Marcus Ganser inszeniert „Das (perfekte) Desaster Dinner“ in der Komödie Winterhude

Wo erwischt man einen Mann, auf den der Begriff Theaternarr perfekt passt? Natürlich auf der Bühne, genauer beim Bühnenbau. Das macht Marcus Ganser nebenbei auch noch. Seine eigentliche Profession ist Schauspieler. Weil er jeweils als Co-Direktor des Theaters Scala in Wien und des Stadttheaters Mödling knapp 20 Kilometer südlich der österreichischen Hauptstadt wirkt sowie Mitglied der freien Gruppe mit dem Namen „Theater zum Fürchten“ ist, muss die Pause fürs Gespräch ins kleine Zeitfenster passen.

In dieser Woche hat es Ganser, der bereits mit vier (!) Jahren in den „Troerinnen“ von Sartre am Theater an der Wien sein Bühnendebüt gab, mal wieder in die Hansestadt verschlagen. Erstmals in dreifacher Funktion ist er als Regisseur, Darsteller und Bühnenbildner im Winterhuder Fährhaus bis Mitte Januar für „Das (perfekte) Desaster Dinner“ verantwortlich. Es feiert am 10. November Premiere.

„Teilzeit-Hamburger“, diesen Begriff lässt Ganser gern für sich gelten. „Ich kenne mich in der Stadt inzwischen fast so gut aus wie in meiner Westentasche. Hamburg und Berlin sind die beiden deutschen Städte, in denen ich dauerhaft leben könnte“, sagt der tourneeerprobte Österreicher. Bis Ende Februar hatte Ganser in Winterhude noch in Jürgen Wölffers famoser Bühnenfassung von Franz Werfels Zweiter-Weltkriegs-Tragikomödie „Jacobowsky und der Oberst“ als jüdischer Fluchthelfer des Militärs mit fast naiven Charme als Antiheld geglänzt.

Wölffer, Senior-Chef der mit dem Winterhuder Fährhaus eng verbandelten Komödie am Kurfürstendamm, hatte Ganser vor gut 20 Jahren erstmals nach Deutschland geholt. Dafür musste dieser sich von seinen Hauptjobs als Moderator, Redakteur, Regisseur und Chef des Kinderprogramms beim ORF loseisen.

Ganser hat das Stück, einst „Madame, es ist angerichtet“, neu adaptiert

Seit 2006, angefangen mit „Meine Schwester und ich“ mit Herbert Herrmann und dessen Frau Nora v. Collande, hat Marcus Ganser mehr als ein halbes Dutzend Komödien im Winterhuder Fährhaus gespielt. Hat mehr als 300-mal den „Mustergatten“ gegeben und hier fünfmal selbst inszeniert. Zuletzt die Mehr-Generationen-Komödie „In alter Frische“ von Landsmann Stefan Vögel.

Marc Camoletti, den französischen Autor des aktuellen Stücks, kennt der Theater-Tausendsassa: Als Regisseur und Bühnenbildner verlieh Ganser dessen Boulevardstück „Boeing-Boeing“ Flügel. Barg diese Erfolgskomödie schon einige Turbulenzen, scheint das Verwechslungspotenzial in „Das (perfekte) Desaster Dinner“ noch größer. Dafür hat Ganser die deutsche Fassung mit dem einst recht altbackenen Titel „Madame, es ist angerichtet“ neu adaptiert. Und der Inhalt? Ganser schmunzelt: „Intellektuelle werden mit dem Kopf schütteln“, sagt der 48-Jährige, „aber nach spätestens 30 Minuten bleibt einem nichts anderes übrig, als den Verstand auszuschalten und zu lachen.“ Theater sei stets viel Behauptung, doch bei „Das (perfekte) Desaster Dinner“ scheinen die Figuren selbst nicht zu glauben, was sie sagen, weil sie sich in immer neue Lügen verstricken, so Ganser. Gastgeber Stefan, der ein romantisches Dinner mit seiner Geliebten im Wochenendhäuschen verbringen möchte, schiebt seinen Freund Robert als Alibi vor. Bis die Ehefrau schneller als erwartet zurückkehrt und Robert flugs den Liebhaber von Stefans Geliebter mimen muss, obwohl er selbst was mit dessen Gattin hat ...

Marcus Ganser fasst all das lachend in einem Satz seiner Figur Robert zusammen: „Ich habe den Überblick über die Geliebten verloren.“ Da fängt der Spaß erst an – trotz seiner Dreifach-Belastung.

„Das (perfekte) Desaster Dinner“ Premiere
Fr 10.11., 19.30, bis 14.1.2018, täglich außer Mo, Komödie Winterhuder Fährhaus (U Hudtwalcker­straße), Hudtwalckerstr. 13, Karten zu 24,09 bis 41,41 in der HA-Geschäftsstelle, Gr. Burstah 18–32, T. 30. 30 98 98; www.komoedie-hamburg.de