Hamburg. Wer länger arbeiten möchte, wird es bis zum Alter von 67 Jahren dürfen. Auch Studenten sollen unterrichten

Der Lehrermangel erreicht Hamburg. Zwar ist die Situation längst noch nicht so dramatisch wie in anderen Bundesländern. Doch auch die Schulen in der Hansestadt müssen immer größere Anstrengungen unternehmen, um die Stellen zu besetzen.

„Nach Gesprächen mit Schulleitungen aller Schulformen haben wir den Eindruck, dass es schwieriger wird, genügend Lehrkräfte zu finden“, bestätigt Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) auf Anfrage des Abendblatts. Dies betrifft die regulären Lehrerstellen, insbesondere aber auch die Honorarkräfte, die an den Schulen vorübergehend Lehraufträge bekommen, um die Kollegen zu ersetzen, die in Elternzeit gehen oder länger erkrankt sind.

Die Schulbehörde will das Problem mit mehreren Maßnahmen abmildern: So sollen Lehrer künftig auch über die derzeitige gesetzliche Altersgrenze von 65 Jahren und sieben Monaten hinaus bis zu zwei Jahre lang weiter unterrichten können – wenn sie es möchten. Bisher wurden Anträge in der Regel abgelehnt. Das soll sich ändern. „Wer länger arbeiten möchte, wird dabei nicht mehr blockiert“, kündigt Rabe an. Einen Anspruch darauf haben ältere Lehrer nicht. „Es bleibt dabei, dass der Schulleiter jeden Fall individuell prüfen und entscheiden kann“, so der Senator.

Zudem sollen Referendare, die häufig außerhalb der Schule Nebenjobs haben, künftig an den Schulen zusätzlichen Unterricht geben können – gegen Bezahlung. Schon jetzt greift die Schulbehörde für den Vertretungsunterricht auch auf Lehramtsstudenten zurück, die zwei oder drei Stunden wöchentlich unterrichten. Rabe möchte die Studenten hierzu noch stärker ermutigen.

„Wer bereits an der Schule unterrichtet hat, soll künftig bei der Vergabe der Referendariate bevorzugt werden“, sagt der Schulsenator. „Anstatt in der Gastronomie oder im Fitnessstudio zu jobben, können sie als angehende Lehrkräfte besser in der Schule Fristver­träge bekommen und unterrichten.“ Kürzlich hatte er bereits angekündigt, jedes Jahr 135 Referendare mehr einzustellen als bisher.

Der Lehrermangel in Hamburg hat mehrere Ursachen: Zum einen musste die Stadt in den vergangenen sieben Jahren besonders viele Pädagogen einstellen, um die Pensionierungswelle und die steigenden Schülerzahlen auszugleichen sowie qualitative Verbesserungen wie kleinere Klassen und die Inklusion umzusetzen – 1000 Lehrer im Jahr statt wie früher 400 bis 500. „Aber auch der Wettbewerb der Bundesländer um Lehrer wird härter“, sagt Rabe.

Er hat bereits vor einem halben Jahr in seiner Behörde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die nach Lösungen sucht und sich dabei gezielt ansieht, wie andere Bundesländer es machen. „Wir wollen nicht in die Situation kommen, aus der Not heraus zu handeln, sondern vorausschauend planen.“

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