Kirchenmitarbeiter reagieren empört auf die Predigt des Bremer Pastors Olaf Latzel. Ein Religionswissenschaftler vergleicht sie mit dem religiös-fundamentalistischen Denken radikaler Muslime.

Mitarbeiter der Bremischen Evangelischen Kirche haben sich in scharfen Worten von der umstrittenen Predigt des Bremer Pastors Olaf Latzel, 47, distanziert. Latzel beschädige in unerträglicher Weise das Ansehen der Kirche und ihrer Mitarbeiter, heißt es in einer Resolution „für eine Vielfalt der Religionen und gegen Hassprediger“, die am Freitag veröffentlicht wurde. Sie befürchten, dass der Pastor den Boden für Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Gewalt und Hass bereitet.

Kirchliche Mitarbeiter sähen sich nun dem Vorwurf ausgesetzt, ihr Arbeitgeber biete Fundamentalisten Raum. Von der Kirchenleitung erwarten sie deshalb „mehr als ein Bekenntnis zur Vielfalt“. Sie müsse gegen Latzel alle zur Verfügung stehenden disziplinarrechtlichen Mittel ausschöpfen.

Staatsanwaltschaft eingeschaltet

In einer Predigt vom 18. Januar bezeichnete der streng konservative evangelische Pastor der Bremer St.-Martini-Gemeinde das islamische Zuckerfest als „Blödsinn“, Buddha als „dicken, fetten Herrn“ und die Lehre in der katholischen Kirche als „ganz großen Mist“. Der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Reliquien der katholischen Kirche beschimpfte er als „Dreck“. Zu Götzen und anderen Göttern sage Gott „umhauen, verbrennen, hacken, Schnitte ziehen“. Kritik wies Latzel mit den Worten zurück, er sei ausschließlich gegen eine Vermischung der Religionen.

Die Bremer Staatsanwaltschaft prüft, ob die Predigt den Anfangsverdacht einer Straftat wie Volksverhetzung oder Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft erfüllt. Bremens leitender Theologe Renke Brahms bezeichnete die Kanzelrede in Teilen als „geistige Brandstiftung“. Bremens Bürgermeister und Kirchensenator Jens Böhrnsen (SPD) hat den Eindruck, „dass hier zum Religionskampf aufgerufen worden ist“. Der evangelische Studentenpastor Andreas Quade sprach von „Fundamentalismus pur“, der muslimische Schwestern und Brüder beleidige.

Selbst die bibeltreue Evangelische Allianz, der auch die St.-Martini-Gemeinde angehört, distanzierte sich. Latzel habe viele Dinge gesagt, die durchaus verletzend seien und Menschen vor den Kopf stießen, sagte ihr Vorsitzender, Pastor Andreas Schröder. „Ich bin der Meinung, in dieser Weise geht das nicht“, sagte der Theologe Radio Bremen.

Geht Latzel den Weg aller religiöser Fundamentalisten?

Der Bremer Religionswissenschaftler Christoph Auffarth verglich Latzels Predigt mit dem religiös-fundamentalistischen Denken radikaler Muslime. Latzel habe sich in seiner Predigt weniger gegen andere Religionen gewendet als vielmehr an die Vertreter seines eigenen Glaubens, sagte er im epd-Gespräch. Mit dem Ruf zurück zur reinen ursprünglichen Lehre gehe er denselben Weg wie alle religiösen Fundamentalisten. „Sie bekämpfen lieber ihre eigenen Leute, als dass sie eine Verweichlichung ihres Glaubens zulassen.“

Mittlerweile hat die Martini-Gemeinde eine Stellungnahme auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Darin heißt es, Gemeinde und Pastor stünden für eine weltoffene und freie Gesellschaft, in der alle Menschen gleich welcher Hautfarbe, Ethnie oder Religion in Frieden miteinander leben könnten. „Wir wenden uns als Gemeinde und Pastor gegen jede Form der Verfolgung, der Verunglimpfung oder Einschränkung des Glaubens gleich welcher Religion“, heißt es.

Gemeinde und Pastor lehnten jede Form der Vermischung der Religion ab, „bei der uns als Christen ein anderer Gott präsentiert wird, als der in der Bibel bezeugte dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist“. Große Rückendeckung erhält Latzel im Internet von evangelikalen Gläubigen, die in der Kritik an dem Bremer Pastor unter anderem „Christenverfolgung“ sehen.