Sorry, lieber Kohl: Das deutsche Lieblingsgemüse ist der Spargel
Für alle, denen Gemüse ganz wichtig ist, folgen jetzt die aktuellen Charts: Ganz vorn liegen das Korallenkraut, der Schwammwurz und der Hosendall. So nennt man den Spargel in Schlesien, der Schweiz und in Siebenbürgen.
Der Spargel als Nummer eins, das passt doch auch optisch. Das aufrechte Stangengemüse wird in Deutschland auf einer Fläche von mehr als 25.000 Hektar angebaut, das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr. 114.000 Tonnen wurden geerntet. Damit bleiben den Zwiebeln und den Möhren nur noch die Silber- und Bronzeplätze. Und – Dithmarschen, du musst jetzt ganz tapfer sein! – Kohlgemüse landet auf dem undankbaren vierten Platz.
Wenn man erst anfängt, über Spargel nachzudenken, hat man den Winter fast schon geschafft. Die weißen, grünen oder violetten Pflanzen sollen einst mit den Römern über die Alpen zu uns gekommen sein. Bei Trier hat man ein Preisschild aus Blei aus dem 2. Jahrhundert gefunden mit dem Namen und dem frühnachchristlichen Wochenmarktpreis des Gemüses.
Spargel galt und gilt schon lange als Delikatesse. „Denn Spargel, Schinken Koteletts/Sind doch mitunter auch was Netts“ reimte Wilhelm Busch in der „Frommen Helene“.
Aber schon im 16. Jahrhundert munkelte man, er würde bei Männern „lustige Begierde“ entfachen. Das fanden wohl auch Walter Jurmann und Fritz Potter, als sie 1930 den Song „Veronika, der Lenz ist da“ schrieben, den die Comedian Harmonists bekannt machten. Eine Zeile im „possenhaften Frühlingslied“ lautet „Veronika, der Spargel wächst“. Sie muss man nicht als Landfunk-Meldung interpretieren.
Der Spargel genießt ein steiles Ansehen. Gemüsediskriminierend wird es bei den ungesund aussehenden Laufsteg-Spargel-Tarzans und -Janes, den Size-zero-Models und bei Menschen mit etwas weiter gefasstem Mund, von denen man sagt, sie könnten Spargel auch quer essen. Aber ich wette, Julia Roberts könnte darüber lachen. Breit, aber schön.