Eltern werden ungeduldig und die ersten Kinder von der Schule genommen: Das ideale Konzept der Reformschule von Pop-Sängerin Nena kollidiert mit der Wirklichkeit.
Hamburg. Pop-Sängerin Nena hat Startschwierigkeiten bei der von ihr in Hamburg gegründeten Schule eingeräumt. "Es gibt Eltern, die nervös werden, auf die Uhr gucken und Ergebnisse wollen", sagte Nena zur ersten Zwischenbilanz der Reformschule, die Kindern der ersten bis zehnten Klasse seit September ein Lernen ohne Noten und Lehrplan anbietet. "Das ist nicht für jeden auszuhalten, was wir hier machen", fügte die Gründerin der "Neuen Schule Hamburg" hinzu.
Die ersten vier Kinder seien von der Schule genommen worden, weil die Eltern nicht mit der Arbeit der "Neuen Schule" einverstanden gewesen seien, sagte Nena. Eine Mutter habe sogar einen anonymen Brief an die Schulbehörde geschickt und die Einrichtung schwer angeklagt. Die meisten Eltern würden aber weiter an das Konzept glauben. "Diese Schule ist für die Eltern eine größere Herausforderung als für die Kinder", sagte die Gründerin. Sie müssten lernen, ihren Kindern zu vertrauen.
Nena betonte, dass das Konzept funktioniere: "Es gibt Schüler, die abends nicht nach Hause wollen." Einige Kinder lernten aus eigener Initiative Spanisch, Englisch oder Chinesisch. Die Älteren bereiteten sich engagiert auf die Prüfungen für die Mittlere Reife vor. Die Gemeinschaft sei noch dabei, Regeln für das Zusammenleben aufzustellen - da gebe es viele Diskussionen. "Wir sind hier kein Heile-Welt-Laden, sondern eine Schule, die mitten im Leben steht", sagte die Sängerin.
Das Konzept der "Neuen Schule Hamburg" sieht vor, dass die Kinder selbstbestimmt lernen, sich frei entfalten und demokratisch mitbestimmen können. Damit folgt die Einrichtung dem reformpädagogischen Konzept der "Sudbury Valley School", das den Ideen der Montessori-Schule ähnelt. Es gibt keine Klassen, keine Noten und kein Sitzenbleiben. Die Ganztagsschule ist von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Jeder Schüler entscheidet selbst, wann, was und wie er lernen will.