Hamburg. Tobias Bergmann stellt Abschaffung der Pflichtbeiträge bis 2020 infrage. Auszug aus Gebäude am Adolphsplatz?
Mit einem Kantersieg bei der Plenumswahl (55 von 58 Sitzen) haben die sogenannten Rebellen unter Führung des heutigen Präses Tobias Bergmann vor Kurzem die Macht in der Handelskammer übernommen. Ihr zentrales Wahlversprechen: die Abschaffung der Pflichtbeiträge bis 2020. Doch nun wackelt dieses Versprechen bereits: „Es könnte sein, dass die Finanzlast durch Pensionsverpflichtungen und andere Hypotheken zu hoch ist und wir deshalb eine komplette Abschaffung der Pflichtbeiträge erst später realisieren können“, sagt Bergmann im Abendblatt-Interview. Auf die Frage, ob dies nicht Wahlbetrug sei, reagiert er eindeutig: „Ich halte das nicht für Wahlbetrug.“ Anlass für Plenums-Neuwahlen sieht der neue Präses auch nicht: „Warum?“, fragt er im Abendblatt. „Wir stehen dazu, dass die Handelskammer ihre zukünftigen Leistungen auf jeden Fall ohne Pflichtbeiträge erfüllen wird. Nur die schweren Finanzhypotheken der Vergangenheit müssen wir womöglich noch eine Zeit lang über Pflichtbeiträge abtragen.“ Zunächst will Bergmann die Arbeit einer eigens dafür eingesetzten Finanzkommission abwarten, die herausfinden soll, ob man die Pflichtbeiträge abschaffen kann. Nach Abendblatt-Informationen halten Experten der Kommission dies für nicht möglich.
Um Einnahmen zu generieren, plant Bergmann die Erhöhung von Gebühren. Diese sollten künftig kostendeckend sein. Zugleich will der neue Präses sparen. Ein Personalabbau sei aber derzeit nicht geplant. „Doch kein Unternehmen kann so etwas mittelfristig ausschließen“, so Bergmann. Möglich sei auch, dass die Kammer aus dem alten Börsengebäude auszieht: „Ich habe immer gesagt, dass wir jeden Stein umdrehen müssen – und dazu gehört auch dieses Gebäude am Adolphsplatz. Denn der Unterhalt ist sehr teuer.“
Seite 6 Interview: „Ist das Wahlbetrug?“