit Betreuung durch zwei Sozialpädagoginnen läuft zunächst drei Jahre, es sei das erste Projekt nach dem "Housing-First"-Prinzip in Norddeutschland.

Das Konzept "Housing First" stammt aus den 1990er Jahren zur Versorgung obdachloser Menschen in den USA. Eine eigene Wohnung gilt demnach als Basis und zentrales Instrument der Lebensbewältigung. Die Bewohner erhielten einen festen Mietvertrag, betonte Güldenberg. Die Mieterbetreuung sei freiwillig. Ziel sei, den Menschen mit einem normalen Mietverhältnis Sicherheit und eine dauerhafte Perspektive zu geben, erklärte Stiftungsrat Andreas Sonnenberg. "Es ist wichtig, dass die Menschen hier ankommen."

Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay sieht darin einen "wichtigen Baustein". Ziel sei, vielfältige Angebote zu schaffen, sagte der Grünen-Politiker. Das neue Konzept kombiniere Wohnen und individuelle Betreuung. Kürzlich hatte die Stadt das Modellprojekt "Plan B - OK" vorgestellt, das ebenfalls die Not von Menschen auf der Straße lindern soll. Diese werden bis zu drei Monate untergebracht, betreut und dabei unterstützt, eine neue Lebensperspektive zu finden. Rund 500 Menschen leben in Hannover auf der Straße.

Die Nettokaltmiete für die etwa 35 Quadratmeter großen Einzimmerwohnungen soll 200 Euro betragen, eine 45 Quadratmeter große Wohnung soll 250 Euro kosten. Bezahlen sollen die Mieter dies aus Transferleistungen des Jobcenters. Neben einem Landesdarlehen von 1,5 Millionen Euro bekam die Stiftung für das Projekt Zuschüsse von 460 000 Euro von der Stadt und 360 000 Euro von der Region Hannover. Die Kosten für Sozialarbeit von 120 000 Euro in den drei Jahren teilen sich Stadt und Region, ebenso 78 000 pro Jahr für die Mieterbetreuung. Sechs der 15 Bewohner sind Frauen.

© dpa-infocom, dpa:210314-99-813860/2