Bergedorf. 600 Bewohner umquartiert. Hygieneprobleme schon vorher im früheren Baumarkt. Während Evakuierung brach Feuer aus
600 Flüchtlinge mussten am Sonnabendnachmittag ihre Unterkunft in Bergedorf verlassen. Der Verdacht der Behörde: Die Sanitäranlagen des ehemaligen Max-Bahr-Baumarktes an der Kurt-A-Körber-Chaussee sind mit Legionellen oder anderen gefährlichen Bakterien verseucht. Während der Evakuierung kam es in dem Gebäude außerdem zu einem Feuer. Verletzt wurde aber niemand.
Bereits am Morgen war die für die Zentrale Erstaufnahme zuständige Innenbehörde über die Gefahr informiert worden. Die Einrichtung war erst kürzlich von der Hilfsorganisation der Johanniter vom städtischen Unternehmen „Fördern und Wohnen“ übernommen worden. Die Sanitärcontainer mit Duschen – erst kürzlich dort aufgestellt – waren stellenweise verdreckt. Wasser hatte längere Zeit in den Leitungen gestanden, Filter waren verstopft. „Es gab Befürchtungen, dass sich Keime gebildet haben“, sagt der Referatsleiter Katastrophen- und Bevölkerungsschutz der Innenbehörde, Holger Poser. „Wir konnten unter diesen Umständen die Menschen dort nicht lassen.“ Denn die sogenannten Legionellen, stäbchenförmige Bakterien, sind gefährlich, wenn sie in die Lunge gelangen. Sie lösen unter anderem die gefürchtete Legionärskrankheit aus, die in bis zu 15 Prozent der Fälle tödlich verläuft. In die Lungen geraten die Keime vor allem beim Duschen, wenn warmes Wasser verdampft und so eingeatmet wird.
Deshalb wurden sofort Hilfskräfte von THW und Feuerwehr alarmiert. Auch Busse des HVV rückten an. Mehrere Stunden dauerte es, bis die Flüchtlinge, die ihre Habseligkeiten in Plastiksäcke verpackt hatten und vor der Halle warteten, auf andere Unterkünfte an der Schnackenburgallee in Bahrenfeld, an den Hellmesbergerweg in Rahlstedt und in die nahe ZEA an der Osterrade in Lohbrügge verteilt wurden.
Noch während der Evakuierung kam es in einem der durch Trennwende abgeteilten, oben offenen Wohnbereiche zu einem Feuer. Eine Matratze war in Flammen aufgegangen. Dunkler Rauch quoll aus den Oberlichtern. Der Brand wurde schnell von der Feuerwehr gelöscht. Trotzdem entstanden durch den Ruß weitere Schäden. Die meisten Flüchtlinge waren zum Zeitpunkt des Feuers bereits außerhalb des Gebäudes. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Die Kripo ermittelt.
In dem ehemaligen Baumarkt gab es schon beim Einzug im September 2015 Hygieneprobleme. Damals waren Flüchtlinge von den Messehallen dorthin verlegt worden – in ein verdrecktes Gebäude ohne ausreichende Bettenzahl und mit verschmutzten Sanitäranlagen. 50 Flüchtlinge hatten aus Protest die Nacht im Freien verbracht.
In Eidelstedt weicht die Politik nach Anwohnerprotesten von Plänen ab, ein Flüchtlingsdorf für 3000 Menschen zu errichten. Die Eimsbütteler SPD beschloss am Wochenende, statt 600 maximal 350 Wohnungen im Eilverfahren am Hörgensweg zu bauen.
Seite 10 Flüchtlingsdorf soll kleiner werden