Offenbar hat sich der tödliche Schuss doch nicht aus Versehen gelöst. Die Ermittlungen zeichnen ein anderes Bild.
Rom. Der tödliche Schuss auf einen Fußballfan in Italien hat sich entgegen ersten Polizeiberichten offenbar doch nicht versehentlich aus der Waffe des Beamten gelöst. Innenminister Giuliano Amato berichtete vor dem Parlament, die Ermittlungen hätten ergeben, dass der Beamte von der anderen Seite der Autobahn mit ausgestreckten Armen geschossen habe. "Warum, müssen wir noch klären", sagte Amato. Gegen den Polizisten werde wegen möglichen Totschlags ermittelt. Der Polizist hatte zuvor ausgesagt, dass sich der Schuss aus Versehen gelöst hätte.
Der Tod des Fußballfans am Sonntag hatte vor allem in Rom, Mailand und Bergamo zu schweren Krawallen wütender Fangruppen geführt. Dabei wurden auch Polizeifahrzeuge in Brand gesteckt. Amato erklärte, vier Personen seien in Rom festgenommen worden, fünf in Taranto, sechs in Mailand und sieben in Bergamo. Die Staatsanwaltschaft in Rom erwäge, die dort festgenommen vier Personen wegen Terrorismus anzuklagen.
Einige Fans hätten offenbar nur nach einem Grund für Angriffe auf die Polizei gesucht, sagte Amato, da sie immer noch wütend seien wegen der im Februar nach dem Tod eines Polizisten verhängten Sicherheitsmaßnahmen. "Jetzt gibt es einen neuen Grund für eine Vendetta, für den Hass auf die Polizisten."
Amato bestätigte, dass am Sonntag die Nachricht von einer Auseinandersetzung unter Fußballfans auf einem Rastplatz die Polizei in Arezzo erreicht hatte. Es war aber nicht klar, ob die Polizeistreifen davon informiert waren. Berichten vom Montag zufolge hatten die Schüsse möglicherweise nichts mit den Auseinandersetzungen zu tun. "Es ist auch möglich, dass die Polizeistreifen handelten, bevor sie die Nachricht (von den Fan-Auseinandersetzungen) bekamen", sagte Amato. "Ich gestehe, wir wissen nicht, ob der junge Polizist, der geschossen hat, wusste, dass es Kämpfe zwischen den Fans gab, oder ob er an etwas anderes dachte."