Von Hamburg aus gesehen geht der Trabant um 21.43 Uhr auf - tiefrot gefärbt. Gute Sicht, so Astronomen, hat man allerdings erst ab 22.30 Uhr.

Berlin. Das gibt es nicht alle Tage: Am Mittwochabend erleben die Menschen in Deutschland ein besonderes Naturschauspiel, das in dieser Form erst im Jahr 2015 wieder zu sehen sein wird: Die totale Mondfinsternis. Wer Glück mit dem Wetter hat, kann ein rotbraun leuchtendes Himmelsspektakel betrachten. In diesem Jahr soll sie zudem noch außerordentlich lang sein. An verschiedenen Plätzen in der Bundesrepublik haben sich die Menschen zum Public Viewing verabredet. Allerdings droht ein Tief über Skandinavien die Sicht zu trüben. In Norddeutschland zittern die Fans der Mondfinsternis bereits vor dem befürchteten Regen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet Bewölkung auch im Westen. Besser sind Beobachter in Süd- und Ostdeutschland dran.

Gegen 21.00 Uhr kann das Farbspektakel am Südosthorizont erstmals bestaunt werden. Der Beginn des Himmelsschauspiels ist von Deutschland aus allerdings nicht zu sehen – der Mond geht bereits verfinstert auf. Von Mondaufgang bis Mitternacht lässt sich die zweite Hälfte des Spektakels dann mit bloßen Augen verfolgen, sofern das Wetter mitspielt. Eine spezielle Ausrüstung ist nicht notwendig. Von Hamburg aus gesehen geht der Trabant um 21.43 Uhr auf - tiefrot gefärbt. Gute Sicht, so Astronomen, hat man allerdings erst ab 22.30 Uhr.

Mit viel Glück kann zum Ende der Finsternis um kurz nach 23.00 Uhr auch noch die Internationale Raumstation ISS bestaunt werden. Sie zieht als hell leuchtendes Gestirn halbhoch über den Südwesthimmel.

„Im Süden sind die Chancen gar nicht so schlecht“, sagte DWD-Meteorologe Martin Jonas wenige Stunden vor Beginn des kosmischen Schattenspiels. „Dort könnten sich auch größere Wolkenlücken ergeben.“ Auch östlich der Elbe in Richtung Oder und Neiße könne der Himmel aufreißen. Bei der längsten Mondfinsternis seit mehr als zehn Jahren wird der Erdtrabant zentral durch den Erdschatten wandern.

Beobachter brauchen jedoch einen freien Blick zum Südosthorizont: Bis zum Ende des Schattenspiels wird der Erdtrabant nur 10 bis 15 Grad über den Horizont steigen. Die lange Dämmerung erschwert zusätzlich den Blick auf das Ereignis.

Für „Mofi“-Fans mit Wetterpech haben Observatorien in mehreren Ländern angekündigt, das Ereignis live im Internet zu zeigen. Einen Logenplatz hat die Mondsonde „LRO“ der US-Raumfahrtbehörde Nasa. In nur rund 50 Kilometern Abstand vom Erdtrabanten soll sie messen, wie stark die Mondoberfläche sich im Erdschatten abkühlt.

Bevor der Mond rot anläuft, taucht er zunächst in den so genannten Halbschatten, was an einem trüben Schleier auf dem Trabanten erkennbar ist. Erst wenn der Mond in den sogenannten Kernschatten der Erde eintritt, beginnt das intensive Farbenspiel. Beim Austritt aus dem Kernschatten verliert sich die rote Farbe langsam gegen den weiß-gelblichen Schein des Vollmonds.

Wenn der Mond in den Kernschatten tauche, seien zwei Bewegungen zu verfolgen, sagt Thomas Kraupe: Die Erddrehung, die sich im Mondaufgang spiegelt und die Bewegung des Mondes durch die Sterne. Der Mond bewegt sich in einem Monat um die Erde, in einer Stunde bewegt er sich am Himmel um ein halbes Grad seines Durchmesserweiter, sagt Thomas Kraupe. Dabei läuft der Erdtrabant von West nach Ost, als oder scheinbaren Drehung des Himmelsentgegen (tatsächlich dreht sich ja die Erde, nicht der Himmel). Deshalb verschwindet zuerst der linke Teil des Mondes im Schatten der Erde und taucht am Ende der Finsternis auch zuerst wieder auf. "Die Bewegung des Mondes ist während einer Mondfinsternis besonders schön zu verfolgen", sagt Kraupe. Nicht bei jedem Vollmond komme es zu einer Mondfinsternis, denn die Bahn des Mondes sei gegen die scheinbare Sonnenbahn und gegen die Ebene der Erdbahn um etwa fünf Grad geneigt. "Nur wenn der Vollmond nahe einem der beiden Kreuzungspunkte der Bahnen steht, kann es eine Mondfinsternis geben."

(dpa/abendblatt.de)