Hamburg . Polizei steht vor einem Rätsel: Täter und Motiv völlig unklar. Attacke geschah unmittelbar hinter der Kasse. Notoperation in Klinik.

Es ist ein Verbrechen, das die Hamburger Polizei vor ein Rätsel stellt. Am Sonnabend hat ein Unbekannter einen 22 Jahre alten Mann niedergestochen – unmittelbar hinter einer der Kassen von Ikea in Schnelsen. Bislang kann sich niemand erklären, was den Messerstecher zu dieser Tat trieb. Der Unbekannte flüchtete sofort und entkam unerkannt. Sein Opfer überlebte schwer verletzt. Die Mordkommission ermittelt.

Es war noch viel los, als der 22-Jährige am Sonnabend gegen 18 Uhr mit seiner Freundin nach dem Einkauf den Kassenbereich bei Ikea passiert hatte. Der Mann war auf dem Weg zum Ausgang, als der Unbekannte ihn angriff. „Das Opfer registrierte zunächst gar nicht, dass es durch einen Stich verletzt worden war“, sagt ein Polizist. „Der Mann glaubte zunächst, dass er gestoßen oder angerempelt wurde und ging weiter.“

Der Kreislauf des Opfers versagte

Erst nach einigen Schritten, mehrere Meter vom eigentlichen Tatort entfernt, versagte der Kreislauf des 22-Jährigen. Vor den Augen seiner Freundin und zahlreicher Kunden sackte der Mann zusammen.

Erst die Besatzung eines alarmierten Rettungswagens stellte fest, was passiert war: Der 22-Jährige hatte eine Stichverletzung im Oberkörper erlitten. Ein Notarzt brachte den jungen Mann ins Krankenhaus. Erst nach einer Notoperation hatten die Ärzte die erlösende Nachricht: Für den 22-Jährigen besteht keine Lebensgefahr.

Bei Ikea ermittelt jetzt die Polizei.
Bei Ikea ermittelt jetzt die Polizei. © Michael Arning

Die Polizei hatte in der Zwischenzeit nach ersten Zeugenaussagen die Fahndung nach dem Täter eingeleitet. Danach soll es sich bei dem Messerstecher um einen etwa 25 Jahre alten Südländer handeln. Der Mann wird als schlank und etwa 1,75 Meter groß beschrieben. Er hat kurz rasierte Haare. Zur Tatzeit trug er laut Zeugenaussagen dunkle Oberbekleidung.

Fahndung mit neun Streifenwagen blieb erfolglos

Die Fahndung mit neun Streifenwagen blieb erfolglos. „Wir haben verhältnismäßig wenig Zeugen“, sagt Polizeisprecher Ulf Wundrack. „Wie der Mann haben viele der Kunden, die sich im Bereich des Tatorts befanden, zunächst nicht mitbekommen, was passiert war.“ Niemand habe realisiert, dass es sich um einen Messerangriff gehandelt hatte. Wundrack: „Wir müssen davon ausgehen, dass viele Kunden beim Eintreffen der Polizei bereits ahnungslos das Möbelhaus verlassen haben.“

Beamte der Mordkommission und Kriminaltechniker sicherten über mehrere Stunden am Tatort Spuren. Auch die Aufnahmen mehrerer Überwachungskameras wurden sichergestellt. Sie werden jetzt ausgewertet. Die Ermittler hoffen, brauchbare Bilder des Angreifers zu finden.

Das Motiv ist völlig unklar. Das Opfer und auch seine Freundin gaben an, dass der Angreifer ihnen völlig unbekannt sei. Auch an einen Vorfall, der Auslöser der Tat gewesen sein könnte, erinnert sich die Begleiterin des Opfers nicht. Es gibt auch keinen Hinweis, dass der Täter irgendetwas rauben wollte oder zum Opfer gesagt hat.

Der 22-Jährige selbst konnte zunächst nicht eingehender vernommen werden. Am späten Sonntagnachmittag wollten Ermittler der Mordkommission ihn noch einmal intensiv vernehmen. Das Ergebnis wurde zunächst nicht bekannt.

Suche nach der Tatwaffe bei Ikea

Am Sonntagvormittag war die Polizei noch einmal mit einem größeren Aufgebot bei Ikea in Schnelsen. Die Beamten suchten die Umgebung und den großen Parkplatz ab. Die Hoffnung der Ermittler: Der Messerstecher könnte die Tatwaffe weggeworfen haben. Sie wäre ein wichtiger Spurenträger. Ein Messer wurde nicht gefunden. Dafür entdeckten Polizisten einen Schraubendreher, der als Stichwaffe benutzt worden sein könnte. „Der Schraubendreher ist alt und verrostet. Nach einer ersten Einschätzung dürfte es sich eher nicht um die Tatwaffe handeln“, so ein Beamter. „Letzte Gewissheit wird die Untersuchung durch die Kriminaltechnik bringen.“

So tappt die Polizei bei dem mysteriösen Fall weiter im Dunkel. „Bislang stellt es sich als eine völlig ungewöhnliche Tat dar“, so ein Kripomann. „In der Regel stehen bei solchen schweren Verbrechen Täter und Opfer in irgendeiner Beziehung .“ Deshalb hat die Mordkommission auch das Opfer überprüft. Eine Routineangelegenheit. Der 22-Jährige soll nach Informationen des Abendblattes ein völlig unbescholtener junger Mann sein.

Wer am Sonnabend bei Ikea war, etwas Verdächtiges bemerkt hat oder andere Hinweise zu dem Fall geben kann, möchte sich unter Telefon 040/428 65 67 89 bei der Mordkommission der Polizei melden.