Hamburg. 2500 Asylbewerber allein in der Siedlung – warum der geplante Einzug von deutschen Mietern stockt
Es war der Durchbruch im Streit um die Unterbringung von Flüchtlingen in Hamburg: Vor zwei Jahren vereinbarten die Stadt und eine Volksinitiative, dass Ende 2019 in den Unterkünften möglichst nur noch maximal 300 Flüchtlinge leben sollen – um „Gettos“ zu vermeiden und Integration zu ermöglichen. Nun zeichnet sich ab, dass dieses Ziel bei der größten Asylsiedlung in Billwerder mit 2500 Bewohnern deutlich verfehlt wird.
Mehrere Hindernisse stehen dem Vorhaben im Weg, einen Teil der Unterkunft in regulären Wohnraum umzuwandeln – und in der Folge für eine „Durchmischung“ mit einheimischen Mietern zu sorgen. Der private Investor an dem Standort am Mittleren Landweg hat bislang keine entsprechende Genehmigung erteilt und der neue Bebauungsplan noch nicht die nötige Vorweggenehmigungsreife.
Zudem wäre für eine Umwandlung im größeren Stil eine weitere Lärmschutzwand auf dem Grundstück Am Gleisdreieck nötig. „Die zuständige Deutsche Bahn hat mitgeteilt, dass diese erst bis zum Herbst des Jahres 2020 errichtet wird“, sagte Flüchtlingskoordinator Anselm Sprandel dem Abendblatt. Er geht nun davon aus, dass die Zielzahl von maximal 300 Flüchtlingen am Mittleren Landweg frühestens zum Jahresende 2020 erreicht wird. An vielen weiteren Standorten liege man dagegen sogar deutlich vor dem Zeitplan.
Die Großsiedlung war seit Beginn der Planungen im Jahr 2015 hoch umstritten. Den 2500 Bewohnern der Unterkunft stehen nur etwa 1600 Einwohner im Stadtteil gegenüber. In vier Kitas auf dem Gelände der Unterkunft werden ausschließlich Flüchtlingskinder betreut. Der Sprecher der Volksinitiative für gelungene Integration, Klaus Schomacker, erwartet weiterhin, „dass Verträge auch eingehalten werden“. Andernfalls werde der Politik das Thema zur Bürgerschaftswahl 2020 „vor die Füße fallen“. Großsiedlungen seien riskant. „Integration findet da nicht statt.“
Flüchtlingskoordinator Sprandel betont, dass in Billwerder viele zusätzliche Angebote gemacht werden, etwa Sprachkurse. Laut der Unterkunftsleiterin ist das Zusammenleben friedlich. „Aber auch wir warten auf einen Plan, wie es genau weitergehen soll.“
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