Hamburg. Marode Gleise, Zugausfälle, Verspätungen: Bürgermeister gibt Bund Mitschuld an „desaströsen Zuständen“
Auf Hamburgs beliebtester Nordseeinsel wächst die Wut über die Chaostage bei der Bahn. „So machen wir unseren Tourismus kaputt!“, sagte gestern der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel, und klagte auch die Bundespolitik an. „Seit Jahren fordern wir, dass die bisher eingleisige Strecke zwischen dem Festland und Sylt zweigleisig ausgebaut wird, doch im Bundesverkehrswegeplan ist unsere Lebensader weiterhin ohne Priorität eingestuft.“ Sylt biete Touristen ein großartiges Urlaubserlebnis, „die An- und Abreise ist aber oft mit desaströsen Zuständen verbunden.“ Die Gleisanlagen seien „völlig veraltet“.
Auch Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) prangerte die „katastrophale Situation“ an und appellierte erneut an den Bund, endlich einzusehen, dass an einem Ausbau der Strecke kein Weg vorbeiführe. „Die Marschbahn wird nur stabil laufen, wenn wir zwischen Niebüll und Westerland zweigleisig unterwegs sind“, sagte Buchholz.
Aktuell wird die Situation aber erst einmal chaotisch bleiben. Erst Dienstag oder Mittwoch kommender Woche sollen die Schleifarbeiten an den beschädigten Schienen und damit auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Strecke beendet sein, wie Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis dem Abendblatt sagte. „Wir können hier nur in der Nacht arbeiten.“ Dass die Lage noch deutlich schlimmer ist als am Wochenende befürchtet, zeigte sich am gestrigen Montag in Altona. Hier fiel nicht – wie ursprünglich angekündigt – nur ein Zug nach Westerland aus, es fuhr überhaupt keine Bahn mehr direkt auf die Insel. Stattdessen verkehrte stündlich ein Zug von Elmshorn nach Westerland, Pendler und Touristen mussten über andere Verbindungen dorthin gelangen und teilweise mehrfach umsteigen. Das bleibt auch heute so.
Seite 2 Leitartikel Seite 13 Bericht