Hessens SPD-Chefin Andrea Ypsilanti ist mit dem Versuch gescheitert, ihre fraktionsinterne Kritikerin Dagmar Metzger umzustimmen und sich so eine Mehrheit zu sichern.

Metzger sagte am Freitag nach einem Gespräch mit Ypsilanti, sie bleibe bei ihrem Nein zur Regierungsübernahme mit Hilfe der Linken. Damit drohen die Verhandlungen über eine rot-grüne Minderheitsregierung zu scheitern, bevor sie begonnen haben. Auf Wunsch der Grünen war der ursprünglich für Freitag geplante Auftakt bereits vor dem Gespräch Ypsilantis mit Metzger auf Montag verschoben worden, wie die SPD mitteilte. Die Grünen hatten die SPD dabei aufgefordert, Klarheit in ihren Reihen zu schaffen. Neben Metzger stellte sich auch der hessische SPD-Unterbezirk Main-Kinzig gegen Ypsilanti.

Metzger sagte: "Es war ein sachliches Gespräch. Aber es hat mich in dem, was ich entschieden habe, nicht dazu bewogen, in irgendeiner Art und Weise meine Entscheidung zurückzuziehen." Damit hätten SPD, Grüne und Linke zusammen im Landtag nur noch eine Mehrheit von einer Stimme. Unklar war, ob einer weiterer erkrankter SPD-Abgeordneter an der konstituierenden Sitzung des Landtags am 5. April und damit an der Wahl des Ministerpräsidenten und der Regierung teilnehmen kann. Die "Berliner Zeitung" (Freitag) schrieb ohne Angabe von Quellen, er wolle kommen.

Der SPD-Bezirk Main-Kinzig erinnerte in einer Erklärung auf seiner Homepage an die vor der Wahl gegebene Zusage, nicht mit Linken zu kooperieren. Die SPD habe bei der Landtagswahl am 27. Januar zwar an Stärke und Bedeutung gewonnen, aber keinen eindeutigen Regierungsauftrag erhalten. Sie müsse ihre Ziele mit einer breiten demokratischen Mehrheit im Landtag erreichen - möglichst mit Hilfe der FDP. Gelinge dies nicht, seien Neuwahlen anzustreben.

Die Grünen-Landeschefs Tarek Al-Wazir und Kordula Schulz-Asche hatten bereits am Donnerstagabend in einem Brief an Ypsilanti geschrieben, sie seien weiter zu einer rot-grünen Regierung mit ihr als Ministerpräsidentin bereit. "Allerdings müssen wir uns darauf verlassen können, dass auch alle 42 Abgeordneten der SPD-Fraktion das so sehen." Vor einer Klärung seien Gespräche nicht sinnvoll. Ob es nach Metzgers erneutem Nein beim Verschiebungstermin Montag bleibt, war deshalb zunächst unklar.

Der hessische Grünen-Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin: "Wir können mit einer SPD, die aus zwei Parteien besteht, nicht regieren." Die Stimmung bei den Grünen schwanke "zwischen Hoffnung und Frustration". Er fügte hinzu: "Es sieht nicht gut aus."

Der rechte Flügel der SPD warnte Ypsilanti erneut davor, sich zur Wahl zu stellen. Das wäre ein "Parforceritt, der nicht zu gewinnen ist", sagte Johannes Kahrs, Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises, der "Passauer Neuen Presse" (Freitag). "Es wäre viel schlauer, ... Roland Koch (CDU) geschäftsführend im Amt zu lassen, und mit Grünen, FDP und Linken Inhalte durchzusetzen. So wird Koch als Ministerpräsident bewegungsunfähig - und nach zwei Monaten ist der Fall Koch ein Fall (der Bundeskanzlerin Angela) Merkel."

Ypsilanti braucht mindestens 56 der 110 Abgeordnetenstimmen, um zur Ministerpräsidentin gewählt zu werden. SPD, Grüne und Linke haben zusammen 57 Stimmen. Ein SPD-Abgeordneter ist krank; es ist unklar, ob er an der konstituierenden Sitzung des Landtages am 5. April teilnehmen kann.