Hamburg. Eine DNA-Analyse soll Klarheit über die Identität des Toten bringen. Die Kleidung spricht nicht dafür, dass es sich um Liam handelt.

Auch neun Tage nach dem Verschwinden von Liam Colgan fehlt von dem 29 Jahre alten Schotten eine verwertbare Spur. Der 1,82 Meter große Mann mit den rötlichen Haaren war nach einem Junggesellenabschied auf dem Kiez zuletzt am Sonnabendmorgen vor einer Woche vor dem „Hamborger Veermaster“ auf der Reeperbahn gesehen worden.

Am Sonntagvormittag hatte der Fund einer männlichen Wasserleiche am Containerterminal in Waltershof bei den Angehörigen des Schotten für die schlimmsten Befürchtungen gesorgt. Dort war in Höhe des Klärwerks gegen 10.30 Uhr ein in der Elbe treibender Körper entdeckt worden. Die Feuerwehr konnte den Toten bergen. „Bei einer ersten Durchsicht vor Ort wurden keine Ausweispapiere bei dem Toten gefunden“, sagte ein Beamter.

Die Leiche wurde daraufhin ins Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) gebracht. Dort wurde die Kleidung noch einmal genauer durchsucht. Zudem wurde versucht, durch Fingerabdrücke die Identität des Toten zu klären. Ein schwieriges Unterfangen, da die Leiche schon einige Zeit im Wasser gelegen hat. Nach Abendblatt-Informationen haben die Fingerabdrücke aber in der Datei keinen übereinstimmenden Treffer mit registrierten Personen ergeben.

Leiche: Keine Indizien sprechen für Liam

Nun muss eine DNA-Analyse Klarheit über die Identität des Toten bringen. Aus Polizeikreisen hieß es gestern am späten Nachmittag, dass es sich augenscheinlich „eher nicht“ um den vermissten Schotten handelt. Auch die Kleidung des Toten stimme „eher nicht“ mit derjenigen überein, die Liam Colgan zuletzt getragen haben soll.

Leiche aus der Elbe geborgen

Die Polizei fährt zum Fundort der Leiche
Die Polizei fährt zum Fundort der Leiche © Michael Arning
Die  Feuerwehr hat die männliche Leiche am Sonntag Vormittag geborgen.
Die Feuerwehr hat die männliche Leiche am Sonntag Vormittag geborgen. © Michael Arning
Von dort aus wird sie in die Rechtsmedizin gebracht
Von dort aus wird sie in die Rechtsmedizin gebracht © Michael Arning
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Bevor er verschwunden ist, trug der Postbeamte aus Inverness, einer 50.000-Einwohner-Stadt an der schottischen Nordostküste, eine braune Lederjacke, einen grauen Kapuzenpullover, einen Strohhut und eine blaue Jeanshose.

Auch am Wochenende hat die Polizei weiter an dem Fall gearbeitet. „Es sind aber keine weiteren Hinweise zu dem Mann eingegangen“, hieß es aus dem Präsidium.

Nahm die Polizei den Fall „Liam“ zunächst nicht ernst?

Am Freitag hatte die Polizei von 20 Hinweisen zum Fall „Liam“ gesprochen. Dabei hatte sich Buxtehude zu einem Schwerpunkt bei der Suche entwickelt. In der vergangenen Woche wollen Zeugen den Schotten dort gesehen haben. Drei Verkäuferinnen einer Bäckerei und unabhängig davon ein Mann wollen Liam erkannt haben. In einem Fall schlug auch ein Personenspürhund an und verfolgte eine Fährte vom Innenstadtbereich bis zum Bahnhof. In dem anderen Fall, auf einem Supermarktparkplatz, hatte ein Spürhund allerdings keine Witterung aufnehmen können.

Vorwürfe, dass dem Fall nicht die nötige Beachtung geschenkt wird, wies die Polizei zurück. „Man kann sich schon vorstellen, dass Angehörige und Freunde extrem belastet sind“, sagt ein Beamter. „Maßnahmen müssen aber auch Sinn ergeben. Dort, wo es Ansätze gab, ist gehandelt worden. Mehrfach wurden Spürhunde eingesetzt.“

Polizisten sollen Colgans Verschwinden zunächst nicht ernst genommen haben, hatte Alan Pearson, ein Freund des Vermissten, gegenüber der BBC gesagt. „Ich weiß, dass seine Familie von der Polizei beinahe spöttische Reaktionen bekommen hat, als sie sein Verschwinden angezeigt hat“, sagte Pearson in einer Nachrichtensendung des britischen Senders. Einer der Polizisten habe im ironischen Ton gesagt, er werde direkt in einen Hubschrauber springen und die Suche beginnen. „Das war nicht sehr hilfreich“, sagte Pearson, der zu den 18 Beteiligten des Junggesellenabschieds gehörte.

Hinweise nimmt die Polizei unter der Rufnummer 040/428 65 67 89 entgegen. Auch auf Facebook („help find liam“) geht die Suche nach dem jungen Mann weiter.