Hamburg. Gericht folgt Strafantrag der Anklage. Die Unschuldsbeteuerungen des 27-Jährigen seien nicht glaubhaft
Es ist auf den Tag genau ein Jahr vergangen, seit der kleine Tayler eines gewaltsamen Todes starb. Jetzt ist der Stiefvater des Babys, Michael Q., vom Hamburger Schwurgericht zu elf Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt worden. Der 27-Jährige habe den 13 Monate alten Jungen „heftigst geschüttelt, massiv und gewaltsam“ den Kopf „mindestens zehn- bis 15-mal hin und her geschleudert“ und so den Tod „zumindest billigend in Kauf genommen“, sagte die Richterin in der Urteilsbegründung.
Tayler war am 12. Dezember 2015 mit Krämpfen und Schnappatmung ins UKE eingeliefert worden. Dort wurden schwerste Hirnverletzungen als Folge eines massiven Schütteltraumas festgestellt. Sein Leben war nicht mehr zu retten. Eine Woche später starb der kleine Junge. Mit dem Strafmaß von elf Jahren folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Verteidiger Elmar Böhm, der Freispruch beantragt hatte, kündigte an, in Revision gehen zu wollen. Michael Q. beteuerte im Prozess, er habe Tayler „geliebt wie einen eigenen Sohn“. Er bestritt bis zum Schluss, für die schweren Verletzungen verantwortlich zu sein. Das Gericht aber glaubte ihm nicht. Seine Aussage sei durch die rechtsmedizinischen Gutachten widerlegt, sagte die Vorsitzende. Als Täter komme nur der Angeklagte in Betracht: Er sei zur Tatzeit, als der Junge misshandelt wurde, mit ihm allein gewesen. Die Mutter war kurze Zeit unterwegs.
Das Motiv des Angeklagten blieb für das Gericht im Dunkeln. Möglicher Auslöser sei eine verborgene Ablehnung gegen das Baby, Eifersucht oder Wut über Taylers Verhalten.
Seite 14 Das Gesicht zeigt keine Regung